Die Kreditlandschaft im August 2022
Sicherheit kostet Geld – mitunter viel Geld, wie die jährlich von Kreditvergleich.net durchgeführte Studie zur Restschuldversicherung bei Privatkrediten zeigt. Je nach Laufzeit muss der Kreditnehmer bisweilen mehr als 2.600 Euro extra zahlen (für einen 10.000 Euro Kredit). Ob es das Wert ist? Wir sind da recht deutlich, was das angeht. Ebenfalls recht klar sind die Zahlen der jüngsten Auswertung des Kreditneugeschäfts von Unternehmen durch KfW Research sowie im Postbank Wohnatlas 2022, was die Preise von Neubauten vs. Bestandsimmobilien angeht. Darüber hinaus sind unsere Zins-Indizes aktuell und präsentieren eher sommerliche Trends. Gut für Bauherren, solide für Otto-Normal-Kreditkunde.
- 8 Anbieter im Check: Restschuldversicherung kann bis zu 2.643 Euro Mehrkosten verursachen
- KfW Research: Kreditneugeschäft der Unternehmen zog im 1. Quartal 2022 deutlich an
- Postbank Wohnatlas 2022: Neubauten z. T. deutlich teurer als Bestandsobjekte
- Bauzinsen sinken im 2. Halbjahr auf aktuell knapp 2,58 Prozent
Restschuldversicherung im Test 2022: Bis zu 2.643 Euro Mehrkosten
Restschuldversicherungen bleiben eine teure Angelegenheit. In der jährlichen Auswertung von Kreditvergleich.net lagen die zusätzlichen Kosten der Angebote, mit denen sich Kreditnehmer gegen Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, Unfälle oder Tod absichern können, je nach Laufzeit zwischen 180,96 und bis zu 2.643,48 Euro. Prozentual lagen die Mehrkosten in einer Spanne von 1,77 bis 24,88 Prozent.
Vergleichsweise günstig gab es die Absicherung im Bereich der 1-Jahres-Kredite. Younited Credit verlangte zusätzliche 180 Euro, CreditPlus 238 Euro. Teuer waren indes die Deutsche Bank mit Mehrkosten von 430,34 Euro (+4,26 Prozent) sowie die SKG Bank mit 460,32 Euro (+4,50 Prozent). Bereits ab einer Kreditlaufzeit von drei Jahren klettern die Zusatzkosten aber auf bis zu tausend Euro an. Den negativen Spitzenwert weist erneut die Deutsche Bank mit 997,20 Euro bei dieser Kreditdauer aus. Die höchsten Zusatzkosten verursachen Restschuldversicherungen bei den Krediten mit sieben Jahren Laufzeit. Hier verursacht der Schutz bei der norisbank Zusatzkosten von 2.459,54 Euro (+23,19 Prozent) und bei der Deutschen Bank sogar 2.643,48 Euro (+24,88 Prozent).
Für den Test wurden die Mehrkosten der Restschuldversicherung von Banken untersucht. Basis war das größte Versicherungspaket (inklusive Schutz vor Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, Unfällen oder Tod) für einen verheirateten Angestellten im Alter von 45 Jahren mit einem Kind und 2.500 Euro Nettoeinkommen. Die Berechnung erfolgte im Juli 2022 direkt bei den entsprechenden Instituten.
Kreditmarkt wächst im 1. Quartal 2022 deutlich
Ein Blick auf die Auswertung des Kreditneugeschäfts bei Unternehmen und Selbstständigen im 1. Quartal 2022 zeigt, dass es deutlich angewachsen ist. Wie KfW Research mitteilte, stiegen die Bankdarlehen im Vergleich zum 1. Quartal des Vorjahres um 15,5 Prozent. Bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres gab es einen Anstieg um 9,5 Prozent zu verzeichnen. Das aktuelle Wachstum ist indes noch einmal stärker als zu Beginn der Corona-Krise. Für das 2. Quartal 2022 prognostizieren die Experten einen Anstieg auf 16,5 Prozent. Die nachlassende Konjunktur und die Zinswende führen laut KfW Research ab dem 3. Quartal zu einer Trendumkehr.
Gründe für das Kreditwachstum bei Unternehmen und Selbstständigen seine u. a. die Unternehmensinvestitionen, die durch Nachholeffekte und günstige Witterung rund um den Jahreswechsel getätigt wurden. Der Ukraine-Krieg und die Pandemie-Politik in China befeuerten zudem den Kreditmarkt. Zwar dämpften die vielen Unwägbarkeiten mittelfristig die Investitionsnachfrage, sorgten aber für einen erhöhten Vorsorgebedarf, z. B. in der Lagerhaltung. Auch der Kostendruck aufgrund steigende Preise verlange mehr Kreditnachfrage. Nicht zuletzt sorge das kletternde Zinsniveau dafür, dass sich Unternehmen derzeit um zinsgünstige Kredite kümmern.
„Die Trendwende am Kreditmarkt steht vor der Tür: Nach einem starken ersten Halbjahr werden Krieg, Konjunkturflaute und Kreditkosten in der zweiten Jahreshälfte das Kreditneugeschäft in Deutschland bremsen“, so Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.
