Die Kreditlandschaft im Dezember 2023
Noch wenige Wochen bis Weihnachten und bevor auch wir uns in die Weihnachtsferien verabschieden wollen wir nochmals einen Blick auf die Kreditlandschaft im Monat Dezember werfen. Da steht vor allem ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes im Zentrum. Im Fokus: Ist die „automatisierte Bonitäts-Prüfung der Schufa“ überhaupt zulässig? Die Richter haben eine eindeutige Antwort.
Zudem steht auch die KfW im Zentrum des Interesses, wenn auch eher als „Opfer“ – hervorgerufen durch die seitens des Bundesverfassungsgerichtes verhängte Haushaltssperre. Denn die hat nun zur Folge, dass die KfW keine Kredite mehr an Mitglieder von Baugenossenschaften ausgibt.
Zu guter Letzt schauen wir auf ein Thema, dass im Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion zunehmend wichtig wird – und zwar den nachhaltigen Krediten und deren Mehrwert für die Gesellschaft aber auch für Investoren und Kreditnehmer. Wir wünschen – nach den News – eine ruhige und besinnliche Weihnachtszeit!
- SCHUFA-Urteil: Score darf nicht mehr maßgeblich für Bonität sein
- Haushaltssperre wirkt sich auf KfW-Angebot aus
- Nachhaltige Kredite werden wichtiger
- Zinsen beim Baukredit gehen zurück
EuGH – Urteil: Nutzung des Schufa Scores muss eingeschränkt werden
Das Gericht hat sein Urteil gefällt: Der Europäische Gerichtshof hat die Anwendung des Schufa-Scores eingeschränkt. Doch was genau war Gegenstand des Verfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof?
Als privatwirtschaftliches Unternehmen sammelt die Schufa Informationen über nahezu alle erwachsenen Bürger in Deutschland und beurteilt ihre Kreditwürdigkeit. Das mächtigste Werkzeug der Schufa ist der Schufa-Score, dessen Berechnung jedoch als Geschäftsgeheimnis gehütet wird. Dieser Score dient vielen Banken, Telekommunikationsdienstleistern und Energieversorgern dazu, die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden zu bewerten. Personen mit einer schlechten Bonität erhalten dabei oft ungünstigere Vertragsbedingungen als solche, die als kreditwürdig gelten.
Allerdings erscheinen einige Faktoren, die den Score beeinflussen, geradezu absurd: Häufige Umzüge wirken sich grundsätzlich negativ auf den Score aus, unabhängig davon, ob Mieter ihre Verpflichtungen stets pünktlich erfüllt haben oder nicht. Zudem wird jemand, der einen Kredit zurückzahlt, besser bewertet als eine Person, die überhaupt keinen Kredit benötigt.
Im Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof ging es jedoch nicht um die konkrete Gewichtung dieser Faktoren, sondern um die Frage, ob die automatisierte Erstellung und Datensammlung der Schufa gegen das europäische Datenschutzrecht verstoßen. Das Gericht musste auch darüber entscheiden, ob private Wirtschaftsauskunfteien Daten aus öffentlichen Verzeichnissen noch speichern dürfen, nachdem sie aus diesen Verzeichnissen gelöscht wurden.
Das jüngst ergangene Urteil des EuGH hat die Verwendung des Schufa-Scores erheblich eingeschränkt. Unternehmen dürfen nicht allein auf Basis dieses automatisierten Scores entscheiden, ob sie Verträge mit Kunden abschließen. Eine solche Entscheidung ist nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig.
KfW streicht Darlehen: Zukunft der Baugenossenschaften ungewiss
Aus der Traum von Wohneigentum: Die Auswirkungen der Haushaltssperre werden deutlich, da die Regierung aufgrund finanzieller Zwänge gezwungen ist zu sparen, was sich unmittelbar in der Streichung erster Förderprogramme zeigt. Betroffen sind insbesondere Mitglieder von Baugenossenschaften, die nun keine Darlehen mehr von der Förderbank KfW erhalten. Die Konsequenzen für die Mitglieder und Genossenschaften sind erheblich, und die Aussicht auf kostengünstiges Wohnen in einer Genossenschaft ist vorerst in weite Ferne gerückt.
