Die Kreditlandschaft im Februar 2023
Zum Jahresbeginn lässt sich zum einen die Erkenntnis erlangen, dass es einen deutlichen Anstieg bei den Unternehmenskrediten gibt, was vor allem gestiegenen Kosten im Bereich Energie und finanziellen Mehraufwänden bei den Lieferketten geschuldet ist. Doch die KfW prognostiziert hier aufgrund der aktuellen Konjunkturentwicklung eine deutliche Abschwächung. Kurzum: Es stehen vielleicht bessere Zeiten bevor. Im Immobilienbereich droht indes langfristig Ungemach, denn hier steht aufgrund der Zinswende einer umfangreiche Neubewertung immobilienbesicherter Kredite an. Und zu guter Letzt warnt der Chef der deutschen BAFIN die Banken vor einem massiven Anstieg bei den Kreditausfällen. Er sieht die Gefahr, dass die Rücklagen bei den Banken hier nicht ausreichen seien. Wir erkennen: Vieles ist in Bewegung.
- KfW zum Kreditneugeschäft mit Unternehmen: 3. Quartal 2022 mit starkem Anstieg
- Immobilienmarkt vor Marktkorrektur: Test für die neuen Sicherheitsmechanismen steht bevor
- Warnung der BaFin: Banken sorgen nicht genug vor
- Kreditzinsen: Nur wenig Bewegung in den Top 5
KfW-Kreditmarktausblick: Jede Menge Schocks
Das Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen in Deutschland mit Unternehmen und Selbstständigen ist im dritten Quartal 2022 um 36,1 Prozent gestiegen. Daraus lässt sich schließen, dass der Kreditzugang des Unternehmenssektors derzeit noch intakt ist. Allerdings hat das ganze langfristig einen Haken: Die Gründe für dieses Wachstum sind nämlich wirtschaftliche Unsicherheit durch Lieferkettenprobleme, steigende Energiepreise und Kredite zur Sicherung der Gasversorgung. Die konjunkturelle Abschwächung 2023 wird entsprechend die Bonität des Unternehmenssektors beeinflussen und die anhaltende geldpolitische Straffung sich zwangsläufig auf die Kreditzinsen auswirken. So erwarten die Experten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Laufe des Jahres 2023 eine Trendwende am Kreditmarkt über die Angebotsseite, durch geringere Risikotoleranz und Rezessionsängste bei Banken. Womit in den kommenden Quartalen die Qualität der Kreditnehmer eine zunehmend größere Rolle spielen dürfte.
“Im dritten Quartal dürfte das Kreditneugeschäft jedoch seinen Hochpunkt erreicht haben. Für das Schlussquartal 2022 und das Auftaktquartal 2023 rechne ich mit immer noch starken aber sich langsam abkühlenden Wachstumsraten“, so Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.
Zinswende: Immobilien-Investoren sehen sich mit Marktkorrektur konfrontiert
Der Immobilienmarkt in Europa steht nach Meinung zahlreicher Experten vor einem massiven Abschwung und Immobilieninvestoren sprechen angesichts der Zinswende von einer massiven Marktkorrektur. Die sich abzeichnende Krise dürfte ein erster großer Test für Vorschriften sein, die nach der globalen Finanzkrise zur Eindämmung der Risiken bei Immobilienkrediten erlassen wurden. Hinsichtlich der zu erwartenden neuen Bewertungsgutachten werden die kommenden Wochen und Monate entsprechend interessant. Immerhin sind Kredite, Anleihen und andere Schuldtitel im Umfang von rund 1,9 Billionen Euro in Europa und Großbritannien mit Gewerbeimmobilien besichert oder an Vermieter vergeben. Viele Experten gehen davon aus, dass es zu sogenannten „Fire Sales“ kommen dürfte. Dabei handelt es sich um Panikverkäufe, bei denen niedrigere Gewinne oder sogar Verluste einkalkuliert werden.
