Die Kreditlandschaft im Juli 2024
Es ist Anfang Juli, die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland geht in die Endphase und der Sommer zeigt sich von seiner wankelmütigen Seite. Wer sich weniger mit dem vorherrschenden Themen Wetter und Sport anfreunden kann, für den hätten wir auch diesen Monat wieder einige interessante Nachrichten aus der Kredit-Welt.
Da ist zum einen mal wieder der Blick auf den Bereich der Baufinanzierungen, wo sich die Nachfrage nach entsprechenden Finanzierungen wellenförmig zu entwickeln scheint. Ist der Grund hierfür in einem erwarteten Zinsabschwung zu suchen? In dem Zusammenhang ist auch eine Ankündigung der Bankenaufsicht interessant, wonach Banken, die Immobilienkredite in Hochwassergebieten vergeben, stärker kontrolliert werden sollen.
Wo wir dann schonmal beim Thema Kontrolle sind: Der Bundesrechnungshof fordert eine externe Aufsicht und somit stärkere Kontrolle der Europäischen Investitionsbank EIB aufgrund ihrer hohen Relevanz im europäischen Finanzsystem. Denn beim Thema Kontrolle und geltenden Regeln agiert die EIB bis dato weit unter geltendem Bankenstandard.
- Sparkassen: Rückgang im Baukreditgeschäft zum Vormonat
- Kredite in Hochwasser-Gebieten könnten schwerer werden
- Mehr Kontrolle der Europäischen Investitionsbank (EIB) gefordert
- Privatkredit- und Autokreditzinsen in der Sommer-Stagnation
Hoffnung auf Zinswende belastet Nachfrage nach Immobilien-Krediten
Nach einer deutlichen Belebung des Neugeschäfts mit privaten Immobilien-Krediten im April zeichnete sich im Mai eine Abschwächung ab. Mehrere regionale Sparkassenverbände berichten von einem Rückgang im Baukreditgeschäft im Vergleich zum Vormonat. Dennoch verläuft 2024 insgesamt deutlich besser als das Vorjahr.
Im April vergaben deutsche Banken private Immobilienkredite im Wert von 16,8 Milliarden Euro, ein Anstieg von neun Prozent gegenüber dem Vormonat und 29 Prozent im Vergleich zum April 2023. Vor zwei Jahren boomte das Baufinanzierungsgeschäft mit einem Rekordvolumen von 32 Milliarden Euro im März. Nach der ersten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Sommer 2022 brach es jedoch ein.
Auch bei den Volks- und Raiffeisenbanken zeigt sich ein Rückgang im Mai. Der Branchenverband BVR meldet einen leichten Rückgang gegenüber April 2024, jedoch liegt das Neugeschäft in den ersten fünf Monaten rund 17 Prozent über dem Vorjahresniveau. Monatliche Schwankungen seien laut BVR üblich, insbesondere vor der Sommerpause.
Der Branchenverband rechnet mit einer weiteren Erholung, falls die Zinsen für Immobilienkredite sinken. Anfang Juni senkte die EZB den Einlagesatz von 4,0 auf 3,75 Prozent. Die Bauzinsen für Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung liegen derzeit bei durchschnittlich 3,65 Prozent und damit auf dem Niveau nach der letzten Zinsentscheidung.
Immobilienkredite in Hochwasser-Gebieten – Bankenaufsicht kündigt verstärkte Kontrollen an
Sparkassen und Volksbanken in Überschwemmungsgebieten werden verstärkt von der staatlichen Bankenaufsicht kontrolliert. Sollten diese Banken zu viele gefährdete Immobilien finanzieren, werden Maßnahmen gefordert, erklärte Karlheinz Walch, Chef der Bankenaufsicht bei der Bundesbank, in Frankfurt am Main. Diese Kontrolle könnte Bauvorhaben in betroffenen Gebieten erschweren.
Die Ankündigung stößt bei Bankvertretern auf Ablehnung. Auf der Bundesbank-Tagung äußerten sie in anonymen Umfragen ihren Unmut über die zunehmende Staatsaufsicht. „Überregulierung“ und „Regulierung“ wurden als größte Probleme genannt. Anneli Tuominen von der EZB-Bankenaufsicht kommentierte: „Wenn Banker mit der Aufsicht zufrieden sind, ist etwas falsch.“
Thomas Groß, Chef der Helaba, forderte mehr Nutzen aus der Aufsicht, betonte jedoch die Problematik zunehmender Bürokratie: „Wenn man wächst, bekommt man mehr Bürokratie.“ Bundesbank-Direktor Balz räumte ein, dass die Prozesse oft zu komplex seien, was besonders kleine Institute belaste.
