Besitzer von Wohneigentum werden immer jünger
Der Baufinanzierer Dr. Klein nimmt regelmäßig den Immobilienmarkt unter die Lupe. Zuletzt wurde ein Jahresvergleich 2007 / 2017 gezogen. Die Auswertung von mehr als 100.000 Immobilienfinanzierungen zeigt aber nicht nur den Wandel der Zeit. Auch die Unterschiede zwischen den Bundesländern wurden offengelegt.
Warum sind deutsche Wohnungskäufer oder Häuslebauer heute neun Jahre jünger als früher und warum leben die jüngsten privaten Immobilienbesitzer in Sachsen-Anhalt? Wo ist Wohneigentum am günstigsten? Die Antworten gibt es hier!
- Deutsche Immobilienbesitzer werden immer jünger – im Durschnitt neun Jahre gegenüber 2007
- Die jüngsten Besitzer von Wohneigentum leben heute in Sachsen-Anhalt
- Die durchschnittlichen Finanzierungssummen bewegen sich – je nach Bundesland – zwischen 191.755,61 Euro und 353.464,02 Euro
- Bundesweit stieg der Anteil an vermieteten Immobilien innerhalb der vergangenen zehn Jahre von 8,2 auf 17,1 Prozent
Alter bei Erstfinanzierung sinkt
Nach der aktuellen Auswertung der Dr. Klein Privatkunden AG zeigte sich in den Jahren zwischen 2007 und 2017, dass sich durch die Bank weg, in allen Bundesländern Deutschlands, die privaten Kreditnehmer bei der Erstfinanzierung verjüngt haben. Im Durchschnitt von 48 auf 39 Jahre.
Die stärkste Verjüngung ist in Sachsen-Anhalt zu beobachten. Dort besitzen Investitionswillige im Schnitt schon 13 Jahre eher ihr Wohneigentum als noch vor zehn Jahren. Damals waren sie beim Erwerb noch durchschnittlich 50 Jahre alt, heute führen sie die Tabelle der jüngsten Immobilienbesitzer an.
Alter bei der Erstfinanzierung 2007 und 2017 nach Bundesländern | |||
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2007 | 2017 | ||
Baden-Württemberg | 46 J. | Sachsen-Anhalt | 37 J. |
Schleswig-Holstein | 47 J. | Thüringen | 38 J. |
Brandenburg | 48 J. | Baden-Württemberg | 39 J. |
Bremen | 48 J. | Brandenburg | 39 J. |
Hamburg | 48 J. | Bremen | 39 J. |
Sachsen | 48 J. | Bayern | 39 J. |
Hessen | 48 J. | Saarland | 39 J. |
Niedersachsen | 48 J. | Sachsen | 39 J. |
Nordrhein-Westfalen | 48 J. | Mecklenburg-Vorpommern | 39 J. |
Rheinland-Pfalz | 48 J. | Niedersachsen | 39 J. |
Bayern | 48 J. | Nordrhein-Westfalen | 39 J. |
Thüringen | 49 J. | Hessen | 39 J. |
Mecklenburg-Vorpommern | 49 J. | Schleswig-Holstein | 40 J. |
Berlin | 50 J. | Rheinland-Pfalz | 40 J. |
Saarland | 50 J. | Hamburg | 41 J. |
Sachsen-Anhalt | 50 J. | Berlin | 41 J. |
Einer der Hauptgründe dafür ist die immer noch die andauernde Niedrigzinsphase, die für sehr günstige Immobiliendarlehen sorgt. Der EZB-Leitzins, an dessen Trend sich auch die Zinsen für Baufinanzierungen orientieren, sank von 4,25 Prozent im Jahr 2008 auf 0 Prozent im März 2016. Noch bis mindestens Herbst 2019 soll dieses Niveau anhalten, so die EZB. Da sich Sparen kaum lohnt, investieren viele Privatpersonen in eine Immobilie, um damit zum Beispiel hohen Mieten zu entgehen und für das Alter vorzusorgen.
Immobilienpreise und Finanzierungssummen steigen
Dass bei steigenden Immobilienpreisen auch die Höhe der Baufinanzierungen anwächst, ist nachvollziehbar. Wie stark der Anstieg in den vergangenen Jahren ausfiel, zeigt das Extrembeispiel Hamburg. In Q4 2017 wechselte eine Hamburger Wohnung für durchschnittlich 3.627 €/qm den Besitzer. Bei einer 90-qm-Wohnung ergab das einen stolzen Kaufpreis von rund 326.000 Euro. Entsprechend hoch fiel also auch die Baufinanzierungssumme im Jahr 2017 aus: 353.464,02 Euro. 2007 benötigten die Hamburger „nur“ 205.684,40 Euro von der Bank.
So mächtig ist der Preisanstieg natürlich nicht überall in Deutschland gewesen. Insbesondere in den ländlichen Gegenden der neuen Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen hat sich wenig getan und die Verbraucher müssen weitaus weniger für ihre vier Wände hinblättern. Dort ist noch ausreichend Bauland verfügbar. Sobald aber die Bewohner aus den teuren Städten das preiswertere Umland aufsuchen, wird sich auch das ändern.
