Die Kreditlandschaft im Februar 2022
Für Häuslebauer hat das Jahr 2022 mit weniger guten Nachrichten begonnen. Während die KfW-Förderung für energieeffiziente Gebäude zwischenzeitlich gestoppt wurde, was einige Bauherrn vor Finanzierungsprobleme stellt(e), gehen auch die Bauzinsen derzeit nach oben. Mitte Februar 2022 kletterte der durchschnittliche Mindestsollzins (Werbezins) auf 1,55 Prozent, was ca. zwölf Prozent über dem Wert vom 1. Januar 2022 liegt. Höher lag die Bauzinsen zuletzt 2019. Passend zum Haupthema beschäftigen wir uns diesmal auch mit den neuen Kriterien für Baukredite in Österreich. Abschließend folgt natürlich der obligatorische Blick auf die Kreditzins-Entwicklung in Deutschland.
- Gestoppte KfW-Förderung für energetisches Bauen sorgt weiter für Kritik
- Drei von 40 Anbietern passen Privatkreditzinsen im Februar 2022 an
- 20 Prozent Eigenanteil werden Pflicht – Österreich erhält strengere Richtlinien für Wohn-Kredite
- Unternehmenskredit-Index klettert über 2-Prozent-Grenze
Ärger um KfW-Programm zum energetischen Bauen hält an
Der Schock zu Jahresbeginn war groß, als Bundesminister für Wirtschaft Robert Habeck erklärte, dass es einen Zusagestopp für die KfW-Programme zum energetischen Bauen geben würde. Der Topf sei leer und die Antragsflut zum Jahresende nicht zu bewältigen – zumindest finanziell. Zwischenzeitlich musste das Ministerium jetzt zurückrudern und wird förderfähige Anträge, die bis zum Antragsstopp eingegangen sind, genehmigen. Das finale Datum war der 24. Januar 2022. Betroffen sind entsprechend rund 24.000 Antragssteller. Weil der bisherige Topf aber tatsächlich nicht ausreichen wird, muss nachgesteuert werden. Insgesamt steigen die Kosten für die Förderung für energieeffiziente Häuser auf 7,2 Milliarden Euro.
Damit es eine weitere Förderungsmöglichkeit in diesem Jahr gibt, will der Bund die Fördermaßnahme Effizienzhäuser KfW 40 wieder aufnehmen. Haken: Die Förderung ist auf eine Milliarde Euro gedeckelt und läuft Ende 2022 aus. Es handelt sich entsprechend um eine reine Übergangsmaßnahme. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW kritisiert die derzeitigen Unwägbarkeiten der Politik stark und verweist auf die Folgen, darunter deutliche Kostensteigerungen beim Wohnungsbau und ebenfalls Steigerungen bei Mietpreisen. „Klimaschutz und Wohnen müssen Hand in Hand gehen. Deshalb müssen der Förderstopp, die Halbierung des EH40-Programms und die Deckelung so schnell wie möglich zurückgenommen werden“, so Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes.
Zinsanpassungen im Februar 2022
Wer sich einen privaten Kredit sichern will, konnte zu Beginn des Februars 2022 auf recht stabile Zinssätze blicken. Von den 40 betrachteten Angeboten änderten lediglich drei die Zinssätze. Unter anderem passte Qlick die Zinsspanne leicht an und vergibt künftig Privatkredite zu effektiven Zinsen von 1,67 bis 10,11 Prozent. Allerdings muss der Kreditnehmer mindestens 10.000 Euro aufnehmen und lange Laufzeiten einplanen. Die zweite Anpassung gab es bei der TARGOBANK, die ab sofort effektive Zinsen von 1,53 bis 7,99 Prozent ansetzt. Ab 1.500 Euro abschließbar, eignet sich das Angebot fast als Kleinkredit. Last, but not least: Bei der PSD Bank sieht es seit Februar 2022 zinstechnisch ein wenig übersichtlicher aus: Der Effektivzins umfasst nun die Spanne von 2,89 bis 3,29 Prozent.
Bei den 19 Autokrediten im Vergleich gab es lediglich eine Änderung. Die TARGOBANK passte ihre Zinsen leicht an.