EZB-Aufseherin Buch stellte klar, dass die Aufsicht in Zukunft schneller und gezielter eingreifen werde. Stefan Walter, Chef der Schweizer Aufsicht, betonte die Früherkennung von Problemen und nannte schwache interne Aufsicht, mächtige Vorstandsvorsitzende, unverhältnismäßige Bonuszahlungen, übermäßiges Wachstum und mangelnden Respekt vor Aufsichtsbehörden als Alarmsignale
Karlheinz Walch kündigte an, dass Vertreter der Aufsicht künftig Sitzungen von Verwaltungsräten bei Sparkassen beobachten würden, um die Managementqualität besser beurteilen zu können.
Bundesrechnungshof fordert mehr Aufsicht und Kontrolle bei der Europäischen Investitionsbank (EIB)
Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat sich seit 1958 zur größten multilateralen Förderbank der Welt entwickelt. Dieses Wachstum birgt jedoch erhebliche Risiken für die nationalen Haushalte der EU-Mitgliedstaaten. Deutschland haftet allein für mindestens 46,7 Milliarden Euro. Trotz ihrer Größe unterliegt die EIB keiner unabhängigen externen Bankenaufsicht und nur eingeschränkter Finanzkontrolle. Der Bundesrechnungshof und der Rechnungshof Österreich fordern daher eine externe Aufsicht und umfassendere Kontrollen, um den ordnungsgemäßen Einsatz öffentlicher Mittel sicherzustellen.
Die EIB unterstützt Investitionen in den EU-Staaten durch günstige Darlehen und Garantien. Das gezeichnete Kapital der EU-Mitgliedstaaten beträgt aktuell 248,8 Milliarden Euro. Deutschlands Anteil hat sich in den letzten 30 Jahren fast verneunfacht und liegt bei 46,7 Milliarden Euro. Darüber hinaus haftet Deutschland in nicht bezifferbarer Höhe für verschiedene Fonds und Garantien.
Im Gegensatz zu anderen großen Banken unterliegt die EIB keiner externen Aufsicht, sondern beaufsichtigt sich intern selbst. Diese interne Aufsicht fehlt es an Unabhängigkeit und Durchsetzungskraft. Der Bundesrechnungshof fordert daher, dass der europäische Bankenaufsichtsmechanismus auch für die EIB gilt.
Zudem unterliegt die EIB nur einer eingeschränkten externen Finanzkontrolle. Der Europäische Rechnungshof (EuRH) prüft lediglich ein Viertel der Finanzierungen, die über den EU-Haushalt laufen. Nationale Institutionen wie der Bundesrechnungshof haben keine Prüfungsrechte. Diese Lücke muss dringend geschlossen werden.
Die Bundesregierung sollte sich für die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen einsetzen und den Bundestag besser über die Entwicklungen bei der EIB informieren, insbesondere bei Auswirkungen auf den Bundeshaushalt.
Zinsentwicklung im Juli 2024
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | Deutsche Bank | 3,25% |
Smava | 0,68% | Dr. Klein | 3,78% |
Verivox | 0,68% | Bank of Scotland | 5,24% |
Dr. Klein | 1,55% | Deutsche Skatbank | 5,33% |
creditolo | 1,95% | BBBank | 5,99% |
In den Top 5 der Privatkredit-Zinsen gab es im Juli 2024 kaum Veränderungen. Der Werbezins stieg minimal auf 5,1859 Prozent (Vormonat: 5,0582 Prozent), während der durchschnittliche Zweidrittelzins von 6,4476 auf 6,4382 Prozent fiel. Wie in anderen Kreditbereichen herrscht ein sommerlich-stabiler Zins.
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | Bank of Scotland | 4,49% |
Verivox | 0,68% | ING | 5,79% |
Smava | 0,68% | SWK Bank | 5,99% |
Bon-Kredit | 2,79% | OFINA.de | 6,20% |
Commerzbank | 2,99% | Smava | 6,20% |
Von 4,3570 kletterte der durchschnittliche Werbezins (Mindestsollzins) zum Stichtag 1. Juli 2024 auf 4,3860 Prozent. Hierbei handelt es sich eher um eine minimale Erhöhung und generell einen sommerlichen Seitwärtsschritt. Der Zweidrittelzins blieb im Schnitt bei 6,1100 Prozent – ein Wert, der bereits zu Jahresbeginn aktuell war.
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
creditweb | 3,09% | creditweb | 3,36% |
Baufi24 | 3,13% | DTW | 3,42% |
CE-Baufinanz | 3,18% | Interhyp | 3,46% |
DSL Bank | 3,21% | Dr. Klein | 3,48% |
DTW | 3,26% | CE-Baufinanz | 3,51% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
3,1791 Prozent – auf diesen Wert sank die durchschnittliche Baufinanzierung (Werbezinsen) zum Stichtag 1. Juli 2024. Noch im Vormonat waren die Bauzinsen leicht auf 3,2118 Prozent gestiegen. Die Tendenz geht aktuell seitwärts. In unseren Top 5 gab es nur wenig Bewegung. Lediglich Dr. Klein fiel aus den oberen Rängen heraus und wurde durch DTW ersetzt.