Gewerbliche Kreditvergabe zeigt positive Entwicklung
Der Kreditmarktausblick der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Juni 2017 zeigt positive Impulse. Die Kreditvergabe für Unternehmen und gewerbliche Kreditnehmer zielt deutlich nach oben.
Im ersten Quartal 2017 wurden rund 3,1 Prozent mehr Darlehen vergeben als im Vergleichszeitraum 2016. In den Chef-Etagen herrscht also gute Laune und der Trend geht in Richtung Investition. Was genau sind die Gründe für diese positive Entwicklung?
Politisch und wirtschaftlich stabiles Umfeld
Die Macher der KfW-Studie weisen in ihrer Untersuchung auf drei Umstände hin, welche die Kreditvergabe befeuern (1):
- Das Scheitern der europafeindlichen Parteien bei den Wahlen in Österreich, Niederlande und Frankreich bedeutet weiterhin eine gewisse politische Stabilität in Europa.
- Das konjunkturelle Umfeld in Deutschland lädt verstärkt zu Investitionen ein. Experten sprechen davon, dass sich Deutschland in einer Phase der Hochkonjunktur befindet. Die Produktion könnte aufgrund der hohen Nachfrage sogar noch weiter ausgedehnt werden.
- Als dritten Grund sehen sie die Befürchtung bei den Unternehmen, dass die langanhaltende Phase historisch niedriger Zinsen zu Ende gehen könnte und sich Kredite damit wieder verteuern.
Nach drei Quartalen mit schrumpfenden Investitionszahlen wiesen diese im letzten Quartal 2016 bereits wieder einen Zuwachs von 2,2 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2016 aus.
Als ein weiterer volkswirtschaftlicher Indikator zeigt sich die Inflationsrate in Deutschland. Diese tendiert immer mehr gegen „normal“, also leicht unter der Zwei-Prozent-Marke.
Die US-Notenbank FED hob 2017 bereits zwei Mal den dortigen Leitzins leicht an, ein weiteres Indiz für eine mögliche Zinswende. Diese Faktoren erzeugen bei den Unternehmen, die bislang investieren wollten, sich aber noch nicht trauten, einen für das Kreditgeschäft erfreulichen Handlungsdruck.
Europa, Europa, Europa
Den Ausgängen der oben genannten Wahlen kann hinsichtlich der politischen Stabilität nicht genug Gewicht beigemessen werden. Diese gewinnt noch einmal nach Marcrons zweitem Sieg an Bedeutung.
Die USA legen darüber den Grundstein, dass sich die Europäer aufraffen und trotz aller Differenzen noch enger zusammenrücken, um Donald Trumps schwer einzuschätzender Politik wirtschaftlich Paroli zu bieten. Einzig die Brexit-Verhandlungen bilden im Moment noch einen Unsicherheitsfaktor auf dem Kontinent.
Bauwirtschaft als langfristiger Stabilitätsfaktor
Während der positive Trend für die Kreditvergabe an Unternehmen und Selbstständige erst im zweiten Quartal in Folge wieder Anlass zur Freude gibt, gilt dies nicht für das Baugewerbe. Der gewerbliche Wohnungsbau verzeichnet seit sechs Jahren positive Tendenzen.
Gerade die niedrigen Zinsen waren hier der Grund für massive Geldaufnahmen. Ein Rückgang ist aufgrund des gegebenen Marktumfeldes auch nicht zu erwarten, im Gegenteil. Die Kreditaufnahme und damit die Investitionen in Deutschland kommen branchenübergreifend in Fahrt.
Banken ebenfalls auf der Gewinnerseite
Dass Banken von der Kreditvergabe profitieren, zählt zu ihrem Kerngeschäft. Zwar spiegelt sich nicht nur die Kreditvergabe in den Aktienkursen wider. Der drastische Kursverfall der Bankaktien nach dem Brexit weicht allerdings gerade einem Kursanstieg. Dieser resultiert auch aus der steigenden Zahl von Darlehen und dem sich immer noch fortsetzenden Konjunkturaufschwung.
Ebenfalls unterstützend kommt die aktuelle Zinsstrukturkurve ins Spiel. Diese zeigt die Wertentwicklung von Zinssätzen über verschiedene Laufzeiten. Aktuell fällt sie noch relativ flach aus, auch wenn sie seit Jahresanfang anstieg. Damit bietet sich den Banken Potenzial für höhere Margen.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) KfW Research – Kreditmarkt zeigt überraschende Dynamik (PDF)