Green Banking – nicht nur eine Sache der Anleger
Bei grünen oder nachhaltigen Finanzen denken die meisten in erster Linie an Ökofonds oder Kreditinstitute, die ein nachhaltiges Geschäftsmodell zugrunde legen.
Eine genaue Betrachtung zeigt aber, dass grüne Finanzen weit über diese beiden Punkte hinausgehen. Was versteht man unter diesem Begriff, wenn er so viel weitläufiger ist?
„Green Banking“ geht in die Details
Eine Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vom 4. Dezember 2017 (1) zeigt, dass „Green Banking“ nicht bei der Ausgabe von Ökofonds oder der Vergabe von Krediten für nachhaltige Projekte aufhört.
„Green Banking“ beginnt bereits bei den Finanzmarktakteuren selbst. Dazu zählen Faktoren wie die nachhaltige Bauweise der Unternehmensgebäude oder die Energienutzung für den Bürobetrieb. Nachhaltige Finanzen gehen auch mit der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens einher.
Tatsache ist, dass alles, was mit Klimaschutz zu tun hat, bezahlt werden muss. Im Zweifelsfall sind Finanzierungen notwendig. An dieser Stelle kommt den Banken eine Schlüsselrolle zu. Finanzieren sie nachhaltige Projekte oder eher ökologisch zweifelhafte Investitionen?
Die KfW definiert fünf Sektoren, die maßgeblich für eine Umsetzung der Klimaschutzziele im Zusammenhang mit dem Finanzsektor sind:
- Ein grünes Finanzsystem
- Bereitstellung öffentlicher Gelder für eine grüne Politik
- Finanzierung des Privatsektors für grüne Investitionen
- Abkehr von klima- und umweltschädlichen Investitionen (Divestment)
- Berücksichtigung von Klima- und anderen Umweltrisiken
Klimarisiken bedeuten auch eine Gefahr für die Finanzmarktstabilität
Diese Problematik betrifft weniger die Banken selbst, als mehr die Versicherer. Zunehmende Sturm- oder Flutschäden bedeuten eine Zunahme von Versicherungsleistungen. Großschäden wie die Sturmflut vor New Orleans kosteten die Versicherer 108 Milliarden US-Dollar. Es ist leicht vorstellbar, dass eine überdimensionierte Häufung solcher Unwetter auch finanzstarke Großversicherer früher oder später in finanzielle Bedrängnis bringt.
Zu den klimatisch bedingten Schäden zählen aber auch Ernteausfälle oder die Versteppung ganzer Landstriche, was den Verlust von Ackerland bedeutet. Der Aralsee ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Zwar bedeutet ein solcher Umstand für die Banken und Versicherer keinen finanziellen Verlust. Es bedarf aber eines ungeheuren finanziellen Aufwandes, um das 2015 gesteckte Ziel der UN, Armut und Hunger weltweit zu besiegen, zu erreichen. Dieser Aufwand wurde bis zum Jahr 2030 auf 1,5 % bis 2,5% des Weltbruttoinlandsproduktes geschätzt (2).
Neben den primären Klimarisiken kommen noch die sekundären Risiken hinzu, die sogenannten Transitionsrisiken: Wenden sich die Autokäufer vollständig von Verbrennungsmotoren ab, bedeutet dies für deren Hersteller ein echtes Problem. Fallen die Kurse von Aktien von Unternehmen mit klimaschädlichen Produktionsmethoden oder Produkten, bedeutet dies für die Aktionäre einen massiven Vermögensverlust. Banken müssten beispielsweise Sicherheiten neu bewerten.
Die „Task Force on Climate-Related Financial Disclosures“ (TCFD) verlangt eine Offenlegungspflicht in Bezug auf die klimatische Verträglichkeit im Rahmen der jährlichen Finanzberichterstattung. Dazu gehört auch, dass bestimmte Sachverhalte bei der Risikobewertung stärker gewichtet werden müssen, beispielsweise Kohlestoffrisiken. Damit können Banken und andere Investoren die Risiken eines Investments besser einstufen.
Die G20-Staaten hatten den Finanzstabilitätsrat ersucht, eine Untersuchung bezüglich der Risiken einer Spekulationsblase in Bezug auf fossile Brennstoffe zu erstellen. Daraus wurde die TCFD unter Vorsitz von Michael R. Bloomberg und Marc Carney gegründet.
