Die Kreditlandschaft im November 2022
Schwierige Zeiten für Kreditnehmer: Die Zinsen für private Kredite steigen inzwischen immer weiter an und auch bei der Baufinanzierung sind die Niedrigzins-Tage längst vorbei. Was für Privatpersonen gilt, greift aber natürlich auch für Unternehmen. Jeder vierte Betrieb hat derzeit Schwierigkeiten, da sich die Banken in Zurückhaltung bei der Kreditvergabe üben. Apropos Banken in Deutschland: Moody’s befürchtet, dass die anhaltenden Krisen hierzulande dazu führen, dass die Finanzinstitute wieder mehr faule Kredite anhäufen. Entsprechend wurde die Aussicht auf herbstlich „negativ“ gestellt. Zudem gab es in den vergangenen Tagen noch ein paar Worte des Sparkassenpräsidenten zum Ende des Booms der Baufinanzierungen. Ein Einbruch ohne Aufbruchsstimmung.
- Mehr faule Kredite in Europa – Moody’s stuft Banken in acht Staaten herab
- Kreditbeschaffung: Umfrage des ifo-Instituts sieht Unternehmen vor schwierigen Zeiten stehen
- Baufinanzierungen gehen laut Sparkassenpräsident zum Herbstbeginn um bis zu 30 Prozent zurück
- Zinsen für Privatkredite klettern weiter – im Schnitt werden jene für 4,9 Prozent an die meisten Kunden vergeben
Moody’s befürchtet mehr faule Kredite
Die Energie- und Gaskrise könnte dazu führen, dass Banken in Europa den Abbau von Problemkrediten beenden – das fürchtet zumindest die Ratingagentur Moody’s und senkt sein Aussichten.
Moody’s prognostiziert, dass sich die Gaskrise demnächst in den Kreditportfolios der Banken niederschlagen wird. In insgesamt acht untersuchten europäischen Staaten dürften die Problemkredite steigen. Für Deutschland erwartet die Ratingagentur eine Quote von 2,0 Prozent (bisher 1,7 Prozent). Laut Moody’s sei die Bundesrepublik besonders anfällig für steigende Energiepreise bzw. Rationierungsmaßnahmen im Winter. Darüber hinaus sei eine Rezession 2023 wahrscheinlich. Entsprechend wurde der Ausblick für die Banken in Deutschland von stabil auf negativ gesenkt. Gleiches passierte für Institute in Italien, Polen, Tschechien, Slowenien und Ungarn. Für Österreich und Großbritannien sieht die Ratingagentur indes nur eine moderate Verschärfung voraus, wobei hier der Anteil an faulen Krediten bereits 2021 höher lag (2,7 und 1,9 Prozent).
Den höchsten Anteil an faulen Krediten hat derzeit Ungarn mit 5,1 Prozent. Polen folgt mit 4,6 Prozent. Generell werden in den Staaten wieder mehr Problemkredite erwartet. Das gelte auch für Italien (3,9 Prozent), welches in den letzten Jahren den Bestand fauler Kredite deutlich verringert hatte.
Schwierige Kreditbeschaffung für Unternehmen
Keine guten Zeiten für Unternehmen, die einen neuen Kredit benötigen. Laut einer aktuellen Umfrage des ifo-Instituts berichtet knapp jeder vierte Betrieb (24,3 Prozent), der Verhandlungen über ein Darlehen führt, von einer Zurückhaltung bei den kreditgebenden Banken. Das ist der höchste Wert seit 2017. Bei Dienstleistern steigt die Zurückhaltung der Institute sogar auf 28,8 Prozent. Ebenfalls Schwierigkeiten haben Automobilhersteller (22,5 Prozent). Im Handel erklären hingegen nur 15 Prozent, dass ein Kredit nicht mehr so einfach zu bekommen sei.
Am stärksten betroffen sind, so das ifo-Institut, aber Kleinstunternehmen und Soloselbständige. Rund jede zweite kreditsuchende Firma erklärt, dass Kredite nicht oder nur schwer erhältlich sind. „Für Kleinstunternehmen sind andere Finanzierungsformen wie Anleihen kaum nutzbar. Sie sind deshalb oft auf Bankkredite angewiesen“, erläutert Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen.
Für manche Unternehmen könne das wirtschaftliche Überleben ohne neue Kredite schwierig werden, wird ergänzt.
