Die Kreditlandschaft im März 2022
Der Krieg in der Ukraine sorgt für Sorgenfalten auf den Gesichtern von Bankkunden – das betrifft nicht nur Sparer, sondern auch Kreditnehmer. Betroffen sind u. a. Kunden, die einen Kredit bei der insolventen Sberbank Europe AG bzw. der Sberbank Direct bedienen. Was tun? Wir werfen einen Blick auf die Tipps der Verbraucherzentralen und klären die wichtigsten Schritte kompakt. Darüber hinaus betrachten wir eine aktuelle Studie zur Kreditvergabe an Männer und Frauen sowie eine Stellungnahme der Deutschen Kreditwirtschaft zur Überprüfung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie (immer noch eines der schönsten deutschen Wörte, wie wir finden). Abschließend geht es zu unseren Kreditindizes – die im März 2022 alle leicht nach oben zeigen.
- Studie: Frauen zahlen für Kredite höhere Zinsen – im Schnitt 3,85 Prozent vs. Männer 3,60 Prozent
- Ukraine-Krise: Sberbank Direct Kreditnehmer sollen Kreditzinsen unbedingt weiter bedienen
- Deutsche Kreditwirtschaft nimmt Stellung zur WIKR
- Bauzinsen ziehen stark an – 1,70 Prozent im März 2022
Kreditaufnahme: Frauen zahlen mehr Zinsen
Wer als Frau hierzulande einen Kredit beantragt, legt zinstechnisch im Vergleich zu Männern drauf. Das ergab eine aktuelle Studie von Verivox. Demnach müssen Frauen in der Regen mehr Zinsen zahlen als Männer, wenn sie einen Kredit aufnehmen. Männer zahlen demnach durchschnittlich 3,6 Prozent Zinsen, Frauen 3,85 Prozent. Im Vergleich sind dies rund sieben Prozent mehr. Ein Grund: Frauen verdienen im Schnitt weniger als ihre männlichen Pendants. Die Kundinnen, die einen Kredit über das Portal beantragen, verdienen durchschnittlich 23 Prozent weniger als männlichen Kreditnehmer – daas entspricht einer Lohnlücke von etwa 606 Euro.
Auch bei der Finanzierungszulage sind Frauen im Nachteil. So erhalten rund 71 Prozent der männlichen Kreditnehmer nach einer Anfrage zumindest ein Bankangebot. Weibliche Kreditnehmerinnen liegen hier nur bei 64 Prozent. Zudem ist die Kredithöhe bei Männern ca. 18 Prozent höher als bei Frauen.
Im Rahmen der Studie wurden ca. 300.000 Kreditanfragen ausgewertete.
Insolvenz derSberbank – Wichtig für Kreditnehmer
Aufgrund der Sanktionen gegen russische Banken wurde im März 2022 das Insolvenzverfahren gegen die Sberbank Europe AG eingeleitet. Die europäische Tochter der größten Bank Russlands geriet ins Schwanken, nachdem zahlreiche Kunden ihre Einlagen abzogen. Zuvor verhängte das Single Resolution Board (SRB) ein Moratorium bis 1. März, 23:59 Uhr, welches allerdings auslief. Gleichzeitig warnte die Europäische Zentralbank (EZB) vor einem Zahlungsausfall. Innerhalb weniger Tage war die Bank dann komplett zahlungsunfähig. Neben Kunden mit Spareinlagen betrifft die Insolvenz auch diverse Kreditnehmer. Die Sberbank bot seit einigen Jahren auch einen Ratenkredit an.
Kreditnehmern mit einem Kredit der Sberbank Direct wird dringend geraten, die Kreditraten weiter zu bedienen. Darauf verweist die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde. Entsprechende Verträge laufen weiterhin. Sofern es zu technischen Verzögerungen beim Einzug einer Kreditrate kommen, sollten Kreditnehmer geduldig sein. In der Regel erfolge der Vorgang später oder die Bank meldet sich beim Kunden. Eine vorzeitige Tilging oder Umschuldung kann möglich sein, ist aber mit einer Vorfälligkeitsentschädigung versehen – je nach Restlaufzeit „ein Prozent des vorzeitig zurückgezahlten Betrags oder, wenn der Zeitraum zwischen der vorzeitigen und der vereinbarten Rückzahlung ein Jahr nicht überschreitet, 0,5 Prozent des vorzeitig zurückgezahlten Betrags“ (BGB § 502).
