Kaufen oder mieten? Was ist günstiger – und wo?
Immer wieder heißt es, dass die Mieten steigen und Wohnen teurer wird. In vielen Gegenden ist das tatsächlich der Fall. Doch dabei darf nicht unberücksichtigt bleiben, in welchem Niveau Löhne und Gehälter gleichzeitig mitziehen. Denn wenn mit den Mietpreisen auch das Einkommen steigt, bleibt Wohnen genauso erschwinglich oder wird sogar erschwinglicher. Gleiches bezieht sich auch auf den Kauf von Wohnungen und Häusern. In welchen Regionen das Mieten und Kaufen einer Wohnimmobilie besonders erschwinglich ist, erfahren Sie hier!
- Mieten ist zwischen 2014 und 2018 günstiger geworden. Das mittlere Einkommen stieg um zehn Prozent, die durchschnittliche Miete aber nur um 8,5 Prozent.
- Der private Kauf von Wohneigentum ist hingegen seit 2011 immer weniger erschwinglich. Statt bei 130,5 Punkten wie noch im Jahr 2011 liegt der Erschwinglichkeitsindex für Immobilien in Deutschland im Jahr 2018 nur noch bei 114,6 Punkten.
- Innerhalb Deutschlands ergeben sich allerdings große regionale Unterschiede, weshalb die Frage „Kaufen oder Mieten?“ nicht pauschal beantwortet werden kann. Unser „Kaufen oder Mieten“-Rechner hilft Ihnen, eine individuelle Antwort zu finden.
- Geld gespart werden kann auf jeden Fall über einen Finanzierungs-Vergleich. Schon kleine Zinsunterschiede sparen hohe Kosten.
Wohnen zur Miete ist günstiger geworden
Wohnen wird günstiger, obwohl die Mieten steigen. Wie kann das sein? Diese Entwicklung ist leicht erklärt: Das Mittlere Einkommen in Deutschland, auch Medianeinkommen genannt, stieg in Deutschland zwischen den Jahren 2014 und 2018 um knapp zehn Prozent und lag somit bei 3.312 Euro. Das mittlere Einkommen bezeichnet in diesem Fall die Einkommenshöhe, von der aus die Anzahl der deutschen Haushalte mit niedrigeren Einkommen gleich groß ist wie die der Haushalte mit höheren Einkommen. Das Ergebnis ist der Median.
Die Mieten von Wohnungen, die mindestens ein weiteres Mal neu vermietet wurden, stiegen auch – aber „nur“ um durchschnittlich 8,5 Prozent. Also weniger stark als Gehälter und Löhne.
Die beiden Entwicklungen zum Einkommen und den Mieten zusammen ergeben in Summe ein erschwinglicheres Wohnen in Deutschland. So betrachtet ist das Mieten von Wohnungen und Häusern also günstiger geworden. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind davon konkret 269 von 401 Kreisen in Deutschland betroffen.
Dass diese Erkenntnis allerdings nur eine Frage der Betrachtungsweise ist, ist klar. Während vor allem ostdeutsche Städte davon profitieren, ist im Süden Deutschlands ein entgegengesetzter Trend zu beobachten. Viele Unternehmen im Osten Deutschlands leiden unter Fachkräftemangel und gleichen daher nach und nach ihre Löhne dem Westen an. Die Mietpreisentwicklung gestaltet sich aber noch recht human. In Baden-Württemberg und dem Süden Bayerns hingegen stiegen die Mieten im genannten Zeitraum schneller als die Löhne. Ein extremes Beispiel zeigt die Stadt Kempten im Allgäu: Während die Löhne um zehn Prozent stiegen, zogen die Mieten um 33 Prozent an. In Westdeutschland hingegen ist die Lage weitestgehend unverändert geblieben. Einkommen und Mietpreise entwickelten sich weitestgehend in gleichem Maße.
Doch wer glaubt, nur in kleineren Orten lässt es sich günstiger wohnen und Großstädte seien davon ausgenommen, der irrt. Spitzenreiter in der IW-Studie ist nämlich Hamburg. Hier stiegen die Mieten um drei Prozent, während das Einkommen um ganze neun Prozent zulegte. Warum? Weil die hohe Nachfrage durch etliche Neubauten gedeckt werden konnte. Doch es ist klar – irgendwann ist auch hier Schicht im Schach, wenn nicht noch mehr gebaut werden kann.
Immobilienbesitz ist heute weniger erschwinglich
Wie erschwinglich der Kauf von Immobilien für die private Nutzung geworden ist, zeigt der Erschwinglichkeitsindex an. Zur Berechnung werden die durchschnittlichen Immobilienpreise sowie das Durchschnittseinkommen berücksichtigt. Das Team von Kreditvergleich.net hat die Erschwinglichkeitsindizes verschiedener Länder ab 1975 ermittelt und aufbereitet.
Für Deutschland stieg der Erschwinglichkeitsindex bis 2011 an, wo er bei 130,5 Punkten mündete. Doch seitdem folgt er einem fallenden Trend und lag zuletzt 2018 bei 114,6 Punkten. Das Kaufen von Häusern oder Wohnungen ist also in den letzten Jahren weniger erschwinglich geworden. Dass dieser Trend auch für 2019 und 2020 anhält, ist anzunehmen.
Weltweit betrachtet ist der Erschwinglichkeitsindex aber trotz einiger kurzzeitiger Einbrüche seit 1975 weitestgehend gestiegen und lag im Jahr 2018 mit 119,7 Punkten knapp unter dem Höchstwert von 120,8 Punkten in 2013. Wer mehr über die Immobilienpreise, den Einkommen und den Erschwinglichkeitsindizes verschiedenster Länder weltweit erfahren möchte, folgt einfach dem nächsten Link:
Kaufen oder Mieten – was ist besser?
Da es natürlich innerhalb eines Landes große ortsbedingte Unterschiede geben kann, wie die Beispiele gezeigt haben, hilft eine deutschlandweite Statistik bei der persönlichen Frage „Kaufen oder Mieten?“ nicht weiter. Zu viele regionale und individuelle Faktoren sollten bei der Überlegung berücksichtigt werden. Eine pauschale Antwort gibt es nicht als Lösung. Was aber hilft, ist unser „Kaufen oder Mieten“-Rechner.
Darüber hinaus können auch ganz andere Aspekte als lediglich die Kosteneinsparung eine Rolle spielen, zum Beispiel bei der Immobilie als Altersvorsorge. Dann kann aber mit der richtigen Immobilienfinanzierung viel Geld gespart werden. Schon ein kleiner Zinsunterschied bewirkt bei diesen hohen Summen und langen Laufzeiten einen enormen Unterschied.
Autor: Tina Reisewitz
Quellen und weiterführende Links
- Reguvis – Wo mieten günstiger geworden ist
- Kreditvergleich.net – Immobilienpreise weltweit