Österreich: Richtlinien für Wohn-Kredite werden strenger
Wie österreichische Medien vermelden, müssen Käufer einer Wohnimmobilie dort künftig verpflichtend 20 Prozent des Kaufpreises (inklusive Nebenkosten) mittels Eigenkapital finanzieren bzw. muss dies nachgewiesen werden. Darüber hinaus darf die Kreditrate maximal 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens betragen. Die Laufzeit eines Immobilienkredits wird auf maximal 35 Jahre begrenzt. Damit will die Österreichische Nationalbank (OeNB) die Stabilität des heimischen Finanzmarkts stärken. Die genannten Kriterien waren bisher nur als Empfehlungen genannt worden.
Immerhin: Je nach Lebenssituation der Kreditnehmer werde es auch weiterhin einen kleinen Spielraum für Ausnahmen geben. Bestandskredite sind nicht betroffen.
Zinsentwicklung im Februar 2022
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Smava | -0,40% | Oyak Anker Bank | 2,19% |
OFINA | -0,40% | Bank of Scotland | 2,39% |
Verivox | 0,00% | Deutsche Skatbank | 2,43% |
Deutsche Skatbank | 0,97% | Degussa Bank | 2,70% |
norisbank | 1,39% | PSD | 2,89% |
Für die Degussa Bank ging es einen Platz aufwärts bei den 2/3-Zinsen, für die PSD Bank entsprechend einen Platz nach unten. Viel mehr Änderungen gab es in den Top-5 der Privatkreditzinsen zum Stichtag 1. Februar 2022 nicht. Der Zinsindex stagniert bei durchschnittlich 2,8498 Prozent, d. h. es gab bei den Mindestsollzinsen keine Veränderung zum Jahresbeginn. Der Durchschnitts-2/3-Zins blieb bei 3,6896 Prozent (+/- 0,0 Prozent zum Vormonat).
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | ING | 2,59% |
Verivox | 0,00% | SWK | 2,69% |
Smava | 0,68% | DSL | 2,85% |
norisbank | 1,39% | Bank of Scotland | 2,99% |
Bank of Scotland | 1,48% | Carcredit.de | 2,99% |
Die Zinsänderungen bei Autokrediten bleiben weitestgehend aus, sodass sich der durchschnittliche Mindestsollzins von 2,6979 Prozent seit dem 1. Dezember 2021 bis heute durchzieht. Bei den Zweidrittelzinsen liegt der Indexwert bei 3,3150 Prozent, d. h. stabil auf Januar 2022-Niveau. Im Vergleich zum Jahreswechsel hat der Wert indes leicht nachgegeben (1. Januar 2022: 3,3536 Prozent).
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Baufi24 | 0,00% | immo-finanzcheck.de | 0,50% |
Creditweb | 0,47% | CE Baufinanz | 0,63% |
immo-finanzcheck.de | 0,45% | Dr. Klein | 0,76% |
CE Baufinanz | 0,54% | Baufi24 | 0,83% |
1822direkt | 0,57% | Baufi-line | 0,83% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
Lag der durchschnittliche Bauzins in unserem Index im Januar 2022 noch bei 1,38 Prozent, stieg der Wert zum 1. Februar 2022 auf mehr als 1,45 Prozent und kletterte mittlerweile auf über 1,54 Prozent. Kurzum: Bauen wird sichtlich und absehbar teurer (wenngleich wir uns weiterhin auf niedrigem Niveau befinden). Den günstigsten Nominalzins bietet – unverändert zum Vormonat – Baufi24 an. Bei den Top 5 der Zweidrittelzinsen wird zwar auf den Rängen 3 bis 5 etwas rotiert, aber die Spitzenpositionen bleiben bei immo-finanzcheck.de und CE Baufinanz mit 0,50 bzw. 0,63 Prozent.
Gewerbekredite
Unternehmenskredite steigen hinsichtlich ihrer Zinsen gerade steil aufwärts. Wie der Barkow Consulting Corporate Credit Index zeigt, aktuell bis auf 2,07 Prozent (Stand: 4. Februar 2022). Im Vergleich mit der Vorwoche ein Plus von 0,34 Prozentpunkten und insgesamt ein 6-Jahres-Hoch. Der eigentliche Anstieg wurde in den letzten zwölf Jahren nicht mehr mit einer entsprechenden Geschwindigkeit vollzogen. Prognose: Es dürfte noch teurer werden. Die Anstiegsphase ist derzeit noch ungebrochen.