Dabei stehe Wohnungsgenossenschaften eigentlich für erschwingliches Wohnen über die gesamte Lebensspanne hinweg. Das von der KfW Bank geförderte Modell, den Erwerb von Genossenschaftsanteilen durch zinsgünstige Darlehen bis zu 100.000 Euro zu unterstützen, sollte den Kauf von selbstgenutztem Wohnraum bei Genossenschaften fördern und die Wohnungsnot lindern. Dieser Versuch scheint jedoch vorerst gescheitert zu sein.
Die KfW kündigte vor einer Woche an, die Förderungen vorübergehend auf Eis zu legen. Neue Anträge können nicht mehr gestellt und alle vorliegenden Anträge können nicht mehr zugesagt werden. Zwar bleiben bereits zugesagte Förderungen unberührt, doch der Traum vieler Menschen von einer kostengünstigen Genossenschaftswohnung ist vorerst geplatzt.
Nachhaltige Kredite: Finanzprodukte mit ökologischem Mehrwert
In der heutigen Finanzwelt gewinnen nachhaltige Kredite zunehmend an Bedeutung, da sie eine Antwort auf das wachsende Bewusstsein für Umwelt- und Sozialverantwortung im Finanzsektor darstellen. Diese Kredite sind nicht nur Finanzprodukte, sondern fungieren auch als Instrumente zur Förderung positiver ökologischer und sozialer Veränderungen. Sie bieten die Möglichkeit, Investitionen gezielt in Projekte zu lenken, die sowohl positive Auswirkungen auf die Umwelt haben als auch soziale Ziele unterstützen.
Der klare Vorteil solcher Finanzprodukte besteht vor allem darin, dass sie Investoren ermöglichen, ihr Kapital so einzusetzen, dass es sowohl eine attraktive Rendite als auch einen Beitrag zum Wohl der Gesellschaft und zum Umweltschutz leistet. Dieser Ansatz spiegelt einen Wandel in der Denkweise sowohl von Investoren als auch von Kreditnehmern wider. Es geht darum, die traditionelle Finanzwelt mit nachhaltiger Entwicklung zu vereinen und zu zeigen, dass Wirtschaftswachstum und ökologische Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.
Zinsentwicklung im Dezember 2023
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Smava | -0,40% | Deutsche Bank | 3,25% |
OFINA | -0,40% | Dr. Klein | 3,78% |
Verivox | 0,00% | Duratio | 4,40% |
Dr. Klein | 1,55% | Ikano Bank | 4,99% |
Younited | 1,89% | N26 | 5,89% |
Zinstechnisch aufwärts ging es zum 1. Dezember beim Werbezins der Ratenkredite. Vom Vormonatswert 4,7050 ging es auf 4,7413 Prozent nach oben. Die Zweidrittelzinsen kletterten moderat auf 6,714 Prozent (November: 6,6817 Prozent). Die Top 5 der Werbezinsen sind unverändert, während bei den besten fünf Anbietern auf Basis der Zweidrittelzinsen die N26 wieder den Platz mit der BBBank wechselt.
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | Ikano Bank | 4,99% |
Verivox | 0,00% | Bank of Scotland | 5,69% |
Smava | 0,68% | Smava | 6,20% |
Younited | 1,89% | OFINA | 6,20% |
Commerzbank | 2,24% | ING | 6,29% |
Bei den durchschnittlichen Mindestsollzinsen der Autokredite bewegte sich zum Dezemberbeginn wenig. Der Werbezins liegt mit 4,248 Prozent nur marginal über dem Vormonat (4,227 Prozent). Beim Zweidrittelzins bleibt mit 6,067 Prozent alles beim Alten. In den Top 5 ist ebenfalls keine Veränderung der Reihenfolge zu entdecken. Nur die Commerzbank verliert ein wenig den Anschluss.
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
DSL Bank | 3,08% | creditweb | 3,42% |
creditweb | 3,09% | Immo-finanzcheck.de | 3,54% |
Immo-finanzcheck.de | 3,16% | CE-Baufinanz | 3,61% |
CE-Baufinanz | 3,28% | Interhyp | 3,61% |
1822direkt | 3,50% | 1822direkt | 3,73% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
Zum Stichtag 1. Dezember 2023 fiel der durchschnittliche Bauzins auf 3,3441 Prozent – Tendenz weiter sinkend. Im Vormonat lag der Wert noch bei 3,4361 Prozent, d. h. rund 2,7 Prozent höher. Die Top 5 blieben weitestgehend unverändert, während bei den Zweidrittelzinsen die 1822direkt sowie die Interhyp in die Spitzengruppe rutschten. Dafür sind DTW und Dr. Klein in diesem Monat raus.