Geldpolitik der EZB zeigt positive Auswirkungen
Langsam, sehr langsam, zeigt die Politik von Mario Draghi Auswirkungen. Sein Vorhaben, die Märkte mit Geld zu „fluten“, schlägt sich im Januar 2017 sowohl in der Kreditvergabe an private Haushalte als auch in den Volumina der Darlehen an Unternehmen nieder.
Dies kommunizierte die EZB in ihrer Pressemitteilung vom 27.2.2017. Hat die EZB also endlich Erfolg mit ihrer Zinspolitik? Wir haben die Zahlen analysiert und aufgearbeitet.
Geldmenge M3 rückläufig
Die Geldmenge M3 sank im Januar 2017 gegenüber Dezember 2016 von 5,0 Prozent auf 4,9 Prozent. Diese Geldmenge umfasst
- Alles verfügbare Bargeld einschließlich Einlagen
- Verbindlichkeiten
- Wertpapiere
Was bedeutet der Rückgang der Geldmenge M3 übersetzt? Dazu muss man einen Blick auf die einzelnen Positionen der Geldmenge M3 werfen. Zwar ist die Darlehensvergabe an Ansässige, sprich Bewohner außerhalb der Währungsunion, rückläufig (-2,3%), aber: die Kreditvergabe an EU-Ansässige stieg an.
Dies gilt sowohl für private Haushalte (+ 3,9%) als auch für Unternehmen bei Darlehen mit Laufzeiten von bis zu fünf Jahren (+ 6,0 %). Ein Anstieg der Kreditvergabe an private Haushalte heißt ein Anstieg des Konsums. Mehr Konsum führt zwangsläufig zu höheren Steuereinnahmen bei der Mehrwertsteuer, Gewerbesteuer und Einkommensteuer des produzierenden Sektors.
Der höhere Konsum führt zu einer erhöhten Nachfrage. In Kombination mit einer höheren Kreditvergabe an Unternehmen sollte dies in der Summe zu einem Anstieg der Beschäftigungszahlen führen. Dies wiederum bedeutet, dass der Staat zusätzlich hinsichtlich der Sozialleistungen entlastet wird. In der Summe wäre der Idealfall eingetreten.
Die Geldmenge M3 ist die umfassendste Größe, M1 und M2 sind deutlich eingeschränkter. (1)
Kreditvergabe stieg im Januar an
Die Zahl der Arbeitslosen stieg in Deutschland zwar von Dezember 2016 bis Januar 2017 um 209.000 Personen (2), im Vergleich zum Januar 2016 waren jedoch 143.000 Personen weniger auf Jobsuche. Insgesamt ist der Anstieg von Dezember zu Januar jahreszeitbedingt zu sehen.
Gleiches gilt auch für die Vergabe von Baukrediten. Europaweit sank die Zahl der bewilligten Darlehen von Dezember 2016 zu Januar 2017 um acht Prozent. Im Gesamtjahresvergleich ist jedoch eine Zunahme von 2,7 Prozent zu verzeichnen. Auch in diesem Segment herrscht folglich Investitionsfreude.
Im direkten Vergleich von Dezember zu Januar blieb die Zahl der vergebenen Konsumentenkredite zwar stabil, im Jahresvergleich gab es aber auch hier ein Plus von 4,1 Prozent.
Umgekehrt fallen die Zahlen bei den sonstigen Krediten aus, die auch Darlehen an Unternehmen einschließen, aus. Trotz des fulminanten Anstiegs um vier Prozent war diese Zahl auf das Jahr gesehen mit – 0,8 Prozent rückläufig.
Einlagen nahmen ebenfalls zu
Trotz steigender Kreditvergabe auf der einen Seite stiegen jedoch auch die Einlagen privater Haushalte von Dezember 2016 auf Januar 2017 an. Dabei wird zwischen täglich fälligen Geldern, Einlagen mit einer Kündigungsfrist bis zu drei Monaten und Einlagen mit einer Dauer von bis zu zwei Jahren unterschieden. Die Entwicklung zeigt sich wie folgt:
- Täglich fällig: + 39 Prozent
- Dreimonatige Kündigungsfrist: +6 Prozent
- Bis zu zwei Jahren: -7 Prozent
Diese Zahlen lassen die Interpretation zu, dass sich private Anleger aufgrund des extrem niedrigen Zinsniveaus auf keine längeren Geldanlagen einlassen und sich in Geduld üben, bis höhere Zinsen wieder längere Bindungen rechtfertigen. Die Zahlen der nichtfinanziellen Gesellschaften, also der Unternehmen, die nicht im Kapitalmarktsektor tätig sind, sind fast identisch.
Das trockene Zahlenwerk der EZB ist zumindest ein Indiz dafür, dass der Zentralbankrat der EZB mit seiner Entscheidung der Anleiheaufkäufe durchaus einen Impuls setzen konnte, den Volkswirtschaften wieder Auftrieb zu verleihen.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Zeit Online – Arbeitslosenzahl steigt im Januar um 209.000
(2) Kreditvergleich.net – Was es mit den Geldmengen auf sich hat