E-Autos – noch stottert der Absatzmotor
Eigentlich könnten die Vorzeichen für den Kauf eines E-Autos oder eines Hybrid nicht besser stehen. Die Preise für Rohöl, und damit für Treibstoff, ziehen wieder an. Nach wie vor erhalten die Käufer eine Prämie von 4.000 Euro für ein echtes E-Auto und 3.000 Euro für einen Hybrid.
Die Finanzierungszinsen sind nach wie vor historisch niedrig. Wer mit dem Gedanken spielt im Frühjahr ein neues Auto zu finanzieren, sollte sich heute schon informieren. Grund genug also, die aktuellen Zahlen zur Entwicklung des hiesigen e-Automobilmarktes unter die Lupe zu nehmen.
Die Zahl der e-Tankstellen nimmt erfreulich zu
Der Ausbau der Ladestationen geht zügig voran, 6.215 waren es Ende 2016. Fast eintausend Gemeinden bieten heute mindestens eine Ladestation.
Einige Energieversorger stellen den Strom sogar kostenfrei zur Verfügung. Es stellt sich daher die Frage, weshalb die Zahl von 9.023 verkauften E-Autos und Hybridfahrzeugen per 31.12.2016 hinter den Erwartungen der Hersteller und der Bundesregierung zurückbleibt.
Verkauf aufgeschlüsselt nach Herstellern
Die Zahl der Anträge für die Förderung, die sich hälftig Hersteller und Bund teilen, belief sich auf ca. 5.100 Anträge für E-Autos und auf 3.900 für Hybride. Die Hitliste der Hersteller führt eindeutig BMW an:
- BMW 2.592 Fahrzeuge
- Renault 1.658 Fahrzeuge
- Audi 1.188 Fahrzeuge und
- Volkswagen 887 Fahrzeuge
Für VW gilt, dass möglicherweise der Reputationsverlust aus der Diesel-Affäre auch Auswirkungen auf den Absatz der E-Autos hat.
Verbraucher noch skeptisch
In wiederkehrenden Umfragen zum Thema „Elektromobilität“ gab es ein Argument, welches kein Autobauer aushebeln kann: Ein Auto ohne die Geräusche eines Verbrennungsmotors sei kein Auto.
Die Überlegung, ein E-Auto als nächstes Fahrzeug anzuschaffen, mag bei dem einen oder anderen durchaus aktuell sein, aber der Mensch greift gerne auf Vertrautes zurück. Immer wieder taucht das Argument auf, die Reichweite sei zu eng, die Reise in den Urlaub ein Risiko.
Fakt ist, dass sich die Hoffnung der Bundesregierung, mit der E-Prämie rund 300.000 Autos auf die Straßen zu schicken, nicht erfüllt hat. Die Zuversicht, die Bundesverkehrsminister Dobrindt (CSU) und IG Metall-Chef Hofmann äußerten, wird von der Realität abgestraft (1).
Die Entwicklung deutet jedoch darauf hin, dass sich die Vollelektrizität schneller etablieren würde, als heute angenommen. Hybrids wären dann nur noch in der Oberklasse anzutreffen, so Hofmann.
Dazu kommt, dass die Mitarbeiter der Automobilhersteller ebenfalls das Gefühl haben, mit der Forcierung der E-Autos an dem Ast zu sägen, auf dem sie beruflich sitzen. Rund 250.000 Arbeitnehmer sind bei den Herstellern im Antriebsbereich tätig – eine Zahl, die den Bedarf deutlich übersteigt. Hofmann äußerte die Überzeugung, dass sich diese Problematik durch die demografische Entwicklung selbst löse (2).
Die Fakten
E-Autos sind für viele gewöhnungsbedürftig. Kernkraft, so wie Verbrennungsmotoren, galt früher als „das Gelbe vom Ei“, jedoch ist sie heute zu weiten Teilen verpönt. Wer die Gunst der Stunde nutzen möchte, sollte jetzt bei einem E-Auto zugreifen.
Auch diejenigen, welche ein Auto erworben haben, können noch rückwirkend zum 18. Mai 2015 ihre Prämie beantragen. Niedrige Zinsen und kostenloser Strom in den Innenstädten bieten echtes Einsparpotenzial nicht nur beim Kauf eines neuen E-Autos, sondern auch darüber hinaus.
Es ist widersprüchlich, das Thema „Feinstaubbelastung in den Innenstädten“ zu diskutieren, aber die Optionen zu ignorieren, die heute als Alternativen zu Verbrennungs- und Dieselmotoren bestehen. Eine Finanzierungsberechnung unter Anrechnung der Prämie einerseits, die Kostenkalkulation für Benzin oder Strom andererseits zeigen die finanziellen Vorteile auf.
Überschaubare Amortisierung über die Zeit
Neue Technik ist grundsätzlich teurer als längst ausgereifte. Die Mehrkosten beid en Herstellern sind auf den ersten Blick daher eher abschreckend:
Marke | Benziner | e-Variante | Mehrkosten |
---|---|---|---|
Renault | Clio | ZOE | Ca. 10.000 Euro |
BMW | 1er Serie | i3 | Ca. 11.500 Euro |
Audi | A3 Sportback | A3 Sportback e-tron | Ca. 13.500 Euro |
Volkswagen | Golf TSI BlueMotion | eGolf | Ca. 13.000 Euro |
Quellen: Renault.de, BMW.de, Audi.de, Volkswagen.de, eigene Berechnungen
Die Mehrkosten verringern sich dank des gesetzlichen Zuschusses um bis zu 4.000 Euro. Renault erlässt zurzeit sogar 5.000 Euro vom Listenpreis. Diese Mehrkosten haben sich schnell amortisiert, wenn man bedenkt, was der Sprit aktuell kostet und bald wohl wieder kosten wird.
Gleichzeitig ist für viele Käufer der ökologische Aspekt heutzutage vielleicht sogar wichtiger als der finanzielle. BMW gibt in einem Vergleichsrechner für den i3 eine CO2-Ersparnis gegenüber einem Standard-Mittelklassewagen von fast neun Tonnen an. Bedenkt man, wie leicht Gas ist, wäre ein Ballon mit 9t reinem Gasgewicht riesig.
Ein zusätzliches Schmankerl ist die Steuerfreiheit der Öko-Autos. Da in Deutschland die Kfz-Steuer auch nach den CO2 Emissionen bemessen wird, fallen für die e-getrieben Fahrzeuge keine Steuern an.
Die verbliebenen Mehrkosten rechnen sich je nach Fahrleistung mehr oder weniger schnell, schon allein wegen der Ersparnisse an der Tankstelle. Wer also beispielsweise im Frühjahr über ein neues Gefährt nachdenkt, sollte die Zeit nutzen und schon heute den Kreditmarkt genau im Auge behalten.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Finanztreff.de – Ein halbes Jahr nach Start: nur 9000 Anträge für E-Auto-Kaufprämie
(2) Focus Money – Umstieg auf reine Elektroautos kommt schneller