Das Bauhauptgewerbe – Wolkenkratzer der Wirtschaft
Das Bauhauptgewerbe gilt als einer der stärksten Motoren unserer Wirtschaft. Die Aussage, dass die Bauwirtschaft boomt, ist allerdings in dieser Form zu pauschal. Unstrittig ist, dass das Bauhauptgewerbe seit Oktober 2010 durchaus zugelegt hat.
Die Ursachen sind klar ersichtlich. Die anhaltende Niedrigzinsphase lädt dazu ein, in Immobilien zu investieren. Dies ist umso erfolgversprechender, als der Mangel an Mietwohnungen eine Nachfrage geradezu garantiert.
Insgesamt legte das Bauhauptgewerbe von Oktober 2010 mit 105,6 Prozent (Der Durchschnitt 2010 entspricht 100%) auf 128,8 Prozent im Februar 2016 zu, eine Steigerung von 23,2 Prozent. Diese Zahl fällt jedoch fast schon gering aus, vergleicht man sie mit dem Sektor des wohnwirtschaftlichen Baus. Hier stieg die Entwicklung im gleichen Zeitraum von 102,4 Prozent auf sage und schreibe 167,6 Prozent, wobei die Spitze im Januar 2016 mit 174 Prozent erreicht wurde.
Etwas gedämpfter fällt die Stimmung im Tiefbau und im nicht-wohnwirtschaftlichen Bau aus. Im Nichtwohnungsbau stieg die Zahl von 102,1 Prozent auf 117 Prozent, im Tiefbau von 109,1 Prozent auf 123,8 Prozent. Dennoch belegen auch diese beiden Sektoren, dass es im Baugewerbe bergauf geht. Einzig im ersten Quartal 2013 mussten alle Sektoren mit Umsatzrückgängen leben.
Für einen genaueren Blick in die Industrie müssen wir also zwischen den einzelnen Sektoren
- Hochbau
- Tiefbau
- wohnwirtschaftlicher Bau
- nicht-wohnwirtschaftlicher Bau
unterscheiden.
Die Ursachen der guten Entwicklung sind klar ersichtlich. Die anhaltende Niedrigzinsphase lädt dazu ein, in Immobilien zu investieren. Dies ist umso erfolgversprechender, als der Mangel an Mietwohnungen eine Nachfrage geradezu garantiert.
Entwicklung der Beschäftigungszahl hinkt hinter den Umsätzen her
Bemerkenswert ist allerdings noch eine andere Zahl. Die Zahl der Beschäftigten in allen Sektoren des Bauhauptgewerbes stieg im gleichen Zeitraum von 722 Tausend auf nur 774 Tausend, ein Plus von 7,2 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit den Arbeitsstunden. Diese stiegen von 71,5 Millionen auf 81,9 Millionen, ein Plus von 14,55 Prozent.
Beide Zahlen korrelieren nicht mit dem Gesamtplus von 23,2 Prozent. Eine naheliegende Annahme dafür ist eine Effizienzsteigerung, da sich der Ablaufprozess bei der Erstellung eines Gebäudes seit 2010 nicht geändert hat. Während in der Industrie eine fortschreitende Automatisierung Arbeitsabläufe schneller macht, muss bei einem Haus nach wie vor ein Stein auf den anderen gesetzt oder eine Betonplatte mit der anderen verbunden werden.
Löhne und Gehälter im Baugewerbe
Die geringe Steigerung an Mitarbeitern und der vergleichsweise geringe Anstieg an Arbeitsstunden sollten sich auch auf die Gehälter auswirken. Wie sehen hier die Zahlen aus? Der Anstieg erfolgte von 1,6 Milliarden Euro im Oktober 2010 auf 2,03 Milliarden Euro im Februar 2016, ein Plus von 26,88 Prozent. Bis zum Jahr 2014 stiegen die Gehälter um rund zehn Prozent.
Im Jahr 2015 stiegen die Tariflöhne zunächst um 3,1 Prozent, in einer zweiten Stufe um noch einmal 2,6 Prozent. Die Frage, wie es zu dieser eklatanten Abweichung zwischen Arbeitnehmerzuwachs und Arbeitsstunden einerseits und den tatsächlich gezahlten Löhnen kam, muss leider vorerst unbeantwortet bleiben.
Die Aufteilung der Gesamtumsätze fällt übrigens zwischen Wohnungs-, Nichtwohnungs- und Straßenbau fast identisch aus. Auf jeden Sektor entfällt etwa ein Drittel, mal ein wenig mehr, mal ein bisschen weniger.
Wie sieht es in den anderen Branchen aus?
Den Verantwortlichen der Konsumgüterindustrie müssten die Tränen in den Augen stehen, wenn sie ihr Marktsegment mit der Bauhauptindustrie vergleichen. Der Auftragseingang stieg von 101,6 Prozent im Januar 2011 auf 114,5 Prozent, ein Plus von 12,9 Prozent.
Bei den Investitionsgütern sieht es noch trauriger aus, hier stiegen die Aufträge gerade einmal von 110,8 Prozent auf 121,3 Prozent, eine Steigerung von 10,5 Prozent.
Fazit
Der Bau, zumindest der Wohnungsbau boomt. Die anderen Bausektoren warten mit stabilen Zuwachsdaten auf, die immer noch leicht über anderen Industriezweigen liegen. Anhaltende niedrige Zinsen und ein nach wie vor knapper Wohnraum dürften dafür sorgen, dass es in naher Zukunft keinen Rückschritt gibt.