Bauzinsen – was verdienen Banken wirklich?
Ständig klagen die Banken, dass ihre Margen durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbanken (EZB) schrumpfen. An den Bauzinsen wird geschraubt und neue Gebührenmodelle werden konzipiert, um diesen Verlusten entgegenzuwirken.
Als Verbraucher ist man durchaus geneigt, die Argumentation der Geldhäuser als schlüssig aufzugreifen. Doch wie sieht die Realität aus?
- Zinsmargen der Banken bei Baufinanzierungen laut Bundesbankstatistiken besser als behauptet.
- Langfristige Zeitreihen belegen kaum Unterschiede zu der Zeit vor der Finanzkrise.
Lerne klagen, ohne zu leiden
Diese Übung scheint sich im deutschen Kreditgewerbe in Bezug auf die Ertragslage breitgemacht zu haben. Statistiken können verschleiern, offen legen, Thesen untermauern oder auch widerlegen. Wir unterstellen der Deutschen Bundesbank einmal, dass sie kein Interesse hat, Sachverhalte zu verschleiern oder Meinungen subtil zu manipulieren. Bei den neuesten Veröffentlichungen der Deutschen Bundesbank zum Thema „Baufinanzierungszinsen“ gehen wir davon aus, dass es sich um nacktes Zahlenwerk handelt. Die Betrachtung der jüngsten Statistiken lässt Zweifel aufkommen, ob das Geschäft mit dem Baugeld aktuell für die Kreditinstitute wirklich so schlecht verläuft, wie behauptet.
Den Einnahmen aus der Kreditvergabe für Baugeld stehen für gewöhnlich Ausgaben für den „Einkauf“ der Gelder gegenüber, die verliehen werden. Dies sind zum einen die Zinsen, welche Banken für Sparbücher, Tagesgelder und Festgelder zahlen. Zum anderen sind es die Zinsen für die Pfandbriefe, welche zur Refinanzierung ausgegeben werden.
Die Zinsmarge beim Baugeld resultiert in der Regel aus der Differenz zwischen dem veranschlagten Darlehenszins und den Zinsen für einen entsprechenden Pfandbrief.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Entwicklung der Bauzinsen:
Für den Verbraucher stellt dieser Verlauf eine erfreuliche Entwicklung dar, liegt der Bauzins auch im Jahr 2018 immer noch unter der zwei Prozent Marke. Trotz der etwas gelockerten Geldpolitik der EZB, dem Wegfall der Anleiheaufkäufe, sind stärkere Zinsanstiege kurzfristig nicht zu erwarten, mittelfristig wird es wohl zu einem leichten Anstieg kommen.
Anleger klagen auf der anderen Seite über zu niedrige Zinsen bei Anleihen. Diese Ansicht ist nachvollziehbar, wie die Performance von Pfandbriefen mit zehnjähriger Restlaufzeit belegt:
Für die Banken bedeutet die Gegenüberstellung einen Ertrag vor Kosten und Steuern von fast 100 Prozent. Die Einnahmen tendieren leicht unter zwei Prozent, die Ausgaben für Pfandbriefzinsen ca. ein Prozent.
Spannend wird es bei Pfandbriefen mit einer Restlaufzeit von einem Jahr:
Aus den fünf Prozent Ertrag im Jahr 2008 wurden negative Zinsen von fast minus 0,2 Prozent im Juni 2018. Dass die Entwicklung der Pfandbriefverzinsung aber nicht nur durch Angebot und Nachfrage geregelt wird, sondern durchaus auch von der Entwicklung des Leitzinsens der EZB abhängt, zeigt ein Vergleich mit dem EZB-Leitzins:
Fazit zum Bauzins für Privathaushalte und der Zinsmarge der Banken
Tatsache ist jedoch, dass die Schere zwischen Bauzinsen, der Einnahmenseite, und der Zinsstrukturkurve der Pfandbriefe, der Ausgabenseite, immer weiter auseinanderläuft. Im Jahr 2016, als die Kreditwirtschaft begann, über negative Zinsen und neue Gebührenmodelle nachzudenken, waren die Margen übrigens noch besser als heute.
Ein willkürlicher Vergleich der unterschiedlichen Jahre zeigt, dass die Margen durch Baufinanzierungen nicht in dem Maße geschrumpft sind, wie es die die Institute glauben machen möchte:
Quellen und weiterführende Links
- Deutsche Bundesbank – Startseite
- Kreditvergleich.net – Aktuelle Bauzinsen