Deutsche sind Musterschüler beim Schuldendienst
Der neue Kreditkompass der Schufa brachte es an den Tag: Deutsche Kreditnehmer sind beispielhaft, was die Rückzahlung ihrer Darlehen angeht. 97,8 Prozent der ausgereichten Darlehen wurden im Jahr 2016 ohne Verzug bedient.
Dies stellt seit 2006 einen Spitzenwert dar. Wie hat sich das Kreditverhalten der Deutschen noch verändert?
Problemkinder jetzt besser als der Durchschnitt
Eine Zielgruppe, die der 18- und 19jährigen, wurde bei der Darlehensrückzahlung immer besonders skeptisch betrachtet. Eine gewisse jugendliche Leichtfertigkeit und die kreditfinanzierten Verlockungen des Einzelhandels führten immer wieder dazu, dass es in dieser Altersgruppe durch Ansätze von Überschuldung vermehrt zu Verzug bei der Ratenzahlung kam.
Hier hat eine Trendwende eingesetzt. Erstmals schnitt dieser Personenkreis mit einer anstandslosen Rückführungsquote von 98,1 Prozent besser als der Durchschnitt ab. Allerdings gibt es auch bei den jungen Menschen bereits eine relativ hohe Risikoquote.
In Berlin wiesen im Jahr 2016 bereits über 12,5 Prozent der 18jährigen ein hartes oder weiches Schufa-Merkmal auf. Bemerkenswert ist dabei das Nord-Südgefälle. In Bayern sind es dagegen regional teilweise unter fünf Prozent.
Kreditnehmer sind wählerischer
Der Schufa-Kompass 2016 zeigt noch eine weitere Veränderung im Verbraucherverhalten. Immer mehr Darlehensnehmer fragen nicht nur bei einem Institut an, sondern vergleichen die Konditionen detaillierter.
Die Kreditanfragen stiegen um 3,4 Millionen auf 22,9 Millionen. Die Zahlen sind deswegen bekannt, weil die Kreditinstitute auch bei einer reinen Konditionenanfrage die Bonität des Interessenten bei der Schufa abfragen.
Die Auswertung der Zahlen basiert auf der Grundlage von 17,4 Millionen bestehenden Ratenkrediten. Die Anzahl der Neuabschlüsse blieb mit 7,7 Millionen Verträgen gegenüber dem Vorjahr gleich. Veränderungen gab es jedoch bei der durchschnittlichen Darlehenshöhe und der durchschnittlichen Darlehenslaufzeit:
- Die Darlehenshöhe stieg von 9.552 Euro auf 10.225 Euro.
- Die Laufzeit stieg im Mittel auf 48,6 Monate und verlängerte sich damit um einen Monat.
Wie steht es mit der finanziellen Kompetenz der Deutschen?
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa führte im Auftrag der Schufa eine Umfrage zum Thema „Finanzverhalten heute und in Zukunft“. Die Ergebnisse belegen, dass der Vorstoß der OECD, Deutschland möge im Rahmen der PISA-Studie auch finanzielle Kompetenz im Rahmen der Schulbildung forcieren, sinnvoll ist.
Zum einen gaben 95 Prozent der Befragten an, bezüglich ihrer persönlichen Finanzen einen guten Überblick zu haben.
Zum anderen fühlen sich aber nur 68 Prozent generell in finanziellen Dingen gut informiert. 32 Prozent der Befragten über alle Altersgruppen hinweg empfinden bei finanziellen Entscheidungen eine gewisse Unsicherheit.
Besonders drastisch fällt diese Zahl bei der Gruppe der 18- bis 29jährigen aus. Hier sind es immerhin 45 Prozent, die keine souveränen finanziellen Entscheidungen treffen.
Wie kommen die Daten zustande?
Die Schufa verfügt über Daten von 67 Millionen erwachsenen Deutschen und 5,3 Millionen Unternehmen. Mit jeder Kontoeröffnung und jeder Darlehensanfrage übermitteln Banken oder Einzelhandel zum einen die Personendaten, zum anderen Daten zur Finanzierung. Geplatzte Lastschriften gehen sofort in die Schufa-Daten des jeweiligen Verbrauchers ein.
Wo Menschen arbeiten, werden ab und an Fehler gemacht. Dies ist bei der Schufa nicht anders. Jeder Verbraucher sollte daher von seinem Recht Gebrauch machen, einmal jährlich eine Selbstauskunft einzuholen. So kann jeder die persönlichen Einträge kontrollieren und gegebenenfalls eine Korrektur einfordern.