Europäische Banken melken Privatkunden
Banken funktionieren im Grunde wie Supermärkte oder andere Handelsunternehmen auch. Sie kaufen eine Ware günstiger ein als sie sie wieder verkaufen. Bei Banken und Sparkassen ist die Handelsware eben Geld.
Was wäre, wenn sich eine Handelsspanne von Faktor 2,60 auf 4,10 und damit um fast 58 Prozent innerhalb eines Jahres verbessern würde? Was wäre, wenn das nicht nur einen Marktteilnehmer, sondern eine ganze Branche betreffen würde?
Die Kreditinstitute kaufen Geld günstig ein, indem sie geringe Sparzinsen bezahlen und sie verkaufen das Geld recht teuer, indem sie hohe Kreditzinsen verlangen. Wie entwickelt sich eben dieses Geschäft, wenn beide Zinskurven nach unten zeigen? Können Banken in diesem Umfeld wirtschaftlich arbeiten?
In regelmäßigen Abständen veröffentlicht die Europäische Zentralbank EZB dazu ihre statistischen Auswertungen. Die Daten werden unterschieden in Privatkundengeschäft und Firmenkundengeschäft. Wir haben die Zahlen analysiert und ausgewertet.
- Die Zinssituation in Europa
- Niedriger Zins = niedrige Einkommenslage?
- Aufbereitung der statischen Daten der EZB
- Das Bankgeschäft mit den privaten Haushalten (Infografik)
- Unternehmen und deren Bankgeschäfte (Infografik)
- Ein Blick auf das Geschäftsjahr 2015 für die europäischen Banken
- Die unfaire Veränderung zulasten der privaten Haushalte
Die Zinssituation in Europa
Seit der Weltwirtschaftskrise, die 2008 durch das Platzen der Immobilienblase in den vereinigten Staaten die Finanzmärkte weltweit erschütterte und ins Wanken brachte, sind die Zinsen auf Talfahrt. Das betrifft sowohl die Kreditzinsen, als auch die Einlagezinsen.
So flucht der Sparer und jubelt der Investor über die aktuelle Lage. Das trifft übrigens nicht nur auf den Privatmann zu, sondern bezieht auch die Unternehmen und sogar die einzelnen Volkswirtschaften in Europa mit ein.
Nicht ohne Grund wehrte sich die deutsche Bundesbank mit Händen und Füßen gegen die massiven Reduzierungen des Leitzinses durch den Chef der EZB Mario Draghi. Den Deutschen ging und geht es nämlich recht gut. Wir wollen tendenziell lieber sparen als investieren.
Die EZB allerdings hat als übergeordnete Instanz den gesamten Wirtschaftsraum im Blick zu behalten. Ihre Zinsentscheidung ist maßgeblich für alle Euro-Länder.
Der ungeliebte, doch notwendige Strafzins der EZB
Da es im Zuge der Krise einen größeren Bedarf an Konjunkturspritzen als an Sparer-Bonbons gab, war die logische Konsequenz zuerst das Geld zu verbilligen und in weiterer Konsequenz auch den Strafzins einzuführen.
Dieser Strafzins trifft Banken, die Geld lieber bei der EZB zwischenparken, als es in den Wirtschaftsraum auszureichen. Das heißt sehr stark vereinfacht: Früher bekamen die Banken Sparzinsen für Geld, dass sie der EZB gaben. Auch wenn der Zinssatz gering war, ist diese Zinseinnahmequelle sicherer als das Geld den Kreditnehmern zu geben.
Letztere hätten zwar für eine primär höhere Zinseinnahme gesorgt, allerdings besteht auch ein Kreditausfallrisiko. Gerade in einer wirtschaftlich unruhigen Zeit, deren Weitergang nicht abzuschätzen ist, tut sich eine Bank eher schwer, langfristige Kreditgeschäfte abzuschließen.
Daher wurde das Geld lieber bei der EZB geparkt, denn der Spatz in der Hand ist manchmal besser als die Taube auf dem Dach. Der Strafzins auf die Einlagen bei der Europäischen Zentralbank sollte darum die notwendige Motivation für die Banken sein, mehr Kredite auszureichen, dadurch die Investitionsbereitschaft anzufeuern und im Ergebnis die Konjunkturen im Euro-Raum anzuschieben.
