20.000 Euro – Kommt der Zuschuss zum Eigenkapital?
Entsprechend eines internen Positionspapiers aus dem Bundesbauministerium plant die zuständige Ministerin Barbara Hendricks (SPD), Familien künftig beim Erwerb einer selbst genutzten Immobilie finanziell zu unterstützen.
Die Umsetzung soll bereits im Jahr 2017 starten, so wäre zumindest sichergestellt, dass es sich nicht um Wahlkampfrhetorik handelt. Den überwiegend positiven Stimmen zu dem Vorhaben stehen aber auch mahnende Worte gegenüber.
Die Idee hat zwar Charme, ein Jahr vor der Bundestagswahl stehen die Verbraucher versprochenen Geldgeschenken des Bundes jedoch eher skeptisch gegenüber. Allerdings, so das Ministerium, stünden die Chancen gut, da Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ein offenes Ohr für die Pläne habe, so das Bundesbauministerium.
Die Gründe für einen Eigenkapitalzuschuss
Nach wie vor geistert die Zahl von 400.000 benötigten Wohneinheiten in Deutschland durch die Medien. Diese Zahl steht im Raum, obwohl es auf der anderen Seite auch genügend, sofort beziehbare Leerstände gibt. Diese befinden sich allerdings in Regionen, die wiederum für Arbeitnehmer aufgrund der dortigen Arbeitsmarktlage wenig attraktiv sind.
Laut Hendricks fehlt es in den Ballungszentren an bezahlbarem Wohnraum. Dies gelte sowohl für den Mietwohnungsmarkt als auch für den Kauf einer Immobilie. Mit der Abschaffung des Paragrafen 10e EStG entfiel das einstmals wichtigste Instrument zur Förderung von selbst genutztem Wohneigentum. Wohn-Riester kommt nicht für jeden Erwerber infrage, die Wohnungsbauprämie ist nett, aber von den geförderten Volumina eher zu vernachlässigen.
Der überhitzte Wohnungsmarkt ist ein Signal für Berlin, (junge) Familien wieder zu unterstützen. Das Land Berlin selbst spiegelt die traurige Situation bestens wider (1).
Das sind die Eckpfeiler des geplanten Zuschusses
Der Eigenkapitalzuschuss wird nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilt, sondern bedarf gewisser Voraussetzungen. Geplant sind
- Ein maximales Familieneinkommen von 70.000 Euro.
- Zuschuss greift nur in Regionen mit überdurchschnittlich hohen Immobilienpreisen.
- Der Zuschuss ist auf 20.000 Euro maximiert.
- Die Rückführung des Bankdarlehens muss sichergestellt sein.
- Für Familien mit einem Kind ist ein Zuschuss von 8.000 Euro geplant, bei zwei Kindern von 14.000 Euro und ab dem dritten Kind 20.000 Euro.
Ein Diskussionspapier hat den Vorteil, dass alle Inhalte zunächst einmal nur zur Diskussion stehen. Die Definition, wer einen Anspruch hat, fällt zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch recht nebulös aus und dürfte gerade vom Bundesfinanzminister Eingrenzungen erfahren.
Hinsichtlich des maximalen Familieneinkommens fehlt die Definition, ob es sich um das Bruttoeinkommen oder das Nettoeinkommen nach Steuern handelt. Es gibt auch keine Aussage darüber, ob das Kindergeld bei der Ermittlung des Familieneinkommens berücksichtigt wird, oder nicht.
Es fehlt bislang noch eine klare Definition einer „Region mit überdurchschnittlich hohen Immobilienpreisen“. Da dieser Begriff recht dehnbar ist, bedarf es hier noch einer Klärung. Die pauschale Aussage, das Rhein-Main-Gebiet sei teuer, ist beispielsweise nicht haltbar. 30 Autominuten nördlich von Frankfurt halbieren sich die Grundstückspreise gegenüber Frankfurt und dem Vordertaunus.
Das Risiko hinter den Zuschüssen
Banken vergeben Baukredite in der Höhe in Abhängigkeit vom Eigenkapital. Wer 50.000 Euro Eigenkapital nachweist, kann mit einem Darlehen von 200.000 Euro rechnen. Eine Erhöhung um 20.000 Euro würde das mögliche Darlehen auf 280.000 Euro heraufschrauben.
Damit droht auf der anderen Seite bei steigenden Zinsen allerdings eine Verschuldungsfalle. Steigen die Zinsen in den nächsten Jahren, könnte die nach Ende der Zinsbindung anfallende neue Anschlussfinanzierung das Haushaltsnettoeinkommen überstrapazieren.
Während der Zentrale Immobilienausschuss (ZIA) die Pläne ausdrücklich begrüßt, stehen die Verbraucherzentralen dem Vorhaben sehr skeptisch gegenüber. Der ZIA sieht hier Impulse, dass gerade junge Familien in Bezug auf die Altersvorsorge einen wertvollen Grundstein legen können.
Die Verbraucherzentralen dagegen befürchten, dass damit noch mehr potenzielle Käufer auf den Markt drängen, und der Preisanstieg noch weiter befeuert wird (2).
Es ist auch nicht auszuschließen, dass potenzielle Erwerber dann gezielt in Regionen suchen, die unter den Zuschuss fallen, anstelle, wie möglicherweise ursprünglich geplant, in weniger gefragten Gegenden ein Objekt zu kaufen.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Berliner Morgenpost: Wohnraum in Berlin wird knapper und teurer (2) Süddeutsche Zeitung: Zuschuss für Familien