Neugeschäft mit Baufinanzierungen bei Sparkassen eingebrochen
Der Boom der Baufinanzierungen ist zu Ende, so ein Fazit der Sparkassen. Wie das Handelsblatt kürzlich berichtete, ging das Neugeschäft bereits im September 2022 um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg lag der Rückgang bei ca. einem Drittel des Geschäfts. In Westfalen, dem Rheinland sowie in Niedersachsen sank der Wert um rund 20 Prozent, in Ostdeutschland etwas niedriger.
Nachfrage ist von einem Tag auf den anderen eingebrochen, viele Projekte im Planungsstadium werden storniert“, so Sparkassenpräsident Helmut Schleweis im Handelsblatt-Interview. Zudem käme hinzu, dass die Sparkassenkunden weniger sparten, weil das Geld für den Lebensunterhalt benötigt wird.
Noch im ersten Halbjahr 2022 war das Neugeschäft mit Baufinanzierungen vergleichsweise stabil gelaufen. Schleweis erklärt, dass viele Projekte „planerisch und finanziell schon auf dem Weg waren.“
Künftig werde mehr saniert, statt neu gebaut. Nach Ansicht des Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) löst in den kommenden Jahren die energetische Sanierung die Baufinanzierung mehr oder minder ab.
Zinsentwicklung im November 2022
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Smava | -0,40% | Volkswagen Bank | 3,99% |
OFINA | -0,40% | HypoVereinsbank | 3,99% |
Verivox | 0,00% | PSD Bank | 4,06% |
Ikano Bank | 1,49% | Bank of Scotland | 4,15% |
Younited Credit | 1,89% | Duratio | 4,40% |
Günstig an einen Privatkredit zu gelangen, wird immer schwieriger. Der durchschnittliche Zweidrittel-Zins kletterte in diesem Monat auf 4,907 Prozent – ein Plus von 5,9 Prozent zum Vormonat. Zum Vergleich: Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 3,690 Prozent. Bei den Mindestsollzinsen bzw. dem Werbezins ging es innerhalb des gleichen Jahres von 2,885 Prozent im Schnitt auf 3,496 Prozent hoch. Das entspricht einem Anstieg von 22,6 Prozent. Einigermaßen verkraftbar sind derzeit noch die Angebote der Volkswagen Bank bzw. der HypoVereinsbank, die laut repräsentativem Beispiel an die meisten Kunden Kredite mit 3,99 Prozent rausgeben. Bei den Werbeangeboten stehen die üblichen Verdächtigen auf den Top 3-Plätzen.
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | DSL Bank | 2,85% |
Verivox | 0,00% | Bank of Scotland | 3,90% |
Smava | 0,68% | Ikano Bank | 3,99% |
Younited | 1,89% | OFINA.de | 4,24% |
Commerzbank | 1,99% | SWK Bank | 4,29% |
Lange gab es hinsichtlich der Zinsen für Autokredite wenig zu vermelden, außer eine stabile Lage. Inzwischen ziehen aber auch hier die Zinssätze an. Im vergangenen Monat kletterte der Zweidrittelzins auf 3,980 Prozent und kratzt damit an der 4,00-Prozent-Grenze (+3,6 Prozent zum Vormonat). Bei den Werbezinsen ging es um satte 9,313 Prozent hoch auf 3,419 Prozent. Ein Rückblick: Vor einem Jahr lag der Mindestsollzins der Autokredite bei 2,705 Prozent, d. h. fast 27 Prozent niedriger. Bei den Top 5 verändert sich hingegen wenig, was die Werbezinsen angeht. Bei den Zweidrittelzinsen schiebt sich die SWK Bank auf den 5. Platz und die Santander Bank ist zunächst aus der Spitze verschwunden.
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
immo-finanzcheck.de | 2,33% | immo-finanzcheck.de | 3,13% |
creditweb | 2,87% | creditweb | 3,35% |
DSL Bank | 3,08% | CE-Baufinanz | 3,40% |
1822direkt | 3,19% | 1822direkt | 3,59% |
Baufi-line | 3,23% | Baufi24 | 3,62% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
Zinsen nahe dem Nullpunkt? Bei Baufinanzierungen gehört solche Angebote der Vergangenheit an. Stattdessen landet selbst die Mehrzahl der Top 5-Anbieter über der 3,00-Prozent-Hürde. Ganz oben liegt in diesem Monat Immo-Finanzcheck.de mit 2,33 Prozent. Im Durchschnitt liegen die Banken und Finanzdienstleister aktuell bei 3,3177 Prozent – d. h. etwas unter dem Peak aus dem Oktober 2022 (3,4582 Prozent). Bei dem 2/3-Effektivzinsen gibt es unter 3,00 Prozent nichts mehr zu holen. Die Anbieter in den Top 5 schwanken zwischen 3,13 und 3,62 Prozent.