Niedriger Zins = niedrige Einkommenslage?
Anfang März 2016 lagen die Daten für das vergangene Jahr vor. Wir sind in die Zahlenflut eingetaucht und wollten herausfinden, wie sich auf Bankenseite die Ertragslage 2015 entwickelte.
Die Daten reichen nur ein starkes Jahr zurück und wirken daher wie ein Vergrößerungsglas, das die jüngste Vergangenheit der konjunkturellen Entwicklung fokussiert.
Die Zusammenfassung der Daten durch die EZB nutzt den sogenannten „zusammengesetzten Indikator der Kreditfinanzierungskosten“. Diese künstliche statistische Größe wurde von der EZB entwickelt und fasst alle Kreditzinsen und Einkommenszinsen jeweils zusammen.
Ein Kritikpunkt aus unserer Sicht an diesem Verfahren ist seine Praxisferne. Banken können nicht einfach den Durchschnitt aller Sparzinsen aus ihrem Produktportfolio dem Durchschnitt aller Kreditzinsen gegenüberstellen.
Aufbereitung der statischen Daten der EZB
Für eine marktweite Betrachtung mag dieser Indikator durchaus geeignet sein. Wir werden die Daten aber etwas eingehender beleuchten. Dazu stellen wir Einlagen und Kredite mit ähnlicher Zinsfestschreibung gegenüber, was den Refinanzierungsmodalitäten der Banken eher entspricht. Dazu nutzen wir vorhandene Rohdaten, wie sie die EZB bei den Banken abgreift und kumuliert zur Verfügung stellt.
Bei den Privathaushalten betrachten wir daher:
- Kredite mit einer anfängliche Zinsbindung von mehr als 1 Jahr und bis zu 5 Jahren
- Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von mehr als 1 Jahr und bis zu 2 Jahren
Bei den Unternehmen sind es folgende Eckdaten:
- Kredite mit einer anfängliche Zinsbindung von mehr als 1 Jahr und bis zu 3 Jahren
- Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von: mehr als 1 Jahr und bis zu 2 Jahren
Aus diesen Wertereihen errechnen wir die Deltas (Differenzen) und können so nicht nur die Zinsbewegung verfolgen und im jeweiligen Geschäftsfeld vergleichen, sondern wir können auch die Ertragslage im anvisierten Tätigkeitsbereich betrachten.
Es muss unterstrichen werden, dass die Refinanzierung einer Bank oder Sparkasse wesentlich komplizierter abläuft. Unser Vergleich gibt nur einen ersten und sehr fokussierten Einblick in die Thematik.
Darüber hinaus ist die jeweilige Performance einzelner Häuser auch sehr stark von den internen Kostenstrukturen abhängig. Anders formuliert: Eine große Zinsmarge, selbst in Kombination mit großen Umsätzen, bringt kein optimales Ergebnis, wenn die internen Kosten zu hoch sind.
Das Bankgeschäft mit den privaten Haushalten (Infografik)
Kredite an private Haushalte
Der Zinssatz für Kredite sank über das Jahr hinweg mit mäßigen Schwankungen von 5,50 Prozent auf 5,40 Prozent (Abb. 1.1). Dass die Einnahmesituation trotz sinkenden Zinssatzes leicht zulegen konnte liegt an einer Steigerung des Neugeschäfts. Im Januar 2015 wurden 6,22 Mrd. Euro an frischen Krediten ausgereicht, ein Jahr später im Januar 2016 waren es 6,85 Mrd. Euro (Abb. 1.2).
Zwischen Januar 2015 und Januar 2016 bewegen sich die Zinseinnahmen aus dem Kreditgeschäft recht stabil, im Durchschnitt um die 0,41 Mrd. Euro. Die Monate März, Juli und Oktober zeichnen die größten Ausschläge nach oben in unserer Grafik. Der Vergleich der Monate Januar 2015 und 2016 zeigt einen Anstieg von 0,34 Mrd. Euro auf 0,37 Mrd. Euro (Abb. 1.3).
