Bausparvertrag gewinnt durch Anstieg der Bauzinsen wieder an Attraktivität
Vergangenen Monat berichteten wir über die attraktiven Renditechancen bei Bausparverträgen (zur News). Aktuelle Zahlen zeigen nun, dass das Bausparen wieder beliebter wird und sich das Bauspargeschäft sowohl für die Verbraucher als auch für die Bausparkassen erneut lohnt. Unkenrufen zum Trotz konnte die Branche, teilweise auch mit unpopulären Maßnahmen und ungeachtet der Niedrigstzinsen, den Zinsüberschuss von 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2016 auf immerhin 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2018 steigern. Nun ist auch noch ein Zinsanstieg seit März dieses Jahres zu beobachten. Was macht Bausparfinanzierungen wieder so aussichtsreich?
- Bauzinsen steigen seit März 2020 erneut langsam an
- Bausparkassen können Zinsüberschüsse ausbauen
- Zinsanstieg erhöht Nachfrage nach Bauspardarlehen mit festem Zins für gesamte Laufzeit
- Neuausrichtung hat Bausparkassen wieder profitabler gemacht
Bauzinsen steigen wieder an
Ein Blick auf die Zinsentwicklung seit Jahresbeginn 2020 macht deutlich, dass Baugeld langsam aber kontinuierlich wieder teurer wird. Lag der durchschnittliche Zinssatz für eine zehnjährige Zinsbindung im März 2020 noch bei 1,07 Prozent, notierte er im Juni 2020 bereits bei 1,17 Prozent. Für eine fünfjährige Zinsfestschreibung kletterten die Zinsen sogar von 1,32 Prozent auf 1,59 Prozent im gleichen Zeitraum.
Doch was hat der Zinsanstieg mit der steigenden Attraktivität von Bausparverträgen zu tun? Ein Bausparvertrag besteht aus einem Spar- und einem Darlehensteil. Beim Sparteil erhält der Bausparer einen Sparzins, beim Darlehensteil zahlt er einen Darlehenszins. Die Zinsen sind abhängig vom gewählten Tarif und werden vertraglich vereinbart – und das auch schon lange im Voraus. Wer in Zeiten niedriger Zinsen einen Bausparvertrag mit attraktivem Darlehenszins abgeschlossen hat, braucht sich in Zeiten steigender Zinsen nicht sorgen. Der Bausparer braucht dennoch nur den früher vereinbarten Zins auf seinen Kredit zu zahlen.
Sollte der Wachstumstrend beim Baugeld anhalten, können insbesondere die Bausparer von ihren Verträgen profitieren, die seit Ende 2019 abgeschlossen wurden. Denn seitdem befanden sich die Bauzinsen einige Monate lang auf dem historisch niedrigsten Niveau.
Der Sturm der Empörung in Bezug auf die Kündigung von Altverträgen, die lediglich als Sparprodukt genutzt wurden, hat auch wieder abgenommen. Grund waren die beiden Urteile des Bundesgerichtshofes (BGH) (AZ XI ZR 185/16 und XI ZR 272/16).
Situation der Bausparkassen
Die Gesamtanzahl der Bausparverträge in Deutschland ist zwar nach wie vor rückläufig. Dafür steigen seit 2017 die Bausparsummen je Neuvertrag wieder an. Dies lässt vermuten, dass Bausparverträge nicht nur für vermögenswirksame Leistungen angelegt werden, sondern die Bausparer „Größeres“ planen, wie die Finanzierung oder Modernisierung einer Immobilie.
Vom Trend der eigenen vier Wände und den historisch niedrigen Zinsen profitieren nicht nur klassische Kreditinstitute. Es belebt auch das Neugeschäft der Bausparkassen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Anbieter ihr geschäftsmodell überarbeitet haben. Kooperationen über den eigenen Verbund hinaus, beispielsweise die LBS mit Sparkassen oder die Schwäbisch-Hall mit Volks- und Raiffeisenbanken, erschließen neue Kundengruppen.
Das Internet als Vertriebskanal hat ebenfalls Einzug gehalten. Um der finanziell engen Situation zu entgehen, wurden die Unternehmen und die Prozesse kostengünstiger verschlankt. Für die Refinanzierung greifen einige Bausparkassen verstärkt auf niedrig verzinste Pfandbriefe zurück.
Eine Anpassung der Konditionen, sprich noch weiter gesunkene Guthabenzinsen zugunsten langfristig niedrigster Finanzierungskonditionen, sind für den klassischen Bausparfinanzierer zwar ein guter Grund für einen Bausparvertrag. Darlehenszinsen von aktuell beispielsweise etwas über 1,00 Prozent für die gesamte Laufzeit (1) bieten ein Höchstmaß an Sicherheit. Da viele Verbraucher den Bausparvertrag allerdings mit einem reinen Sparprodukt verwechseln, nahm das Interesse daran mit sinkenden Zinsen entsprechend ab.
Stefan Siebert (LBS Südwest) hofft daher auf einen Zinsanstieg. Dieser würde das Geschäft der Bausparkassen weiter beflügeln. Im Einzelnen führt er folgende Punkte an (2):
- Verstärkte Inanspruchnahme von Bauspardarlehen.
- Höhere Besparung laufender Verträge.
- Mehr Neuabschlüsse, da die Zinssicherung bei steigenden Zinsen wieder im Vordergrund steht.
- Abzug von Verträgen, die nur der Besparung dienen, da der Kapitalmarkt bessere Zinsen verspricht.
Den richtigen Bauspartarif wählen
Wie attraktiv ein Bausparvertrag beziehungsweise eine konkreter Bauspartarif für Sie ist, kommt auf Ihr Ziel an. Soll das Bauspardarlehen für einen wohnwirtschaftlichen Zweck genutzt werden, empfiehlt sich ein Tarif mit einem möglichst niedrigen Darlehenszins. Auf den Sparzins sollte erst im zweiten Schritt geblickt werden, denn bei Tarifen mit geringem Darlehenszins fällt in der Regel auch der Sparzins vergleichsweise niedrig aus. Sparen können Sie außerdem bei der Abschlussgebühr. Hier lohnt es sich ebenfalls, Vergleiche anzustellen.
Um Ihnen einen Vergleich der Bauspartarife unterschiedlicher Bausparkassen zu erleichtern, stellen wir Ihnen einen Bauspar-Vergleich zur kostenfreien und unverbindlichen Nutzung zur Verfügung. Wählen Sie dort zuerst Ihr Bausparziel aus, also den Verwendungszweck, den Sie mit einem Bausparvertrag verfolgen. Den Rest macht der Rechner für Sie:
Quellen und weiterführende Links
(1) Kreditvergleich.net – Bausparverträge im direkten Vergleich
(2) Bankmagazin – Keine Angst vor steigenden Zinsen (Ausgabe 2-3 2020, Seite 41 f.)