Konsolidierung im europäischen Bankensektor hält an
Der jüngste Bericht der Europäischen Zentralbank, EZB, zur Entwicklung im Bankensektor zeigt, dass es weiter zu einer Konzentration im Markt kommt. Im „Report of Financial Structures“ vom Oktober 2017 vergleicht die EZB die Entwicklung für den Zeitraum von 2008 bis 2016.
Interessant ist dabei die Frage, wie sich der Markt im Ländervergleich entwickelt hat.
Sal. Oppenheim das jüngste Opfer
Der Bericht der EZB war schon gedruckt, als eine Meldung die Runde machte. Die Deutsche Bank wird ihre Tochter, die Privatbank Sal. Oppenheim, ehemals größte europäische Privatbank, aufspalten. Die Commerzbank, so ist zu lesen, steht angeblich auf dem Wunschzettel der italienischen Unicredit und der französischen Credit Agricole (1).
Die Zahl der Banken in Europa ging von ehemals 6.768 Instituten im Jahr 2008 auf 5.073 Häuser zum Ende des Jahres 2016 zurück. An der Spitze der Länder mit dem höchsten Rückgang standen
- Niederlande 112
- Deutschland 71
- Österreich 64
Prozentual gesehen fällt diese Zahl hinsichtlich des deutschen Marktes nicht weiter auf, denn es stehen den 71 geschlossenen Instituten über 1.800 aktive Banken gegenüber.
Anders verhält es sich in Spanien, Zypern, Griechenland und den Niederlanden. In relativen Zahlen lag die Zahl der Schließungen bei weit über 20 Prozent.
Dabei dominieren vier Länder den Markt. Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich waren im Jahr 2016 die Heimat von 67 Prozent aller europäischen Banken. Diese Zahl ist seit 2008 fast stabil. Damals waren es sogar nur 65 Prozent. Beispielsweise der spanische Anteil als Bankenstandort macht nur 2,9 Prozent des gesamten Marktes in der Eurozone aus.
Bereinigt man die Zahl der in der Eurozone aktiven Banken um „ausländische“ Institute, so bleiben 2.290 Bankengruppen und einzelne Institute. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 waren es noch 2.904.
Ein Blick auf die Gelder
Am Ende des Jahres 2016 verwalteten die europäischen Banken der Eurozone 24,2 Billionen Euro. Davon entfiel alleine auf deutsche und französische Institute die stolze Summe von jeweils sieben Billionen Euro, über die Hälfte der gesamten Assets.
Auch wenn die Summen enorm ausfallen, ist es innerhalb der Eurozone dennoch ein Rückgang um 15 Prozent gegenüber 2008.
Anteil der Banken bei der Verwaltung von Einlagen von außerhalb der Eurozone
Man könnte es fast verallgemeinern – je kleiner das Land, umso höher der Anteil der gehaltenen Assets von Banken außerhalb der Eurozone. Litauen verfügt faktisch über keine eigenen Banken. In Luxemburg oder Irland fällt das Volumen der durch heimische Institute verwalteten Gelder nur marginal aus, gleiches gilt auch für Estland. Im Umkehrschluss fällt die Zahl nicht-heimischer Banken in Deutschland beispielsweise verschwindend gering aus, ebenso in Frankreich, Spanien und Italien.
Ein letzter Indikator, der hier als Beispiel für die Konzentration im Bankensektor genannt werden soll, ist die Zahl der Einwohner pro Bankfiliale. In Lettland hat sich die Zahl verdreifacht, eine Bevölkerungsexplosion war nicht die Ursache. In den Niederlanden hat sich die Zahl verdoppelt, in Deutschland ist der Anstieg marginal. In Summe wurden 6.939 Filialen alleine im Jahr 2016 geschlossen.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Handelsblatt – Commerzbank heuert Investmentbanken an