Um speziell auf die Klimarisiken der Banken zurückzukommen: Aus einem Kreditengagement können sich Haftungsrisiken ergeben, wenn beispielsweise ein Kraftwerk finanziert werden soll. Die Verbindlichkeiten für den Kraftwerkbetreiber müssen rückzahlbar sein, auch wenn dessen Kosten durch eine Verknappung und damit Verteuerung des Kühlwassers steigen. Die Konsequenz ist ein von Beginn an höherer Schuldendienst.
Aktuell besteht für die Finanzmarktstabilität keine Gefahr. Voraussetzung ist jedoch, dass es keine abrupten Einschnitte gibt, sondern der Klimawandel sukzessive vollzogen wird.
Welchen Beitrag können die Banken leisten?
Im Grunde liegt die Antwort auf diese Frage auf der Hand. Kreditengagements werden nur noch für klimafreundliche Projekte eingegangen, klimaschädliche Vorhaben werden nicht mehr finanziert. Dazu kommt der Ausstieg (Divestment) aus klimaschädlichen Investitionen. Im Jahr 2016 zogen private und institutionelle Investoren rund 5.000 Milliarden US-Dollar aus Unternehmen ab, die fossile Brennstoffe verarbeiten.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Strategie ist dabei allerdings, dass der Rückzug auf einer entsprechenden Breite erfolgt. Andernfalls würde sich eine Bank zurückziehen und die nächste in die Bresche springen. Für die Kreditinstitute ist es inzwischen ein leichtes, den CO2-Ausstoß, der mit einem zu finanzierenden Projekt einhergeht, in die Kreditanalyse einfließen zu lassen. Der CO2-Ausstoß könnte ein Kriterium für die Annahme oder die Ablehnung des Kredites sein.
In diesem Zusammenhang darf allerdings nicht vergessen werden, dass hier durchaus sektoral unterschieden werden muss. Das hat auch regionale Bedeutung. So stellt sich die Frage, wie Entwicklungsländer, die auf preiswerte heimische fossile Brennstoffe zurückgreifen könnten, teurere alternative Energie nutzen können, ohne dafür in Bezug auf die Finanzierungskosten bestraft zu werden.
Treibhausgase als ökonomischer Faktor
Eines der größten Risiken sind die Treibhausgase. Theoretisch müssten diejenigen, die für die Emission verantwortlich sind, direkt kostenpflichtig für die Beseitigung der entstehenden Schäden herangezogen werden. Doch das funktioniert so leider nicht.
Alternativ bietet sich jedoch eine Besteuerung für die Menge der freigesetzten Gase an. Ist dies nicht zielführend, bliebe eine erhöhte Besteuerung für die hergestellten Produkte. Diese wiederum würde den Preis für das Produkt unattraktiv machen, Käufer würden sich nach Produkten umschauen, deren Herstellung mit einem geringeren Ausstoß an Treibhausgasen einhergeht. Allerdings bleibt das Risiko, dass lediglich die Menge der hergestellten Güter reduziert wird.
„Green Finance“ kann nicht der alleinige Schlüssel sein
Auch wenn es auf den ersten Blick den Eindruck macht, dass Banken durch die Kreditvergabe gezielt nachhaltige Projekte fördern und klimaschädliche Projekte zum Auslaufmodell machen können, täuscht diese Wahrnehmung. Banken können lediglich begleitend aktiv werden, die Schlüsselrolle kommt nach wie vor der Politik und den Unternehmen zu.
Allerdings sind die Finanzakteure gefordert, von der klassischen Kreditvergabepraxis wegzukommen und auch klimapolitische Ansätze bei der Beurteilung eines Kreditengagements einfließen zu lassen. Dies kann durchaus aus einer Selbstverantwortung heraus geschehen und bedarf keiner politischen Vorgaben.
Zu guter Letzt steht es den Banken auch frei, ihr eigenes tägliches Geschäftsgebaren auf klimafreundliche Umsetzung zu hinterfragen. Dazu zählt beispielsweise der Ersatz von Geschäftsreisen durch Videokonferenzen oder eine energieeffiziente Ausgestaltung der Büros. Dächer für Solaranlagen bieten die Banktürme genug.
Quellen und weiterführende Informationen:
(1) Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – Studie „Green Finance – Green Banking“ (PDF)
(2) Sustainable Development Solutions Network – Investment Needs to Achieve the Sustainable Development Goals: Understanding the Billions and Trillions