Die Kreditlandschaft im Mai 2023
Es wird wieder mehr gebaut und entsprechend mehr finanziert. Das gibt eine aktuelle Studie aus, die sich auf das Neugeschäft der Baudarlehen von Privathaushalten bezieht. Ein erfreulicher Trend. Aber wird er langfristig Bestand haben? Unser Bauzins-Index zeigt zumindest ein gewisses Plateau an, was die Entwicklung angeht. Darüber hinaus gibt es ein interessantes Urteil für alle, die eine Autofinanzierung bei ihrem Autohersteller abgeschlossen haben und die SCHUFA bzw. deren Geschäftsmodell steht womöglich auf der Kippe. Insofern sind es auch hier bewegte Zeiten, in denen wir uns befinden. Apropos Bewegung: Die Zinssätze von Privat- und Autokrediten haben wir natürlich auch diesen Monat im Blick.
- Neugeschäft bei der Baufzinanzierung stieg Ende des 1. Quartals 2023 um 27 Prozent
- BGH-Urteil: Entscheidung des OLG Stuttgart im Klagefall gegen Mercedes-Benz unwirksam
- Die SCHUFA löscht Daten von mehr als 250.000 Personen
- Kreditzins-Index: 2/3-Zinsen steigen deutlich
Trendwende beim Neugeschäft der Baufinanzierung
Die Nachfrage nach Baufinanzierungen zieht wieder an. Nachdem in den letzten Monaten teils starke Rückgänge verzeichnet wurden, vermeldet eine aktuelle Studie von Barkow Consulting jetzt einen deutlichen Anstieg. Das Neugeschäft deutscher Banken mit Immobiliendarlehen an Privathaushalte und Selbstständige kletterte im März 2023 auf 15,3 Milliarden Euro – ein Plus von 27 Prozent im Vergleich mit dem Vormonat (12,1 Milliarden Euro). Der Wert in den letzten zehn Monaten stetig gesunken, u. a. aufgrund des starken Zinsanstiegs.
Indes lag der März-Wert im Jahr 2022 noch bei über 32,3 Milliarden Euro, was 53 Prozent über dem derzeitigen Neugeschäft liegt. Der März sei zudem generell ein sehr starker Monat am Markt für Baufinanzierungen, Die Wachstumsraten landeten im Durchschnitt seit 2003 bei ca. 19 Prozent. Die Studie sieht entsprechend eine Stabilisierung auf niedrigem Level.
BGH kassiert Kredit-Klausel beim Autokauf ein
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat aktuell ein Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) in Stuttgart in einem Klagefall gegen Mercedes-Benz einkassiert. Die Richter entschieden, dass eine Klausel in den Darlehensverträgen der Mercedes-Benz Bank unwirksam sei. Jene zielte darauf ab, dass der Darlehensnehmer beim Autokauf als Sicherheit u. a. auch gegenwärtige und zukünftige Ansprüche gegen Daimler an die Bank abtritt – dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Rechtsgrund. Der Kläger ging gegen diese Klausel vor, hatte aber zunächst vor dem OLG Stuttgart keinen Erfolg. Das Gericht entschied, dass der Mann aufgrund des unterschriebenen Vertrags nicht mehr berechtigt sei, Mercedes-Benz aufgrund des Einsatzes einer potenziell illegalen Abgastechnik auf Schadenersatz zu verklagen. Das BGH sah das indes anders. Die Klausel sei zu weit gefasst und deshalb nicht wirksam. Einen Zusammenhang mit dem Diesel-Problem gebe es nicht. Das OLG muss nun die inhaltliche Berechtigung der Klage klären.