Finanzierungssumme 2007 und 2017 nach Bundesländern | |||
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2007 | 2017 | ||
Saarland | 127.450,00 € | Sachsen-Anhalt | 191.755,61 € |
Mecklenburg-Vorpommern | 139.543,40 € | Thüringen | 204.448,93 € |
Sachsen-Anhalt | 145.448,65 € | Mecklenburg-Vorpommern | 209.317,62 € |
Schleswig-Holstein | 155.709,72 € | Saarland | 218.161,97 € |
Niedersachsen | 161.646,35 € | Sachsen | 218.169,23 € |
Rheinland-Pfalz | 165.054,72 € | Schleswig-Holstein | 226.168,14 € |
Sachsen | 165.818,01 € | Niedersachsen | 238.395,11 € |
Bremen | 166.759,46 € | Rheinland-Pfalz | 246.878,16 € |
Brandenburg | 168.244,55 € | Brandenburg | 247.819,19 € |
Thüringen | 169.237,33 € | Bremen | 250.582,19 € |
Nordrhein-Westfalen | 175.387,73 € | Nordrhein-Westfalen | 266.455,75 € |
Berlin | 178.287,62 € | Hessen | 304.750,49 € |
Baden-Württemberg | 190.539,22 € | Berlin | 306.970,84 € |
Bayern | 205.353,92 € | Baden-Württemberg | 318.445,90 € |
Hamburg | 205.684,40 € | Bayern | 338.506,58 € |
Hessen | 214.628,42 € | Hamburg | 353.464,02 € |
Wohneigentum als immer beliebtere Geldanlage
Immer mehr Immobilien werden gekauft, um sie zu vermieten. Statt die gekaufte Wohnung oder das Haus selbst zu bewohnen, werden sie genutzt, um daraus regelmäßige Mieterträge zu generieren. Dies ist insbesondere in den Großstädten sehr beliebt, vor allem in Berlin und Hamburg. Dort wird fast jedes fünfte Haus für den Zweck der Vermietung gekauft. Doch dieser Trend ist nicht schon immer zu beobachten. 2007 wurden noch die meisten Mietobjekte im Saarland, in Sachsen-Anhalt und in Thüringen finanziert. Wie ist dieser Wandel zu erklären?
Das Niedrigzinsniveau hat deutschlandweit gleiche Auswirkungen, was heißt, dass sich zum einen das Sparen nicht lohnt und zum anderen Baufinanzierungen günstig sind. Allerdings steht in Städten wie Bremen das derzeitige Immobilienpreisniveau noch in einem sehr attraktiven Verhältnis zu den zu erwartenden Mieteinnahmen. Hier lohnen sich also aktuell derartige Investitionen mehr als beispielsweise im Saarland. Im Saarland sank der Anteil solcher Vermieter von 21,7 auf 11,8 Prozent, wohingegen der bundesweite Durchschnitt von 8,2 auf 17,1 Prozent stieg.
Anteil der Kapitalanleger 2007 und 2017 nach Bundesländern | |||
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2007 | 2017 | ||
Bremen | 2,70% | Brandenburg | 10,69% |
Niedersachsen | 4,29% | Saarland | 11,76% |
Schleswig-Holstein | 4,68% | Thüringen | 12,93% |
Hamburg | 6,78% | Sachsen-Anhalt | 15,15% |
Brandenburg | 7,11% | Rheinland-Pfalz | 15,15% |
Nordrhein-Westfalen | 7,65% | Niedersachsen | 15,42% |
Baden-Württemberg | 7,92% | Schleswig-Holstein | 17,19% |
Bayern | 8,41% | Nordrhein-Westfalen | 17,54% |
Rheinland-Pfalz | 9,06% | Mecklenburg-Vorpommern | 17,85% |
Mecklenburg-Vorpommern | 10,69% | Baden-Württemberg | 18,17% |
Sachsen | 10,86% | Bremen | 19,32% |
Hessen | 11,51% | Bayern | 20,03% |
Berlin | 12,38% | Hessen | 20,38% |
Thüringen | 14,67% | Sachsen | 20,45% |
Saarland | 21,67% | Hamburg | 21,60% |
Sachsen-Anhalt | 24,32% | Berlin | 28,48% |
Nettoeinkommen steigt, staatliche Förderungen nehmen zu
Dass sich die Deutschen immer häufiger Wohneigentum anschaffen und demzufolge in den besonders stark betroffenen Regionen die Immobilienpreise in die Höhe schießen, hängt aber nicht nur mit anhaltend günstigen Immobiliendarlehen zusammen. Ein weiterer Grund liegt in dem seit Jahrzenten konstant steigendem Nettoeinkommen der Deutschen.
Darüber hinaus setzt der Staat mit zahlreichen Förderangeboten viele Anreize für den privaten Hausbau bzw. Wohnungskauf. Zu nennen sind unter anderem das Baukindergeld, Wohn-Riester und die Wohnungsbauprämie. Des Weiteren fährt die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, mit verschiedensten Angeboten auf. Dass die Fördermöglichkeiten zwischen 2007 und 2017 deutlich zunahmen, zeigt unsere nachfolgende Statistik zu den KfW-Zahlen: