Deutsche Bank will wieder zocken
John Cryan wird nicht müde zu betonen, dass die Deutsche Bank wieder nach vorne will. Boden verloren hat sie in den letzten Jahren genug. Nicht nur bei der Reputation, sondern auch bei Krediten. Die Rede ist nicht von irgendwelchen Krediten, sondern von „leveraged loans“.
Eine alte Bankerweisheit besagt, dass man schlechtem Geld kein gutes hinterherwerfen soll – so ähnlich verhält es sich aber bei „leveraged loans“. Was muss man sich darunter vorstellen?
High-Yield Papiere mit Traumzinsen
Bei „leveraged loans“ handelt es sich um Kredite an Unternehmen, die alles andere als kreditwürdig sind. Hoch verschuldet benötigen sie beispielsweise einen Kredit, um noch einmal Dividenden auszuschütten oder um alte Kredite zu bündeln und abzulösen. Was hat ein Institut wie die Deutsche Bank davon, solche Kredite zu vergeben?
Im Jahr 2015 in diesem Marktsegment noch die Nummer fünf, ist sie jetzt auf den neunten Platz abgerutscht und will auf jeden Fall wieder „nach oben“. Banken vergeben solche Kredite, um diese dann an andere Investoren zu verkaufen. Mit diesen Deals werden überdurchschnittliche Provisionen verdient. Die Investoren spekulieren auf die vergleichsweise horrenden Zinsen dieser High-Yield Papiere. Die folgende Grafik gibt einen Eindruck, welche Margen hier erzielt werden:
Bereits ein Unternehmen mit einem B-Rating lässt die Augen der Investoren glänzen. Wichtig für die Bank ist der Zeitpunkt, an dem die Kredite verkauft werden. Auf der einen Seite will sie natürlich solange wie möglich von den hohen Zinsen profitieren, auf der anderen Seite muss der Kredit verkauft sein, bevor er platzt.
Und wie heißt es im Vertrieb so schön: Jeden Tag steht ein Dummer auf, man muss ihn nur finden. Verpasst man den Zeitpunkt, wie es der Deutsche Bank in den Jahren 2007 und 2008 passierte, gibt es Sonderabschreibungen. In diesen beiden Jahren summierten sich diese auf 2,5 Milliarden US-Dollars. „Peanuts“, wie es vermutlich ein früherer Vorstandsvorsitzender des Unternehmens gesehen hätte.
Leveraged loans – ein gigantischer Markt
Betrachtet man die teilweise sehr restriktive Kreditvergabepraxis der Deutsche Bank PGK AG an Privathaushalte oder mittelständische Unternehmen, läge der Schluss nahe, dass für die Deutsche Bank „leveraged loans“ ein „No-Go“ sind.
Aber weit gefehlt. Im laufenden Jahr hat das Institut 300 solcher Darlehen in den USA mit einem Volumen von insgesamt 61 Milliarden US-Dollar vergeben. Welche Volumina auf diesem Markt bewegt werden, lässt sich aus den Wachstumszahlen ablesen:
In den USA stieg die Zahl dieser Darlehen bereits zum jetzigen Zeitpunkt um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,2 Billionen US-Dollar. Bis 2014 war die Deutsche Bank in Europa bei diesen Krediten die Nummer eins. Mit rund 11 Milliarden Euro als vergebene „leveraged loans“ im Jahr 2017 will sie in Europa wieder an die Spitze zurückkehren.
John Cryan schafft Arbeitsplätze
Der Brite macht immer wieder klar, dass die Bank vor einer radikalen Umstrukturierung stehe. Dies gehe natürlich auch mit dem Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen einher. Gerade im Filialbereich, wo das eine oder andere Darlehen mangels Bonität abgelehnt wird, machen die niedrigen Margen im Kreditgeschäft dem Haus zu schaffen, Schließungen sind die Folge.
Anders sieht es bei „leveraged loans“ aus. Um den US-Markt zurückzuerobern, wurden in den USA 24 neue Mitarbeiter angeheuert, deren Aufgabe darin liegt, marode Unternehmen zu finden, die einen Kredit benötigen.
Macht die Gier blind oder sind solche geschäftlichen Aktivitäten, die Normalverbraucher nur den Kopf schütteln lassen, wirklich so lukrativ, dass auch mögliche Sonderabschreibungen in Milliardenhöhe keine Rolle spielen? Was ist, wenn sich zum richtigen Zeitpunkt niemand findet, der noch gieriger ist?
Dann könnte man die Kredite bündeln, damit eine neue Asset-Klasse, die „Total Loss“-Zertifikate erschaffen, und diese durch deutsche Sparkassen an Senioren ohne Englischkenntnisse weiterverkaufen lassen – da war doch mal was ….