BaFin warnt: Risiko für Kreditausfälle steigt
Die Finanzaufsicht BaFin warnt Banken vor einem gestiegenen Insolvenzrisiko und fordert mehr Vorsorge, da das Risiko, dass Unternehmen Kredite nicht mehr bedienen können, zugenommen hat. Die aktuelle Vorsorge der deutschen Institute für mögliche Kreditausfälle wird von Bafin-Chef als niedrig eingeschätzt. Zwar wurde die deutsche Wirtschaft entgegen aller Erwartungen nach der Corona Pandemie von der erwarteten Masseninsolvenzen verschont, was dazu führte, dass die Banken ihre Rücklagen gegen Kreditausfälle zurückgefahren haben. Doch mit abkühlender Konjunktur, sinkenden Umsätzen und Schwierigkeiten in bestimmten Branchen, müsse sich dies nun ändern. Denn das Risiko, dass Unternehmen Kredite nicht mehr bedienen können, hat zugenommen
Zinsentwicklung im Februar 2023
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Smava | -0,40% | Maxxkredit | 3,49% |
OFINA | -0,40% | Dr. Klein | 3,78% |
Verivox | 0,00% | HypoVereinsbank | 3,99% |
Maxxkredit | 1,44% | Volkswagen Bank | 3,99% |
Dr. Klein | 1,55% | OFINA | 4,24% |
Wenngleich sich an der Spitze der Kreditanbieter in unserem Vergleich nichts geändert hat, so gab zumindest der durchschnittliche Mindest-Sollzins (Werbezins) zum Monatsbeginn Februar 2023 leicht nach. Lag der Zinssatz im Januar noch bei 3,8720 Prozent, so steht der Wert jetzt bei 3,8218 Prozent. Gleichzeitig kletterte allerdings der Zweidrittel-Zins auf 5,8442 Prozent – ein leichtes Plus zum Vormonat. Der Durchschnitt der maximalen Kreditzinsen der 39 betrachteten Angebote stieg sogar deutlich auf über neun Prozent.
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | DSL Bank | 2,85% |
Verivox | 0,00% | OFINA | 4,24% |
Smava | 0,68% | Bank of Scotland | 4,49% |
ING | 1,79% | Smava | 4,71% |
Younited | 1,89% | Ikano Bank | 4,99% |
Bei den Autokrediten gibt es ebenfalls nur marginale Bewegungen unter den Top 5. Die Postbank verlässt den 5. Platz der Werbezinsen und dafür rutscht die ING bis auf den 3. Rang nach vorne. Bei den Zweidrittel-Zinsen fällt die SWK Bank nach unten und die Ikano Bank füllt das 5er-Feld wieder auf. Der durchschnittliche Werbezins liegt zu Beginn des Februars 2023 bei 3,7380 Prozent und damit fast stabil auf Vormonatsniveau. Der Zweidrittel-Zins steigt hingegen sichtbar von 4,8390 im Januar auf aktuell 5,2570 Prozent. Die Tendenz: Weiter kletternde Autokredit-Zinsen bis mindestens zur Jahresmitte.
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
creditweb | 2,87% | immo-finanzcheck.de | 3,09% |
Baufi24 | 3,03% | creditweb | 3,35% |
immo-finanzcheck.de | 3,05% | 1822direkt | 3,59% |
DSL Bank | 3,08% | Baufi24 | 3,62% |
Dr. Klein | 3,14% | Dr. Klein | 3,63% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
Bei den Bauzinsen ist der Trend nach oben zwar nicht gebrochen, aber zumindest kommt er gelegentlich zum Halten, was mit kurzen Phasen sinkender Zinsen und danach erneut leichten Anstiegen einhergeht. Kurzum: Der Markt verschnauft gelegentlich. Im Februar 2023 errechnet Kreditvergleich.net einen durchschnittlichen Bauzins von 3,1526 Prozent. Im Vormonat (Stand: 1. Januar 2023) lag der Mindest-Sollzins bei 3,0971 Prozent. Insofern bewegt sich der Zins, mit Schwankungen, seitwärts. Indes liegt der Wert natürlich mehr als 135 Prozent über dem Vorjahrers-Ergebnis (1,4765 Prozent im Februar 2022).