Die Bankstellenentwicklung im Jahr 2017
Die Deutsche Bundesbank veröffentlichte am 17. Mai 2018 eine Pressenotiz zur Entwicklung der Bankenpräsenz in der Fläche. Nach wie vor sind Filialschließungen an der Tagesordnung.
Wer stattdessen Zuwachs verzeichnet und welche Auswirkungen die Verbraucher erwarten können, zeigt unser Beitrag.
- Filialschließungen stehen bei allen Bankengruppen im Fokus.
- Niedrige Zinsen setzen Banken unter Kostendruck.
- Sparkassen immernoch mit dichtestem Filialnetz.
- Lediglich Zuwachs bei Auslandstöchtern der Regionalbanken.
Gesamtzahl der Banken geht zurück
Die Zahl der in Deutschland tätigen Kreditinstitute ist rückläufig. Waren im Jahr 2016 noch 1.888 Banken hierzulande aktiv, sank die Zahl auf 1.823 Kreditinstitute im Jahr 2017. Dies bedeutet einen Rückgang von 3,4 Prozent. Immerhin 0,3 Prozentpunkte weniger Schließungen als im Jahr 2016.
Den 84 Abgängen standen allerdings 19 Zugänge gegenüber. Hauptgründe für das Einstampfen der Banken waren Fusionen im Bereich der Sparkassen und der genossenschaftlichen Banken. Dort verzeichnete die Bundesbank einen Rückgang der aktiven Banken durch Fusionen um 57 Institute gegenüber 52 Abgängen im Jahr 2016. Die Zahl der im Genossenschaftssektor tätigen Banken sank damit auf 919. Das bedeutet einen Rückgang um stolze 5,8 Prozent. Erstmals sank die Zahl der Filialen bei den Raiffeisen- und Genossenschaftsbanken mit 9.455 Filialen unter die Marke von 10.000. Trotz 714 Schließungen im Jahr 2017 hält die Genossenschaftsgruppe immer noch einen Marktanteil bei den Filialen von 31,4 Prozent.
Im Sparkassensektor wurden 13 Verschmelzungen vollzogen, bei den Landesbanken eine. Damit sank die Zahl der Landesbanken auf acht, bei den Sparkassen auf 390. Bei den Sparkassen war außerdem das größte Volumen an Filialschließungen zu verzeichnen. An 765 Standorten wurden die Schalter geschlossen. Es bestehen noch 10.174 Filialen. Diese machen mit 33,8 Prozent jedoch immer noch den größten Anteil inländischer Zweigstellen aus.
Bei den Kreditbanken insgesamt reduzierte sich die Zahl der Zweigstellen auf 9.042. Geschlossen wurden im Jahr 2017 insgesamt 402 Standorte. Der Gesamtanteil an den Filialen macht damit noch 30 Prozent auf dem deutschen Markt aus.
Die Großbanken waren im Hinblick auf Standortschließungen auch nicht zimperlich. Mit 185 Schließungen sank die Zahl der Zweigstellen auf 6.800. Mit den verbliebenen Zweigstellen machen sie in der Gruppe der Kreditbanken aber immer noch den Löwenanteil aus. Bei den Regionalbanken waren hingegen 222 Standorte, rund zehn Prozent, von einer Aufgabe betroffen. Die Gesamtzahl der Anlaufstellen beträgt jetzt noch 2.053.
Bei den Bausparkassen ging es dagegen eher moderat zu, sie verdienten 2017 am Immobilienboom. Im Sektor der öffentlich-rechtlichen Bausparkassen kam es zu vier Schließungen, was noch 529 verbliebene Büros bedeutet. Die privaten Bausparkassen reduzierten die Anzahl ihrer Beratungsbüros um elf auf 856.
„Sonstige Institute“ mit Ausnahme der Bausparkassen sind noch mit 70 Filialen in der Fläche vertreten.
Wer profitiert?
Die Kunden der Filialbanken zählen bestimmt nicht zu den Gewinnern. Es verwundert nicht, dass der steigende Trend bei Direktbanken weiter anhält. Diese sind eindeutig die Gewinner aus dem Resultat der aktuellen Standortpolitik der Sparkassen und Filialbanken. Die Filialbanken berechnen nach wie vor Kontoführungsgebühren, auch wenn die meisten Kunden inzwischen gezwungen sind, mangels Filialen ihrer Hausbank die Bankgeschäfte per Onlinebanking abzuwickeln. Dies gilt im Übrigen nicht nur für die klassische Kontoführung, sondern beispielsweise auch für die Kreditvergabe. Wie groß der Unterschied bei den Zinsen ausfällt, macht ein Kreditvergleich deutlich.
Ausgefeiltes Onlinebanking einer Filialbank macht den Wunsch der Kunden nach einer Bank vor Ort nicht zwingend wett. Viele Kunden haben sich eben wegen der persönlichen Erreichbarkeit für eine Filialbank oder Sparkasse entschieden. Für eingeschränkten Service dennoch Gebühren zu verlangen, ist eine Logik, die für immer weniger Menschen nachvollziehbar ist.
Entwicklung der Auslandsfilialen und Auslandstöchter
Ausländische Institute in Deutschland weisen häufig Geschäftsmodelle auf, die sich nicht an die private Kundschaft richten. Filialen sind daher häufig überflüssig. Anders verhält es sich mit den Töchtern und Repräsentanzen deutscher Banken im Ausland. Die Zahl der Auslandstöchter nahm im Jahr 2017 von 145 auf 138 ab, ein Minus von fünf Prozent.
Die Tochterunternehmen der deutschen Großbanken wurden weltweit um acht auf 94 Zweigstellen reduziert. Die Regionalbanken dagegen bauten die Zahl ihrer ausländischen Tochterunternehmen um fünf auf 21 Institute aus.
Die Zahl der Filialen sank analog zur heimischen Entwicklung um zehn Stellen auf 224. Der Schwerpunkt des Auslandsgeschäftes der deutschen Banken liegt mit fast zwei Drittel in Europa, mehrheitlich innerhalb der Europäischen Union. Interessanterweise finden sich 26 Auslandsfilialen und neun Auslandstöchter in Großbritannien (2016: 27 Filialen, acht Töchter).
Quellen und weiterführende Links
(1) Deutsche Bundesbank – Bankstellenentwicklung im Jahr 2017