Baufinanzierung online – ist Beratung überflüssig?
Ratenkredite online abschließen ist heute keine große Sache mehr. Kreditvergleichsrechner sorgen für die notwendige Transparenz, das Produkt ist so schlank gehalten, dass der Darlehensnehmer in wenigen Schritten, ohne großes Bankgespräch, das Darlehen beantragen kann.
Ratenkredite laufen im Mittel über fünf Jahre. Baufinanzierungen dagegen haben in den meisten Fällen Laufzeiten zwischen 20 und 35 Jahren. Gerade das aktuelle Zinsniveau mag dazu verleiten „billig“ zu finanzieren und keine all zulange Zinsbindung einzugehen.
An der Stelle der Planung der Finanzierung wird aber deutlich, dass Laien ohne die kompetente Beratung eines Fachmanns durchaus Fehler machen können, die am Ende die Finanzierung teurer werden lassen, als nötig. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass die Anbieter von Baufinanzierungen einen anderen Weg gehen, als die Anbieter für Ratenkredite.
Das Internet bietet auch für Baufinanzierungen die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren und die Konditionen der Anbieter, vom Zinssatz über die Zinsfestschreibung bis hin zum Beginn der Bauzeitzinsen miteinander zu vergleichen. Ist die Entscheidung für einen Anbieter gefallen, steht hier aber nicht der „Online-Abschluss“, sondern der Kontakt zum Kreditgeber.
Warum ist die Beratung so wichtig?
Billig ist bei einer Baufinanzierung gefährlich. Je kürzer die Zinsfestschreibung, um so niedriger ist der Zinssatz, eine verlockende Konstellation. Wählen die Immobilienerwerber jetzt noch einen Tilgungssatz von einem Prozent, kann die monatliche Belastung zum heutigen Zeitpunkt mit historisch niedrigen Zinsen ohne Probleme unter der monatlichen Miete liegen.
Was passiert aber, wenn die Zinsen zum Ende der Zinsbindungsdauer deutlich höher liegen? Der Kreditnehmer hat nach nur wenigen Jahren kaum getilgt. Das Risiko, dass die Rate regelrecht explodiert und die Immobilien nicht mehr haltbar ist, kann nicht ausgeschlossen werden.
Zinsbindungen mit einer Laufzeit von 20 Jahren oder mehr verlangen auf jeden Fall eine Beratung, da das Thema Sondertilgung in diesem Fall ebenfalls berücksichtigt werden muss.
Eine Anschlussfinanzierung mag völlig ohne fremde Hilfe darstellbar sein, wenn es danach zu keiner erneuten Zinsbindung kommen soll. Für langfristige Darlehen wäre dies eine eher unglückliche Entscheidung.
Optimal sind in der heutigen Zeit Finanzierungen, welche eine Zinsfestschreibung über die gesamte Darlehenslaufzeit vorsehen. Bei dieser Konstellation kommt ein Erwerber an einem Gespräch mit der Bank oder einem unabhängigen Vermittler nicht vorbei.
Gleiches gilt, wenn Teile der Finanzierung über einen Bausparvertrag laufen oder laufen sollen und dieser noch nicht angespart ist. Für Laien stellt gerade die Integration eines Bausparvertrages durchaus eine Hürde dar, die nur schwer zu überwinden ist.
Wissen und Erfahrung vom Profi
Der nächste Punkt, eigentlich der erste bei einer Finanzierung, ist die Erstellung des Finanzierungsplans und die Feststellung der Eigenmittel. Erfahrenen und guten Beratern fällt gerade in diesem Zusammenhang der eine oder andere Hinweis ein, wie die Eigenmittelquote erhöht werden kann. Dass zum Beispiel aus Sicht der Bank Arbeitgeberdarlehen den Eigenmitteln zugerechnet werden, wissen die wenigsten Immobilienerwerber.
Über die Höhe der notwendigen Eigenmittel gehen die Meinungen auseinander. Ob eine Baufinanzierung mit „null Eigenkapital“, wie sie auch schon angeboten wird, allerdings als eine solide Finanzierung gilt, bleibt fraglich.
Die verschiedenen Banken setzen unterschiedliche Höhen bezüglich der Eigenmittel an. Auch abhängig vom jeweiligen Antragsteller. Eine persönliche Beratung im Vorfeld klärt, welches Institut, losgelöst vom Zinssatz, hinsichtlich des Eigenkapitals infrage kommt oder ausscheidet.
Trotz aller Autonomie, welche das Internet für Verbraucher sowohl bei Ratenkrediten, aber auch bei Geldanlagen inzwischen bietet, gibt es immer noch Produktfelder, welche das persönliche Gespräch am Ende unumgänglich machen.
Wer mit dem Gedanken spielt, ist gut beraten, das Web dafür zu nutzen, sich so umfangreich wie möglich zu informieren und von der durch das Internet entstandenen Transparenz zu profitieren. Im letzten Schritt ist die persönliche Beratung immer noch unumgänglich, bevor es zur Unterschrift kommt.