Gegebenenfalls werden die Forderungen der Kreditverträge an einen neuen Gläubiger veräußert. Dieser übernimmt dann die Abwicklung des Kredits.
DK-Stellungnahme zur Wohnimmobilienkreditrichtlinie
Zu Monatsbeginn nahm die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) Stellung zur Überprüfung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) durch die Europäische Kommission. Demnach hält die DK die Vorgaben der Wohnimmobilienkreditrichtlinie grundsätzlich für geeignet, „um ein hohes Verbraucherschutzniveau im Bereich Wohnimmobilienkredite zu gewährleisten. Das entspricht auch dem Schluss der EU-Kommission.
Sofern der Markt sich verändere – speziell im Bereich der Digitalisierung – oder praktische Erfahrungen Anpassungen erforderlich machen, sollten diese „sorgfältig und gezielt vorgenommen werden“, so die DK weiter. An dieser Stelle wird ein gewisser Pragmatismus gefordert.
Des Weiteren hätten sich die Vorgaben der Kreditwürdigkeitsprüfung bewährt und bedürften keiner Veränderung. Das gelte auch für etwaige Vorgaben zu Kreditregistern. Einzig das Widerrufsrecht würde die DK gerne zeitlich beschränken. Darüber hinaus soll eine Muster-Belehrung der Kreditrichtlinie beigefügt werden.
Zinsentwicklung im März 2022
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Smava | -0,40% | Oyak Anker Bank | 2,19% |
OFINA | -0,40% | Bank of Scotland | 2,39% |
Verivox | 0,00% | Deutsche Skatbank | 2,43% |
Deutsche Skatbank | 0,97% | Degussa Bank | 2,70% |
norisbank | 1,39% | DKB | 2,85% |
Keine Änderungen zum 1. März 2022, was die Mindest-Sollzinsen (Werbezinsen) angeht. In unseren Top-5 bleibt es dabei, dass OFINA.de und Smava mit Negativzinsen von je -0,40 Prozent werben. In den Top-5 der Zweidrittelzinsen fällt die PSD Bank vom 5. auf den 6. Platz zurück. Einen Rang aufwärts geht es für die DKB. Im Zinsindex ändert sich allerdings hinsichtlich der Zweidrittelzinsen nichts – jene bleiben bei 3,6896 Prozent (+/- 0,00 Prozent zum Vormonat). Die Werbezinsen kletterten nach Monatsbeginn hingegen auf aktuell 2,9286 Prozent.
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | SWK | 2,69% |
Verivox | 0,00% | DSL | 2,85% |
Smava | 0,68% | Bank of Scotland | 2,99% |
norisbank | 1,39% | Carcredit.de | 2,99% |
Bank of Scotland | 1,48% | ING | 2,99% |
Mit dem März 2022 ging es bei den Autokrediten ein wenig aufwärts, sowohl bei den Werbe- als auch den 2/3-Zinsen. Der durchschnittliche Mindestsollzins kletterte auf 2,7264 Prozent (Vormonat: 2,6979 Prozent), der mittlere Zweidrittelzins ging auf 3,3436 Prozent hoch. Damit liegen die Zinsen wieder auf den Niveau des Oktobers/Novembers 2021.
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
immo-finanzcheck.de | 0,55% | DSL Bank Baufinanzierung | 1,13% |
CE Baufinanz | 0,56% | Interhyp Baufinanzierung | 1,14% |
1822direkt | 0,57% | CE-Baufinanz | 1,20% |
Creditweb | 0,71% | Dr. Klein | 1,22% |
Baufi24 | 0,78% | DTW | 1,22% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
Bei Baufinanzierungen ist der Trend nach oben inzwischen kaum mehr übersehbar. Entsprechend wird das Top-5 Feld einmal durcheinandergewirbelt. Bei den Werbezinsen rutscht immo-finanzcheck.de mit soliden 0,55 Prozent auf den 1. Platz. Die übrigen Anbieter sortieren sich einmal um – von CE-Baufinanz auf dem 2. Rang bis Baufi24, die auf Rang 5 landen. Bei den Zweidrittelzinsen geht nichts mehr unter einem Prozent. Den besten Wert verzeichnet die DSL Bank (1,13 Prozent), vor Interhyp (1,14 Prozent) und erneut CE-Baufinanz (1,20 Prozent). Der durchschnittliche Bauzins lag zum 1. März 2022 bei 1,70 Prozent (Vormonat: 1,38 Prozent).