ALDI mischt den Wohnungsmarkt auf
ALDI steigt groß in das Wohnungsgeschäft ein. Geplant sind zunächst zwei Wohnanlagen in Berlin, eine in Neu-Köln, die zweite in Lichtenberg. In beiden Projekten sind je 100 Wohnungen mit unterschiedlichem Zuschnitt geplant.
Das Aldi immer wieder neue Wege geht, ist hinlänglich bekannt. Wie will der Discounter aber auf dem heiß umkämpften Grundstücksmarkt Fuß fassen?
Was ich habe, muss ich nicht kaufen
Der große Vorteil, den Aldi Nord gegenüber anderen Wohnungsprojektierern hat, liegt darin, dass die infrage kommenden Grundstücke bereits im Besitz des Discounters sind. Damit entfällt der Ankauf von Grund und Boden zu den aktuell in Berlin utopischen Preisen. Für die Mitbewerber im Wohnungsbau ein unlustiger Effekt.
Allerdings sind die Grundstücke zurzeit noch bebaut – mit Aldi-Märkten. Für Jörg Michalek, Geschäftsführer der ALDI Immobilienverwaltung, ist einstöckige Bebauung in Metropolen wie Berlin reine Platzverschwendung.
Gemäß dem Satz „nach oben ist unbegrenzt Luft“ sollen jetzt zwei bestehende ALDI-Märkte abgerissen und neu gebaut werden. Breiter aufgestellt, von 800 Quadratmeter auf 1.200 Quadratmeter erweitert, um die nötige Statik für das Wohnhaus darauf zu gewährleisten. „Wir können eben rechnen“, so Michalek (1).
Und ALDI wäre nicht ALDI, wenn es nicht eine solide Kalkulation gäbe: Mehr Bewohner im direkten Einzugsgebiet mit größeren Märkten bedeutet auch mehr Kunden und damit mehr Umsatz. Neben den beiden Projekten in Berlin, die bereits 2019 fertig gestellt sein sollen, sind bereits 2.000 weitere Einheiten in der Projektierung.
Die Miete gefällt auch ALDI-Kunden
ALDI bleibt sich auch bei der Miete der geplanten Neubauten seiner Discounterlinie treu. Rund 30 Prozent der Wohnungen sollen als Sozialwohnungen mit einer Kaltmiete von 6,50 Euro pro Quadratmeter auf den Markt kommen.
Für die restlichen 70 Prozent ist ebenfalls eine Deckelung der Mieter vorgesehen. Wohnungen zum Discounterpreis von maximal zehn Euro kalt pro Quadratmeter dürften so schnell vermietet sein, wie die ersten Dumping-Preiscomputer von ALDI in den 90er Jahren verkauft waren.
ALDI hat aber noch mehr vor, gerade in Berlin, das bis zum Jahr 2030 um weitere 300.000 Bewohner wachsen wird. Insgesamt sind 30 Objekte projektiert. Der Trend in den Großstädten geht zur Laufkundschaft, die KFZ-Dichte nimmt gerade in Berlin ab. Das macht die großzügigen Parklatzflächen überflüssig und bietet Raum für eine Bebauung nach oben.
ALDI plant, die Mischgebäude innerhalb des S-Bahnrings zu bauen, einer Region, die für viele Berliner inzwischen finanziell unerreichbar wurde.
Michalek führt aber auch aus, dass die Wohnprojekte von ALDI nicht beliebig umgesetzt werden können. Das Ruhrgebiet beispielsweise käme aufgrund einer völlig anderen Infrastruktur derzeit nicht infrage.
Für ALDI ist es in Zukunft in Städten wie Berlin noch wichtiger, im Lebensraum seiner Kunden präsent zu sein. Was liegt also näher, als ungenutzte Grundfläche in Wohnraum potenzieller Käufer zu wandeln?
Quellen und weiterführende Links
(1) ALDI Nord – Auf ALDI kann man bauen: Discounter startet Immobilienprojekt im Raum Berlin