Entscheidungen rund um die SCHUFA
Manchmal muss auch die SCHUFA ihre Geschäftspolitik ändern. Zuletzt gab die Wirtschaftsauskunftei aus Wiesbaden bekannt, dass sie die Speicherdauer der Restschuldbefreiung auf sechs Monate verkürzt. Bisher hatte die SCHUFA jene Daten über mehrere Jahre lang vorgehalten. Davon betroffen sind rund 250.000 Personen in Deutschland. Die Löschung erfolgte automatisch und zum Stichtag 28. März 2023. Ein erwartetes Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs (Az. VI ZR 225/21) zur Speicherung entsprechender Daten steht noch aus, da eine Entscheidung des Europäische Gerichtshof (EuGH) abgewartet wird.
Generell dürften die kommenden Monate für das Geschäftsmodell der SCHUFA spannend werden, da der EuGH zudem klären soll, ob das derzeit betriebene Verfahren mit der bestehenden Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vereinbar ist. In der Kritik steht in erster Linie das vollautomatisierte Scoring-Verfahren der SCHUFA. Genau dieser automatisierte Prozess widerspricht aber den Vorgaben der DSGVO §22 („Die betroffene Person hat das Recht, nicht einer ausschließlich auf einer automatisierten Verarbeitung – einschließlich Profiling – beruhenden Entscheidung unterworfen zu werden“).
Zinsentwicklung im Mai 2023
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Smava | -0,40% | Dr. Klein | 3,78% |
OFINA | -0,40% | Duratio | 4,40% |
Verivox | 0,00% | N26 | 4,60% |
Dr. Klein | 1,55% | Smava | 4,71% |
Younited | 1,89% | Ikano Bank | 4,99% |
Das die Zinsen bei Privatkrediten ansteigen, lässt sich besonders gut an den Zwei-Drittel-Zinsen erkennen, die im Mai 2023 auf durchschnittlich 6,2421 Prozent anstiegen. Im Vormonat lag der Wert noch bei 5,9703 Prozent – ein Plus von mehr als 4,5 Prozent. Der durchschnittliche Mindestsollzins bzw. Werbezins bleibt hingegen vergleichsweise stabil bei 3,9667 Prozent (April 2023: 3,9970 Prozent). Bei den Top 5 veränderte ist entsprechend nichts. Die Top 5 der Zwei-Drittel-Zinsen wurde hingegen einmal gut durchgeschüttelt.
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | DSL Bank | 2,85% |
Verivox | 0,00% | Bank of Scotland | 4,65% |
Smava | 0,68% | Ikano Bank | 4,99% |
Younited | 1,89% | SWK Bank | 5,49% |
TARGOBANK | 2,29% | OFINA | 5,99% |
Die Werbezinsen beim Autokredit entspannen sich ein wenig und landen bei 3,9260 Prozent p. a. zum Monatsbeginn Mai 2023. Im April wurden noch 3,9970 Prozent angegeben. Ebenfalls etwas nach unten gehen die Zwei-Drittel-Zinsen mit 5,469 Prozent. Im Vormonat erhob Kreditvergleich.net hier 5,582 Prozent im Durchschnitt. Auch hier wanderten einige Anbieter bei den Zwei-Drittel-Zinsen nach oben, darunter die Bank of Scotland und die SWK Bank.
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
creditweb | 2,73% | immo-finanzcheck.de | 3,09% |
immo-finanzcheck.de | 2,84% | creditweb | 3,35% |
CE-Baufinanz | 2,94% | 1822direkt | 3,59% |
DSL Bank | 3,08% | Baufi24 | 3,62% |
DTW | 3,19% | Dr. Klein | 3,63% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
Im Bereich von ca. 3,20 Prozent – rund um diesen Punkt pendelt der Zins der Baufinanzierung derzeit. Zum Monatsanfang Mai 2023 lag der Wert bei exakt 3,2117 Prozent, d. h. etwas über dem Vormonat (3,1753 Prozent). Indes schwanken die Zinsen hier ein wenig mit leichtem Trend nach oben seit dem Jahreswechsel. Vom Höchststand aus dem Oktober 2022 (ca. 3,45 Prozent) sind die Bauzinsen indes noch deutlich entfernt. Prognose: Bis zur Jahresmitte sehen wir weiter eine Aufwärtsbewegung, aber im moderaten Rahmen.