Einlagen von privaten Haushalten
Bei den Sparern fuhren die Banken einen straffen Abwärtskurs. Sie reduzierten den Einlagenzins von 0,91 Prozent auf 0,56 Prozent (Abb. 1.1). Das entspricht einer Reduzierung der Zinshöhe von über 38 Prozent.
Eigentlich müsste davon ausgegangen werden, dass bei konstant sinkendem Einlagezins analog das Volumen des Neugeschäfts ebenfalls abnahm. Das war allerdings nur bis zur Mitte des Jahres 2015 der Fall. Ab dann verzeichneten die Kredithäuser wieder einen verstärkten Anstieg der Einlagen und notierten im Januar 15,49 Mrd. Euro Neugeschäft. Im Vorjahreszeitraum waren es 14,76 Mrd. Euro Neugeschäft (Abb. 1.2).
Die Zinskosten der Banken und Sparkassen sanken im Ergebnis trotz des gesteigerten Neugeschäfts dramatisch. Von 0,13 Mrd. Euro konnten die Banken auf noch 0,09 Mrd. Euro abspecken (Abb. 1.3).
Profitables Banken-Business mit den privaten Haushalten?
Kredite, Einlagen, Unterschiedliche Zinsentwicklungen… Was bleibt unter dem Strich für die Banken stehen? Wie lief ihr Jahr 2015 im Umgang mit den Privatkunden?
Die Geldinstitute im Euro-Raum konnten ihre Zinsmarge innerhalb eines Jahres deutlich anheben. Im Januar 2015 betrug die Differenz zwischen Kreditzins und Einlagenzins 4,59 Prozent. Ein Jahr später, im Januar 2016, konnten die Kredithäuser diesen Wert auf 4,86 Prozent anheben (Abb. 1.4).
Auch das Ergebnis in Euro dürfte die Banker fröhlich stimmen. Insgesamt steigerten sie ihre Zins-Überschuss Performance von 0,21 Mrd. Euro auf 0,28 Mrd. Euro. Theoretisch kann dieser Wert als eine vereinfachte Brutto-Rendite des Bankgeschäfts im betrachteten Geschäftsfeld verstanden werden.
Fazit zum Bankgeschäft 2015 mit den privaten Haushalten
Erschreckend erscheint vor allem die gravierend unterschiedliche Entwicklung der Zinsen im Einlagen- und Kreditbereich. Die Privatkunden wurden im Kreditbereich auf konstantem Niveau zur Kasse gebeten, da sich die Banken 2015 beharrlich weigerten, den von der EZB geplanten Kurs zu verfolgen und die Kreditzinsen stärker zu senken.
Gleichzeitig gingen sie d’accord mit der Marschrichtung der EZB und schraubten den Einlagenzins deutlich nach unten. Kein Wunder, dass sich die Ertragssituation sehr positiv entwickelte.
Interessant in diesem Zusammenhang ist aber nicht nur die Politik der Banken, sondern auch das Verhalten der Privatleute. Denn obwohl sie im Jahr 2015 immer weniger für ihr Geld auf der Bank bekommen haben, wurde es ab Mitte des Jahres immer verstärkter genau dorthin getragen.
In der logischen Konsequenz freuten sich die Banker über diese Ertragssituation. Von Januar 2015 bis Juli 2015 konnten sie ihre Zinsüberschüsse fast verdoppeln. Die Vergleichsmonate Januar 2015 und Januar 2016 zeigen ebenfalls einen deutlichen Anstieg der Zinsüberschüsse von 0,07 Mrd. Euro was einer Erhöhung von 33 Prozent entspricht (Abb. 4.1).
Im Ergebnis verhielten sich beide Parteien nicht so, wie von der EZB gewünscht: Die Banken vergünstigten das Geld nicht wie es Herr Draghi gerne gesehen hätte und gleichzeitig schoben es die Privatleute nicht in dem Maß unters Volk, wie es idealerweise hätte sein sollte. Lieber sparten sie es an, auch wenn die Zinssituation sich deutlich verschlechterte.
Unternehmen und deren Bankgeschäfte (Infografik)
Unternehmenskredite
Im Gegensatz zu den Privatkunden hatten die Firmenkunden mehr vom Verhalten der Kredithäuser in Europa. Ihnen gegenüber senkten die Geldhäuser die Zinsen für die Firmenkredite von 3,50 Prozent innerhalb eines Jahres auf 3,12 Prozent (Abb. 2.1).
