Der Boom der Forwarddarlehen
Forwarddarlehen sind gefragt, wie selten zu vor. Obwohl die Zinsen für Baugeld leicht über dem Niveau vom Herbst 2016 tendieren, bewegen sie sich immer noch auf einem historisch tiefen Stand. Es scheint allerdings, als gehen die Darlehensnehmer davon aus, dass eine Zinsumkehr nicht auszuschließen ist.
So ist jeder bemüht, sich auch über das Ende seiner Zinsbindung hinaus billige Baukredite zu sichern. Bei rund 20 Prozent aller Darlehensabschlüsse im Februar 2017 handelte es sich um Forwarddarlehen.
Das ergab die aktuelle Auswertung EUROPACE AG. Unter Verbrauchern ist deren Kreditvermittlungssparte Dr. Klein besser bekannt. Im monatlichen Turnus analysieren die Kreditspezialisten ihre eigne Datenbasis und veröffentlichen die Ergebnisse.
Die Analyse ist streng genommen zwar nicht repräsentativ, allerdings greift das Unternehmen auf eine Kreditvergabe durch 650 Berater vor Ort im ganzen Bundesgebiet zurück. Aufgrund dieser Datenbasis genießt der Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung (DTB) eine hohe Aussagekraft.
Forwarddarlehen – die Zinswette beim Baugeld
Forwarddarlehen gibt es seit 1996. Bei einem Forwarddarlehen geht der Darlehensnehmer davon aus, dass die Zinsen für Baugeld zum Ablauf seiner bisherigen Zinsbindung steigen werden. Gegen einen marginalen Zinsaufschlag kann er sich bis zu fünf Jahr im Voraus den aktuellen Zinssatz sichern.
Die Rechnung geht auf, wenn die Zinsen tatsächlich steigen. Sollten sie sich allerdings gegenteilig entwickeln, muss er das Darlehen, trotz dann niedrigerer Zinsen dennoch abnehmen. Die aktuelle Marktlage lässt allerdings die Frage zu, wie tief sollen die Zinsen für Baufinanzierungen noch sinken können?
Spielraum gibt es kaum noch. Daher sprechen einige Fakten dafür, dass diejenigen, die auf Forwarddarlehen setzen, eine kluge Entscheidung treffen.
Es kommt Bewegung in die Zinslandschaft
Die die US-Notenbank FED, hatte im März 2017 die Zinsen bereits leicht nach oben korrigiert und plant für 2017 weitere Zinserhöhungen in kleinen Schritten. Es ist nicht auszuschließen, dass die EZB nachziehen wird oder, um massive Kapitalabwanderungen zu verhindern, nachziehen muss.
Auch wenn die Inflationsrate in Europa immer noch von Deflation bis zu den von Mario Draghi angestrebten zwei Prozent reicht, könnte das Ende des billigen Geldes für Banken bald erreicht sein. Im Mittel betrug die Preissteigerung Ende März 2017 laut dem Nachrichtenmagazin Spiegel 1,6 Prozent, aber sie war bereits wieder rückläufig (1).
Zum Jahresbeginn sah es mit dem Anstieg der Inflation so aus, als würden die Maßnahmen der EZB endlich Wirkung zeigen. Sie pumpt seit geraumer Zeit billigstes Geld in die Märkte und hofft so die Darlehensvergaben anzustoßen Dadurch soll die Produktion, der Konsum und letztlich die Inflation steigen. Eine steigende Inflation bedeutet letztendlich auch einen Anstieg der Zinsen.
Neben den Kritikern an dieser Geldpolitik, die sich eher auf Theorien beziehen, gibt es allerdings auch ein praktisches Beispiel, dass dieses Vorgehen nicht zwingend erfolgreich sein muss. Japan kämpft inzwischen seit zwei Jahrzehnten mit einer Deflation und wird der Lage nicht Herr.
Mit Forwarddarlehen auf der sicheren Seite
Die Unwägbarkeiten bei der Zinsentwicklung sind nach wie vor gegeben. Eine echte, belastbare Prognose kann niemand abgeben. Immobilienbesitzer, deren Zinsbindung in den nächsten Jahren ausläuft, sollten auf jeden Fall die Option eines Forwarddarlehens in Betracht ziehen und sich auf die sichere Zinsseite begeben.
Dabei sind sie nicht an die Bank gebunden, bei der das aktuelle Darlehen läuft. Eine völlige Neuordnung der Finanzierung ist eventuell auch sinnvoll.
Alternative Bausparvertrag
Bausparverträge bietet eine spannende Alternative zum Forwarddarlehen: In einem heute abgeschlossenen Bausparvertrag werden sowohl die Spar- als auch die künftigen Darlehenszinsen festgeschrieben.
In aller Regel läuft ein Bausparvertrag sieben Jahre, bis er zuteilungsreif ist und der Bausparer das Darlehen abrufen kann. Das muss er aber nicht. Laut aktueller BGH Rechtsprechung kann die Bausparkasse den Vertrag erst zehn Jahre nach dem Erreichen dieser Zuteilungsreife kündigen.
Anders formuliert: Ein heute abgeschlossener Bausparvertrag bietet die Möglichkeit das aktuelle Zinsniveau satte 17 Jahre in die Zukunft mitzunehmen
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Spiegel Online – Inflationsrate fällt auf 1,6 Prozent