Bundesbank fordert Stärkung des langfristigen Wachstums
Der Bundesbankbericht für Januar 2016 zeigt durchaus positive Tendenzen, sieht aber auch, welche Hemmnisse noch auf dem Weg zu einer konjunkturellen Situation wie vor der Krise liegen. Insgesamt hat sich mit dem Wiederbeleben der Konjunktur in Europa auch die Investitionstätigkeit wieder belebt.
Dabei stellt die Bundesbank fest, dass die Sachkapitalbildung jedoch noch hinter der Entwicklung vor dem Jahr 2007 zurückbleibt.
Die Frage, die sich vielen Menschen stellt, lautet, was Sachkapital eigentlich bedeutet. Eine Firma verfügt in der Regel über drei Vermögenswerte:
- Geldkapital, Bargeld und Finanzanlagen
- Sachkapital, materielle Vermögenswerte wie Maschinen und Anlagen
- Fiktives Kapital, wie die Marke des Unternehmens, welche auch einen Wert darstellt.
Welche Investitionen stehen im Vordergrund?
Im Klartext heißt das, dass die Investitionen in Maschinen und Anlagen immer noch hinter den Werten von 2007 zurückliegen. Einer der Gründe dafür liegt in dem Umstand, dass in erster Linie Verbindlichkeiten zurückgeführt wurden. Ein anderer Grund war, dass mehr in die Produktion von Konsumgütern als in Anlagegüter investiert wurde.
Darüber hinaus sieht die Bundesbank in einigen Ländern in Europa eine unterdurchschnittliche Entwicklung in Bauinvestitionen. Gerade Spanien profitierte jahrelang von einem ungebrochenen Bauboom. Insgesamt hat das Investitionsvolumen aber noch nicht die Werte der Jahre zwischen 1995 und 2007 erreicht. Betrug es damals noch rund 22 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, lag es im Jahr 2014 immer noch bei nur 20 Prozent.
Wo liegen die Gründe für die Investitions-Differenz?
Hauptursache war, dass das gesamtwirtschaftliche Umfeld Korrekturen aufseiten der Wirtschaft verlangte. Dazu zählte unter anderem die Rückführung von Verbindlichkeiten und die restriktive Kreditvergabepolitik der Banken in den vergangenen Jahren.
Positiv fällt allerdings ins Gewicht, dass es hier zu einer leichten Lockerung kam, auch wenn der Idealzustand noch nicht erreicht ist. Wichtige gesamtwirtschaftliche Korrekturen, beispielsweise die akkommodierende Geldpolitik, haben inzwischen ebenfalls gegriffen.
Es stellt sich natürlich die Frage, was das Bundesbank-Deutsch der „akkommodierenden Zinspolitik“ bedeutet. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die anhaltende Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank. Die Auswirkungen sind allerdings nicht ganz so, wie es sich die Banker aus Frankfurt erhofft hatten, sonst hätte Mario Draghi nicht die Verlängerung der Anleihekäufe verkündet.
Gibt es weitere Hemmschuhe in Sachen Investition?
Eine wesentliche Wachstumsbremse liegt jedoch im psychologischen Bereich. Viele Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, da sie befürchten, dass das künftige Wachstum geringer ausfällt als erwartet. Die schwachen Zahlen der Vorjahre sind könnten dafür die Ursache sein.
Hier liegt allerdings ein richtiges Problem, wenn nicht sogar ein Teufelskreis. Furcht vor schwachem Wachstum führt zu Zurückhaltung bei Investitionen, was wiederum automatisch zu einem schwächeren Wachstum führt.
Positive Signale für die zukünftige Entwicklung
Offensichtlich hat die Konjunkturkrise die Unternehmen aber dazu bewogen, effizienter zu arbeiten. Trotz niedrigerer Investitionsquote als in der Zeit vor der Krise hat sich der Kapitalkoeffizient erhöht. Hinter diesem Wortungetüm verbirgt sich die Menge an Waren, die mit eingesetztem Kapital produziert wurde.
Erhöht sich die Menge an produzierten Waren bei gleichbleibendem Kapitaleinsatz, hat das Unternehmen besser gewirtschaftet. Diesen Umstand bewerten die Bundesbanker als vielversprechend für die Zukunft.
Um die Entwicklung der Konjunktur weiter zu unterstützen fordert die deutsche Bundesbank daher keine kurzfristigen Stimuli, sondern langfristig ausgerichtete politische Entscheidungen, die langfristig Stabilität bringen und keine ökonomischen Strohfeuer.