Das Neuvolumen der Kredite ließ sich von Januar bis Januar steigern. Waren es im Januar 2015 noch 1,38 Mrd. Euro, so verzeichneten die Banken und Sparkassen Anfang 2016 einen Anstieg auf 1,51 Mrd. Euro. Ein Zuwachs um 9,42 Prozent (Abb. 2.2)
Die logische Konsequenz ist eine sehr horizontale Entwicklung in diesem Geschäftsfeld. 0,05 Mrd. Euro an Zinseinnahmen waren es sowohl Anfang 2015 als auch Anfang 2016 (Abb. 2.3).
Einlagen von Unternehmen
Die Zinskurve für die Einlagen der Unternehmen verzeichnet einen analogen Verlauf zu der aus dem privaten Geschäftsfeld: Sie zeigt steil nach unten. Konnten die Unternehmen im Schnitt noch 0,75 Prozent für ihr Geld im Januar 2015 bekommen, war es nur ein Jahr später noch ein Zinssatz von 0,44 Prozent. Eine Reduzierung des Zinsniveaus von über 41 Prozent (Abb. 2.1).
Deutlich extremer als im Privatkundenbereich wuchs das Volumen des Neugeschäfts im Einlagenbereich des Geschäftskundenbereichs: Es verdoppelte sich beinahe. 2,33 Mrd. Euro nahmen die Geldhäuser als frische Einlagen im Januar 2015 entgegen. Im Januar 2016 waren es 4,27 Mrd. Euro (Abb. 2.2).
Das Ergebnis auf Seite der Zinskosten entspricht den extremen gegensätzlichen Werten aus der Entwicklung von Einlage-Zins und Neuvolumen im Einlagebereich. 0,02 Mrd. Euro hatten die Banken für die Spareinlagen aufzuwenden, sowohl Anfang 2015 als auch Anfang 2016. Der Jahresverlauf zeigt nur leichte Schwankungen und bleibt im Durchschnitt bei diesem Wert (Abb. 2.3).
Das Banken-Business mit den Unternehmen
Die Banken starteten das Jahr 2015 mit einer Zins-Marge zwischen Einlagen- und Kreditzins von 2,75 Prozent. Ein Jahr später lag dieser Wert bei 2,68 Prozent und damit etwas darunter. Beachtlich ist dabei der Einbruch im Dezember 2015. Die Marge sackte ab auf 2,49 Prozent.
Die Zins-Überschüsse, die die Banken mit ihren Firmenkunden erwirtschaften konnten, lagen mit Ausreißern nach oben und unten über das Jahr hinweg bei 0,03 Mrd. Euro (Abb. 2.4).
Fazit zum Bankgeschäft 2015 mit den Unternehmen
Unternehmer profitierten von wesentlich geringeren Kreditzinsen als private Kunden. Die von der EZB vorgegebene Marschrichtung wurde hier deutlich besser umgesetzt, so dass das Kreditzinsniveau im Jahresverlauf wesentlich stärker abnahm als es im Privatkundengeschäft der Fall war.
Gleichzeitig zeigt die Geschäftsentwicklung aber auch, dass die Unternehmen verstärkt Gelder zur Bank trugen, anstatt sie von dort abzurufen, um Investitionen umzusetzen. Das taten sie trotz sinkender Kredit und Einlage-Zinsen. Sicher keine Entwicklung, die die EZB gutheißt.
Für die Banken im Euro-Raum war 2015 hinsichtlich der Firmenkredite eher ein Null-Summen-Spiel. Die Zinseinnahmen blieben recht stabil bei 0,05 Mrd. Euro, die Zinskosten verharrten bei 0,02 Mrd. Euro. Es wurden Zinsüberschüsse von Durchschnittlich 0,03 Mrd. Euro erwirtschaftet (Abb. 2.3).
