Jetzt Anschlussfinanzierung in Coronakrise sichern?
Die Coronakrise hat Vieles durcheinander gebracht und für Unsicherheiten auf den Märkten gesorgt – auch in Bezug auf Darlehenszinsen. Wie sollten sich also Kreditnehmer verhalten, die in naher Zukunft eine Anschlussfinanzierung benötigen? Lange Zinsbindung, kurze Zinsbindung, Forward Darlehen oder einfach abwarten? Wir erläutern die verschiedenen Möglichkeiten!
- Vor Abschluss einer Anschlussfinanzierung sollte unbedingt ein Vergleich verschiedener Kreditangebote durchgeführt werden.
- Mit langen Zinsbindungen oder Forward Darlehen können längerfristig günstige Zinsen gesichert werden. Gerade im Baufinanzierungsbereich sind die Zinsen jedoch in den letzten Jahren immer weiter gesunken, weshalb sich diese Alternativen oftmals nicht gelohnt haben.
- Neben Zinsvergleichen empfehlen sich daher stattdessen ein gut bedachter Tilgungssatz und flexible Rückzahlungsoptionen – insbesondere in Krisenzeiten.
Anschlussfinanzierung nicht zu spät sichern
Wer nach Ablauf der Zinsbindung seines Kredits oder Immobiliendarlehens noch eine Restschuld offen haben wird, benötigt in jedem Falle eine Anschlussfinanzierung. Wie der Name schon sagt, finanziert sie die Restschuld im direkten Anschluss an die vorherige Finanzierung. Wer es clever anstellt, kann mit der Anschlussfinanzierung jede Menge Kosten sparen. Um sich diese Möglichkeiten offen zu halten, sollte sich die Anschlussfinanzierung jedoch nicht zu spät gesichert werden.
Zum einen sollten Sie nicht darauf vertrauen, dass die Hausbank beziehungsweise die aktuell finanzierende Bank die günstigste Anschlussfinanzierung anbietet. Vielmehr sollte die Zeit genutzt werden, um mithilfe von Kreditvergleichen für Konsumkredite oder Baufinanzierungen das günstigste Angebot zu finden.
Darüber hinaus sind gerade in der Zeit der Coronakrise regelmäßig Zinsschwankungen zu beobachten. Wer da die Zeit nutzt, um einen günstigen Moment abzupassen, kann sich günstige Zinsen sichern und bei dem neuen Kredit sparen.
Die richtige Anschlussfinanzierung finden
Was die richtige Anschlussfinanzierung für den Einzelnen ist, entscheidet sich nicht allein über den Preis, also die Zinsen. Kredite unterscheiden sich in deutlich mehr Eigenschaften voneinander. Damit die Finanzierung zum eigenen Leben passt, sollte sie möglichst maßgeschneidert sein.
Eine Frage stellt sich daher nach der richtigen Laufzeit. Sollte jetzt eine lange oder eine kurze Laufzeit für einen neuen Kredit gewählt werden? Prinzipiell gilt: Je niedriger die Zinsen, desto länger darf die Laufzeit ausfallen. Denn wenn die Zinsen schon vergleichsweise sehr niedrig sind, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie in ein paar Jahren wieder ansteigen werden.
Diese Faustregel klingt logisch und gibt ein Gefühl der Sicherheit. Doch wie das folgende Diagramm zur Zinsentwicklung von Baufinanzierungen zeigt, sind die Zinsen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Eine lange Zinsbindung hatte keine Punkte gebracht. Doch in die Glaskugel kann auch niemand schauen, um die zukünftige Zinsentwicklung zu erfahren. Somit können wir uns doch nur an die Expertenmeinungen halten.
Neben Zinsen und Laufzeit sollten Kreditsuchende noch auf einige weitere Aspekte achten. Ein wichtiger Parameter ist beispielsweise der Tilgungssatz. Eine hohe Tilgung hilft beim schnellen Schuldenabbau. Je schneller der Kredit zurückgezahlt werden kann, desto weniger Zinsen müssen gezahlt werden und desto günstiger wird der Kredit in Summe. Prinzipiell werden in Niedrigzinszeiten häufig vergleichsweise hohe Tilgungssätze empfohlen.
