Unsichere Zeiten für Unternehmen wegen Coronakrise und US-Wahl
Die US-Wahl 2020 hat mit Joe Biden einen klaren Sieger hervorgebracht. Viele Vertreter der deutschen Wirtschaft atmen erleichtert auf und hoffen nun auf eine verbesserte Handelsbeziehung zwischen Europa und den USA. Doch wie sich das zukünftige Miteinander entwickeln wird, bleibt vorerst abzuwarten. Darüber hinaus verunsichert die weiter andauernde Coronakrise Unternehmen sowie Konsumenten nach wie vor und schwächt die Wirtschaft. Das bestätigen auch die Anstrengungen der KfW, denn gegenüber dem Vorjahreszeitraum wurde das Fördervolumen in diesem Jahr bereits verdoppelt. Was bedeutet das für die Verschuldung von Unternehmen?
- Die USA sind ein wichtiger Außenhandelspartner für Deutschland. 2019 wurden Waren im Wert von 119 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von mehr als 71 Milliarden Euro importiert. (3) Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in Deutschland sieht nach der US-Wahl Entspannung zwischen den Handelspartnern, macht aber auch darauf aufmerksam, dass Biden die Buy-America-Gesetzgebung stärken will. (2)
- Aktuelle Zahlen zum KfW-Fördervolumen in Deutschland bestätigen darüber hinaus die Anstrengungen in der Coronakrise. Das KfW-Fördervolumens stieg in 2020 bisher auf historisch hohe 109,1 Milliarden Euro an und verdoppelte sich damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum. (4)
- Unternehmen verschulden sich immer mehr, doch auch schon deutlich vor der Coronakrise. Zwischen 2007 und 2019 stieg die Unternehmensverschuldung in Deutschland um 73 Prozent an und lag zuletzt bei knapp zwei Billionen Euro. Dabei kommen verschiedenste Arten der Unternehmensfinanzierung zum Tragen.
Verbessert sich nach der US-Wahl der Außenhandel?
Mit dem Ergebnis der US-Wahl 2020 und dem Wahlsieger Joe Biden hofft Deutschland auf verbesserte Wirtschaftsbeziehungen zu den USA. Außenminister Heiko Maas erklärte nach der Verkündung des Wahlergebnisses:
„Wir gratulieren Joe Biden und Kamala Harris zu ihrem Wahlerfolg und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der nächsten Regierung der Vereinigten Staaten. Viele internationale Herausforderungen werden wir nur gemeinsam lösen. Wir wollen in diese Zusammenarbeit investieren.
Unser Angebot steht: für einen transatlantischen Neustart, einen „New Deal“. Wir werden deshalb nach Abschluss der Wahl auf die dann gewählte Regierung zugehen. Wir werden konkrete Vorschläge machen, wie wir die transatlantischen Reihen schließen können: Im Umgang mit Akteuren wie China, beim Klimaschutz, beim globalen Kampf gegen die Corona-Pandemie.
Joe Biden hat im Wahlkampf deutlich gemacht, dass er die weltpolitische Stärke der USA im Team Play sieht und nicht im Alleingang. Auch wir wollen, dass der Westen wieder als Team spielt. Nur so können wir unseren gemeinsamen Werten in der Welt Geltung verschaffen, nur so haben wir das dazu nötige Gewicht. Wir sind als Europäer bereit, uns noch stärker in dieser Partnerschaft einzubringen.“ (1)
Auch der Chef des Münchner ifo-Instituts, Prof. Clemens Fuest, rechnet nach dem Ausgang der US-Wahl mit einer deutlichen Entspannung in den deutsch-amerikanischen Beziehungen. Beispielsweise für die von Strafzöllen bedrohten deutschen Autobauer werde sich die Lage aufhellen, meinte Fuest. Für einen echten Kurswechsel jedoch „müsste auch Biden seine protektionistischen Neigungen überwinden“. (2) Biden will die Buy-America-Gesetzgebung weiter stärken und dafür sorgen, dass die Amerikaner mehr inländische Produkte kaufen und weniger ausländische.
Selbst wenn Biden tatsächlich bald den Sitz des neuen Präsidenten der USA einnimmt und gewillt ist, für umfassende Neuausrichtungen fehlen ihm darüber hinaus die Mehrheiten im Senat und er muss mit den Republikanern verhandeln. Wie wichtig eine gute Handelsbeziehung zwischen Europa und den USA allerdings ist, zeigen die folgenden Zahlen.
Seit Jahren sind die USA der wichtigste Exportmarkt für Unternehmen in Deutschland. 2019 wurden Waren im Wert von 119 Milliarden Euro von Deutschland über den Atlantik geliefert, insbesondere Maschinen, Fahrzeuge und chemische Erzeugnisse. Zwölf Prozent aller deutschen exportierten Kraftfahrzeuge wurden im vergangenen Jahr in die USA geliefert, das entspricht einem Warenwert von 27 Milliarden Euro.
Auch für den Import nach Deutschland sind die USA ein wichtiger Handelspartner. Amerikanische Importe summierten sich in 2019 auf mehr als 71 Milliarden Euro, darunter allem voran chemische Produkte. Die US-Staaten belegen damit Platz Drei unter den wichtigsten Lieferanten für Deutschland, hinter China und den Niederlanden. (3) Sind diese Geschäftsbeziehungen gefährdet, kann das die Existenz vieler deutscher Unternehmen bedrohen.
Neue Zahlen der KfW zum Fördervolumen in Coronakrise
Mit den Unsicherheiten der deutschen Unternehmen zur Außenwirtschaft ist es allerdings noch nicht genug, die Coronakrise hat die Wirtschaft weiterhin fest im Griff. Verschiedene Zahlen bestätigen das immer wieder, so zum Beispiel die jüngsten Angaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zum Fördervolumen bis zum dritten Quartal 2020.
Demnach stieg das Volumen von Fördergeldern auf historisch hohe 109,1 Milliarden Euro an, was eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet. Speziell im inländischen Fördergeschäft verdreifachte sich das Zusagevolumen fast, aufgrund der starken Nachfrage nach der KfW-Corona-Hilfe, von 31,6 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf nun 89,8 Milliarden Euro. 97 Prozent der Anträge auf Corona-Hilfe kamen bislang kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugute. Wie sich vermuten lässt, waren darunter in der Tat vor allem Antragsteller aus den Branchen Gewerbe und Handel vertreten. (4)
Unternehmensverschuldung stieg schon vor Coronakrise
Coronakrise hin, steigendes KfW-Fördervolumen her – für 2020 kann so oder so von einem steigenden Volumen der Unternehmensschulden in Deutschland ausgegangen werden. Schaut man sich den Trend der letzten Jahre an, verzeichnete das Schuldenvolumen beinahe durchweg ein ununterbrochenes Wachstum. Im Laufe der vergangenen zehn Jahre ist die Unternehmensverschuldung in Deutschland um etwa 73 Prozent gestiegen und lag zuletzt bei knapp zwei Billionen Euro. Somit lässt sich erst recht für das Jahr 2020 ein erneuter, starker Anstieg in dieser Datenreihe vermuten.
Quellen und weiterführende Links
(1) Auswärtiges Amt – Außenminister Maas zur Wahl in den USA
(2) echo24.de – ifo-Chef Fuest: „Für die deutsche Wirtschaft wird die US-Handelspolitik künftig berechenbarer“
(3) RTL.de – Darum ist die US-Wahl für die deutsche Wirtschaft so wichtig
(4) KfW – Drittes Quartal 2020: Verdopplung KfW-Fördervolumen durch Corona-Hilfe; Rückkehr in die Gewinnzone