Ein Blick auf das Geschäftsjahr 2015 für die europäischen Banken
So monoton-solide das Geschäft mit den Unternehmen für das Ergebnis der Banken auch war, es gibt durchaus gute Gründe sich die Details anzuschauen:
Der starke Anstieg der Einlagen im Firmenkunden Segment ist gesamteuropäisch gesehen ein fragwürdiges Signal. Geht es den meisten Unternehmen wieder so gut, dass sie Rücklagen bilden können, ungeachtet der bescheidenen Zinssituation? Das wäre auf den ersten Blick zu begrüßen.
In Kombination mit einer nachklingenden Angst oder Unsicherheit aus der Finanzkrise heraus zeichnet sich ein plausibles Szenario ab, das weniger begrüßenswert ist. Motto: „Das Gröbste ist geschafft und wir sind noch da. Jetzt erst mal langsam machen, Polster wieder auffüllen, die Marktentwicklung beobachten und in stabilerem Umfeld wieder an Investitionen denken.“
Unternehmer an die Front
So nachvollziehbar ein solcher Gedanke auch sein mag, er hilft dem nach wie vor stotternden Konjunkturmotor in Europa nicht den dringend benötigten Schwung aufzunehmen.
Jetzt ist das Geld billig, jetzt sollten Unternehmer mutig sein. Nach den Jahren der Krise sollten sie jetzt die fälligen Investitionen umsetzen und anstehende sogar vorziehen. Die EZB tut alles dafür und pumpt Monat für Monat 60 Mrd. Euro frisches Geld in den Markt, speziell in die schwächelnden Ecken des Marktes. Sie zwingt die Banken geradezu das Geld zu verbilligen. Jetzt ist es an den Unternehmern unternehmerisches Risiko zu übernehmen und von den Möglichkeiten und Chancen Gebrauch zu machen.
Privatkunden als Melkvieh
Auf der Privatkundenseite hatten die Banken und Sparkassen des Euro-Raumes nur sehr wenig zu klagen. Sie konnten ihre Zinsüberschüsse um ein Drittel verbessern. Diese Top-Performance war möglich, weil sie den Zinsvorteil, den der Markt hergab, nicht an die privaten Haushalte weitergaben. Flankierend dazu schraubten sie außerdem den Einlagenzins großzügig nach unten.
Es ist verständlich, dass ein Unternehmen Profite erwirtschaften muss. Eine Steigerung von 33 Prozent ist allerding jenseits von allem, was unbedingt sein muss und erinnert stark an die Grundmotive, die im Ergebnis zur letzten Weltwirtschaftskrise geführt haben.
Die unfaire Veränderung zulasten der privaten Haushalte
Um zumindest eine Lanze für die Banken zu brechen, kann festgehalten werden, dass sie auf ein steigendes Aufkommen an Einlagen reagieren müssen. Steht diesem Mehr an Spargeldern keine Entsprechende Verstärkung der Kreditnachfrage gegenüber, bleibt den Banken nicht viel anderes übrig, als an der Zinsschraube zu drehen.
Beim Geschäft mit den Firmenkunden konnten die Banken diese Nivellierungspolitik sehr gut umsetzen. Das Verhältnis zwischen Zinskosten zu Zinseinnahmen betrug 2015 durchschnittlich etwa 2,40. Das bedeutet, in diesem Segment erwirtschaftet jeder ausgegebene Euro etwa 2,40 Euro. Dieser Level änderte sich auch im Verlauf des Jahres nicht merklich (Abb. 2.3).
Auf der Privatkundenseite sieht es ganz anders aus. Im Januar betrug dieser Faktor 4,11. Im Vorjahr lag dieser Faktor noch bei 2,62, also ähnlich dem Geschäftskundenbereich. Diese Steigerung entspricht übrigens einem Wert von 56,87 Prozent.
Diese Fakten untermauern die Einschätzung, dass private Haushalte seitens der Banken als Melkvieh benutzt wurden. Geht es dem Bankensektor Anfang 2016 besser als es noch Anfang 2015 der Fall war, so belegt ein Blick auf Zahlen, wer die Zeche bezahlt hat.
Sieht man diese Entwicklung wundert es einen kaum, dass die Menschen nach wie vor Angst vor der Gier der Banker haben. Wie sollte sich das auch ändern, wenn die Banken sich verhalten, wie sie es tun und taten?