Trotz dieser Aspekte sollten sich Kreditnehmer nicht mit einer hohen Tilgung übernehmen. Die Tilgungsrate muss schließlich auch zum restlichen Leben passen.
In Krisenzeiten, wie durch das Coronavirus, ist es aber schwierig, genau das abzuschätzen. Die Einkommensverhältnisse und persönlichen Bedarfe können sich von heut auf morgen ändern. Daher kann es sinnvoll sein, eine Anschlussfinanzierung mit flexiblen Rückzahlungsmodalitäten zu suchen. Dazu gehören zum Beispiel die Optionen Tilgungssatzwechsel, Sondertilgung oder Ratenstundung. Allerdings können solche Angebote mit Gebühren oder höheren Zinsen verbunden sein. Alle Kredite in unseren Vergleich wurden auf ebensolche Optionen hin getestet und wir haben die Zinsen verglichen.
Mit Forward Darlehen langfristig Zinsen sichern
Eine besondere Option für Anschlussfinanzierungen stellen sogenannte Forward Darlehen dar. „Forward“ bedeutet nach vorn, vorwärts, voraus. Entsprechend sind Forward Darlehen Kredite, die bereits heute für einen Zeitpunkt in der Zukunft gesichert werden. Bis zu fünf Jahre im Voraus können diese Kredite gesichert werden, ehe sie ausgezahlt werden müssen.
Der Vorteil liegt auf der Hand: In Zeiten niedriger Zinsen werden diese vertraglich gesichert, auch wenn der Kredit erst in einigen Jahren ausgezahlt wird, wenn die Zinsen auf dem Markt schon wieder gestiegen sein können. Allerdings verhält es sich hier wie mit langen Sollzinsbindungen: In der Vergangenheit hat es den Kreditnehmern wenig genützt, sich vermeintlich gute Finanzierungszinsen zu sichern – das Zinsniveau ist entgegen vieler Expertenmeinungen immer weiter gesunken.
Darüber hinaus ist für die Zinsreservierung mittels Forward Darlehen eine Gebühr zu bezahlen. Je länger die Vorlaufzeit, desto höher ist in der Regel der Aufschlag. Die Banken lassen sich natürlich das Risiko steigender Zinsen bezahlen, das ist ihr gutes Recht. Hier und da sind aber auch Zinsreservierungen bis zu zwölf Monate lang kostenfrei möglich.
Zur Zeit der Coronakrise sind nicht nur Expertenmeinungen über fallende oder steigende Zinsen zu hören. Vielmehr wird mittlerweile eher davon ausgegangen, dass in den kommenden Monaten ein Seitwärtstrend in der Entwicklung der Baufinanzierungszinsen zu beobachten sein wird. Die Darlehenszinsen sollen unabhängig von wiederkehrenden, kurzfristigen Hochs und Tiefs weitestgehend unverändert bleiben. Somit wären Forward Darlehen abermals kein Gewinn.
Fazit
Ob Sie sich eine Anschlussfinanzierung in Zeiten der Coronakrise sichern sollten und wenn ja, in welcher Form, hängt von den aufgeführten Überlegungen ab. Hier gibt es kein Richtig und kein Falsch, vor allem vor dem Hintergrund, dass niemand eine Garantie zur zukünftigen Zinsentwicklung abgeben kann.
Was aber in jedem Falle hilft, sind Kreditvergleiche. Und das eben nicht nur in Bezug auf die Zinsen, sondern auch in Bezug auf weitere Parameter, wie den Gestaltungsmöglichkeiten für eine flexible Rückzahlung.
Lange Zinsbindungen und Forward Darlehen sind hingegen Alternativen, die in der Vergangenheit zwar selten Ersparnisse gebracht haben, aber zumindest für ein gutes Gefühl und einen ruhigen Schlaf gesorgt haben.