Die Kreditlandschaft im Juni 2023
Welche Neuigkeiten hat der Kreditmarkt in diesem Monat zu bieten? Da ist vor allem die Nachricht, dass die SCHUFA, nachdem Erwerb von Bonify nun angekündigt hat, über diese App Zugang auf die Kontodaten von Verbrauchern erhalten zu wollen. Ein Vorhaben, dass vor allem Verbraucherschützer alarmiert. Dann ist da noch die, ab dem 1. Juli seitens der Bundesregierung geschaffene Möglichkeit für Familien mit Kindern günstige Baudarlehen für Klimafreundliche Bauvorhaben zu erhalten. Doch was auf den ersten Blick sehr gut klingt, hat durchaus seine Fallstricke und Hindernisse. Und zu guter Letzt, wo wir schon beim Thema Fallstricke sind, zeigen sich auch diese beim Thema Bürgergeld. Und zwar in der Form, dass Bezieher von Bürgergeld, die ein Darlehen vom Job-Center erhalten, sich bei Tilgungsproblemen oftmals in eine vorher kaum erkennbare Schuldenfalle begeben, aus dem Entrinnen deutlich schwieriger ist als bei traditionellen Krediten einer Bank.
- Die SCHUFA will mehr Kontodaten und gerät erneut in die Kritik
- Rückkehr der zinsgünstigen KfW-Kredite für nachhaltiges Bauen – aber mit einem Haken
- Kredite vom Job-Center sorgen für Probleme bei Schuldnern
- Stagnation bei der Zinsentwicklung am Markt
Nach Erwerb von Bonify: SCHUFA möchte Kontodaten abfragen
Die SCHUFA, die in Deutschland für die Beurteilung der Zahlungsfähigkeit von Verbrauchern zuständig ist, steht erneut in der Kritik. Diesmal plant sie erneut, auf Kontodaten zuzugreifen, was zu Bedenken und Widerstand führt. Die Bürgerbewegung „Finanzwende“ hat eine Petition mit dem Titel „Finger weg von meinem Konto!“ gestartet, in der sie gegen das Vorhaben der Schufa protestiert. So wird insbesondere die mangelnde Transparenz des sogenannten Schufa-Scores bemängelt – ein Aspekt, der bereits in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen sorgte und auch Gerichte beschäftigte. Dieser Score, der über die Kreditwürdigkeit einer Person entscheidet, bleibt den Verbrauchern fast vollumfänglich verborgen und es ist unklar, wie er genau berechnet wird. Daher sei es für Verbraucher schwierig zu wissen, wie sie ihren Score verbessern könnten, wenn beispielsweise ein Handyvertrag abgelehnt wird.
Das geplante Angebot der Schufa über die App Bonify sieht vor, dass Verbraucher freiwillig Einblick in ihre Kontodaten gewähren können, um ihre Schufa-Bewertung zu verbessern. Dies soll ihnen die Möglichkeit geben, ihre Zahlungsfähigkeit nachzuweisen, wenn sie beispielsweise einen Vertrag nicht erhalten haben. Kritiker befürchten, dass Menschen, die finanziell unter Druck stehen, das Angebot kaum ablehnen können und die Schufa dadurch noch mehr Daten sammelt.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Schufa ein solches Vorhaben verfolgt. Bereits im Jahr 2021 wurde ein ähnliches Projekt namens „Check now“ eingestellt, nachdem es aufgrund der Datensammlung und unzureichenden Kommunikation heftige Kritik gegeben hatte. Nun versucht die Schufa mit geringfügigen Anpassungen erneut, das gleiche Ziel zu erreichen.
2. Baukindergeld ade: Ab 1. Juli gibt es für Familien zinsgünstige KfW-Kredite
Seit dem 1. Juni haben Familien die Möglichkeit, kostengünstige Darlehen für umweltfreundliche Bauprojekte zu beantragen. Diese Maßnahme wurde von der Bundesregierung ergriffen, um sicherzustellen, dass Familien mit niedrigem oder mittlerem Einkommen trotz hoher Marktzinsen und Materialkosten ihren Wunsch nach einem Eigenheim verwirklichen können. Der anfängliche Zinssatz für diese Darlehen beträgt 1,25 Prozent.
Besonders kinderreiche Familien haben die Chance, Darlehen in Höhe von bis zu 240.000 Euro zu vorteilhaften Konditionen für besonders umweltfreundliche Neubauten zu erhalten. Es gibt jedoch Einkommensgrenzen, die berücksichtigt werden müssen: Familien mit einem Kind dürfen ein Haushaltseinkommen von 60.000 Euro nicht überschreiten. Mit jedem weiteren Kind erhöht sich diese Grenze um 10.000 Euro.