Neubau oder Bestandsimmobilie? Das kommt auf den Standort und den Geldbeutel an, wie eine Studie im Postbank Wohnatlas 2022 zeigt. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat dafür Immobilienangebote in 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten unter die Lupe genommen. Im Ergebnis sind Neubauten speziell in München, der Metropolregion Rheinland sowie in Sachsen teurer als bestehende Immobilien. Die größten Preisunterschiede gibt es im Landkreis Miesbach, der an die Landeshauptstadt München grenzt. Der Quadratmeter in einem Neubau kostet durch durchschnittlich 12.371 Euro. Zum Vergleich der Quadratmeterpreis einer Immobilie, die vor 2018 entstand: 7.300 Euro. Auf eine 70 Quadratmeter-Wohnung umgerechnet entstehen beim Neubau Mehrkosten von 355.000 Euro. Im bundesweiten Durchschnitt liegt der Preisaufschlag des Neubaus (70-Quadratmeter-Wohnung) bei 93.694 Euro. Werden nur hochpreisige Bestandsobjekte angesetzt, d. h. die teuersten zehn Prozent, so sinkt der Preisabstand auf 70.151 Euro im Schnitt.
Ebenfalls teuer, also im Bereich von mehr als 200.000 Euro Aufpreis zum mittelpreisigen Bestandsobjekt, liegen die Städte Stuttgart und Darmstadt. Teuer bei den teuren Objekten: Garmisch-Partenkirchen. Satte 350.000 Euro Preisaufschlag zu hochpreisigen Bestandsimmobilien muss der Käufer dort bezahlen – dank Bergpanorama und hochwertiger Ausstattung.
In den meisten Großstädten, vor allem in den sieben größten Städten, sind die Preisaufschläge für Neubauten immens. Lediglich in Hamburg liegt die Preisdifferenz zwischen Neu- und Bestandsobjekt mit 99.800 Euro knapp unter der 100.000 Euro-Marke.
Zinsentwicklung im August 2022
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Smava | -0,40% | Volkswagen Bank | 2,99% |
OFINA | -0,40% | Qlick | 3,07% |
Verivox | 0,00% | HypoVereinsbank | 3,19% |
Maxxkredit | 1,44% | Duratio | 3,19% |
Younited | 1,48% | Deutsche Skatbank | 3,71% |
Zum Monatsbeginn August 2022 sanken die Werbezinsen bei den Anbietern in unserem Vergleich um 1,719 Prozent auf durchschnittliche 3,180 Prozent. Leider bedeutet das nicht unbedingt, dass Kunden günstiger an einen Privatkredit kommen. Der Zweidrittel-Zins kletterte nämlich gleichzeitig auf 4,259 Prozent – erneut fast 0,06 Prozentpunkte über dem letzten Monat. In den Top-5 gab es lediglich eine Änderung: Die TARGOBANK rutschte bei den Zweidrittel-Zinsen auf dem Spitzenfeld raus. Dafür stieg die Deutsche Skatbank auf den 5. Platz.
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | SWK | 2,69% |
Verivox | 0,00% | DSL | 2,85% |
Smava | 0,68% | Carcredit.de | 3,49% |
Younited | 1,48% | Bank of Scotland | 3,55% |
Commerzbank | 1,49% | ING | 3,75% |
Bei den Top-5 der Autokredite werden die Anbieter einmal durchgeschüttelt, zumindest was die Zweidrittel-Zinsen angeht. Dort fährt die Santander Bank (Carcredit.de) auf den 3. Rang, während die ING in der Reihenfolge auf den 5. Platz abrutscht. Der Durchschnitts-Mindest-Sollzins der Autokredite bleibt stabil bei 2,9764 Prozent – das entspricht dem Wert des Vormonats. Dagegen klettern die Zweidrittel-Zinsen im Schnitt auf 3,705 Prozent (Vormonat: 3,5836 Prozent). Im Vergleich zu den Kreditzinsen vor einem Jahr ist das übrigens ein Anstieg um fast zehn Prozent (9,778 Prozent um August 2021).
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
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Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
1822direkt | 1,80% | 1822direkt | 2,29% |
immo-finanzcheck.de | 1,85% | creditweb | 2,38% |
Baufi-line | 1,87% | immo-finanzcheck.de | 2,70% |
Dr. Klein | 1,98% | CE-Baufinanz | 2,79% |
creditweb | 2,00% | Dr. Klein | 2,97% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
Gute Nachrichten für Bauherren (ja, die braucht es auch aktuell): Die Zinsen sinken wieder leicht. Nach dem deutlichen Anstieg im 1. Halbjahr 2022 auf bis zu knapp drei Prozent, geht es aktuell wieder runter auf etwas über 2,58 Prozent. Indes wird sich der Trend kaum bis zum Jahresende halten. Weitere Zinsanhebungen durch die europäischen Zentralbank (EZB) sind absehbar und auch das Marktumfeld tut sein Übriges. Für günstige Baudarlehen lohnt weiterhin der Blick auf die 1822direkt, die im Vergleich den günstigsten Zweidrittel-Zins ausweist.