Letzteres gilt als großer Kritikpunkt, da niedriges Durchschnittseinkommen und hohes Vermögen nicht unbedingt überall zusammenpassen. Auch die geforderten Standards für Energieeffizienz seien eher hoch angesetzt.
Kredite vom Job-Center können für Bezieher von Bürgergeld zur Schuldenfalle werden
Es ist ein alte-bekanntes Thema: Ob es sich um das ALG 1 / 2 eg. Hartz IV handelte oder aber nun um das Bürgergeld: Es reicht vielleicht, um den Alltag finanziell zu meistern, aber das war es auch schon. Denn der Bezug von Bürgergeld allein reicht nicht aus, um gegebenenfalls zusätzliche Anschaffungen wie einen dringend benötigten Kühlschrank oder eine Waschmaschine zu finanzieren.
In solchen Fällen bieten die Jobcenter Darlehen an, um Unterstützung zu gewähren. Auf den ersten Blick mag dies positiv klingen und den Empfängern von Bürgergeld eine gewisse finanzielle Erleichterung bieten, aber es gibt auch Fallstricke zu beachten. Insbesondere wenn das Jobcenter oder die Bundesagentur (BA) selbst als Gläubiger agieren, gestaltet sich die Schuldentilgung oder die Probleme bei der Rückzahlung dieser Kredite anders als bei einer herkömmlichen Bank. Die Jobcenter dürfen sich nur in besonderen Härtefällen auf außergerichtliche Schuldenbereinigungen einlassen. Dadurch beginnt jedoch oft ein Teufelskreis aus Schulden und Armut für die Leistungsempfänger. Es zeigt sich, dass die Bundesagentur Härtefälle nur selten anerkennt und Insolvenzverfahren für die Schuldner unumgänglich werden.
Zinsentwicklung im Juni 2023
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Smava | -0,40% | Dr. Klein | 3,78% |
OFINA | -0,40% | Duratio | 4,40% |
Verivox | 0,00% | N26 | 4,60% |
Dr. Klein | 1,55% | Ikano Bank | 4,99% |
Younited | 1,89% | Bank of Scotland | 5,20% |
Der Anstieg bei Privatkreditzinsen hat sich verlangsamt, wenngleich er noch nicht gänzlich gestoppt wurde. Zum 1. Juni 2023 erhob Kreditvergleich.net aus den rund 40 Angeboten im Vergleich einen Wert von 4,0049 Prozent, was knapp ein Prozent über dem Vormonat (3,9667 Prozent im Mai 2023) aber etwa auf April-Niveau liegt. Die Zwei-Drittel-Zinsen klettern gleichzeitig auf 6,2656 Prozent (Mai: 6,2421 Prozent). In den Top-5-Angeboten änderte sich indes wenig.
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | DSL Bank | 2,85% |
Verivox | 0,00% | Bank of Scotland | 4,65% |
Smava | 0,68% | Ikano Bank | 4,99% |
Younited | 1,89% | ING | 5,69% |
TARGOBANK | 2,29% | OFINA | 5,99% |
Auch bei den Autokrediten treiben die Zinsen inzwischen vorwiegend seitwärts. Der durchschnittliche Mindest-Sollzins lag zum 1. Juni 2023 bei 4,037 Prozent (Mai: 3,9269), was etwa dem Stand aus dem März entspricht. Gleichzeitig gaben die 2/3-Zinsen im Juni leicht nach und landeten bei ca. 5,42 Prozent im Schnitt. Vier Wochen zuvor wurde dieser Zinssatz noch mit 5,469 Prozent angegeben. Insgesamt sind aber kaum größere Schwankungen vorhanden.
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
immo-finanzcheck.de | 2,81% | immo-finanzcheck.de | 3,09% |
CE-Baufinanz | 3,02% | creditweb | 3,35% |
DSL Bank | 3,08% | 1822direkt | 3,59% |
creditweb | 3,09% | Baufi24 | 3,62% |
DTW | 3,09% | Dr. Klein | 3,63% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
Bei den Bauzinsen ist der Höhepunkt der Zinsanstiege zunächst wohl erreicht. Derzeit liegen die Zinsen der Baufinanzierung weiter bei rund 3,20 Prozent. Zu Monatsbeginn Juni 2023 lag der Zins bei 3,1968 Prozent, also etwas unter dem Vormonat (Mai 2023: 3,2117 Prozent). Größere Schwankungen gab es in den letzten Wochen nicht mehr. Der Höchststand stammt immer noch aus dem Oktober 2022 mit 3,45 Prozent. Vor einem Jahr lag der Bauzins indes um rund 25 Prozent niedriger als aktuell. Prognose: Wir erwarten über den Sommer hinweg eher eine Stagnation der Baufinanzierungszinsen.