Günstige Bauzinsen bedeuten nicht immer günstige Baufinanzierung
Im Januar 2019 lag der über alle Zinsbindungsfristen und Beleihungsausläufe gemittelte Zinssatz für Baugeld auf Kreditvergleich.net bei 2,15 Prozent. Dass die Bauzinsen seitdem weiter stark gefallen sind, belegen die Zahlen vom August 2019. Am 19.08.2019 lag der gleiche Wert bei nur noch 1,26 Prozent. Das bedeutet ein Minus von mehr als 40 Prozent gegenüber dem 01.01.2019. Doch können sich Verbraucher darüber immer freuen?
- Die Bauzinsen sind zwischen Januar und August 2019 um mehr als 40 Prozent gesunken (Quelle: Kreditvergleich.net).
- Niedrigere Zinsen bedeuten nicht automatisch, dass der machbare Kaufpreis steigen kann. Das würde der Eigenkapitalquote schaden und die individuellen Zinsen wieder erhöhen.
- Potenzielle Käufer stehen nicht unter Zugzwang, Prolongationen sollten festgeschrieben werden.
Wie hat sich die Finanzierungssituation verändert?
Ein Vergleich zwischen Januar und August 2019 zeigt, wie drastisch sich Baufinanzierungen verbilligt haben. Die jeweils verwendeten Zinsen stellen die durchschnittlichen Mindest-Sollzinsen von Baufinanzierungen aller Anbieter dar, die sich zum jeweiligen Zeitpunkt in unserem Baufinanzierungsvergleich auf Kreditvergleich.net befunden haben.
Januar 2019 | August 2019 | |
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Darlehenshöhe | 200.000 Euro | |
Tilgungssatz | 2,00 Prozent | |
Zinsbindung | 10 Jahre | |
Zinssatz | 2,15 Prozent | 1,26 Prozent |
Mtl. Belastung | 691,67 Euro | 543,33 Euro |
Summe der in 10 Jahren geleisteten Zinsen | 38.536,66 Euro | 22.663,60 Euro |
Die Angaben wurden mit dem Rechner zur Zins- und Tilgungsplanung auf unseren Seiten ermittelt.
Es wäre allerdings eine irrige Annahme, daraus zu schließen, dass höherwertige Immobilien jetzt verstärkt in den Fokus rücken könnten. Auf der einen Seite ermöglicht ein sinkender Zinssatz zwar mehr finanziellen Spielraum, auf der anderen Seite reduzieren aber die aktuell vielerorts steigenden Immobilienpreise die Eigenkapitalquote. Dies wiederum führt dazu, dass der Beleihungsauslauf steigt und somit dennoch ein höherer Zinssatz für den Einzelnen zum Tragen kommen kann.
Wer also durch steigende Immobilienpreise ein vergleichsweise immer schmaler werdendes Eigenkapital aufweisen kann, muss mit höheren Zinsen rechnen, denn das Risiko für die Bank steigt. Somit kann es sein, dass sich der Einzelne wieder Zinshöhen von vor einigen Monaten annähert. Die günstige Finanzierung ist damit dahin.
Was bietet sich für potenzielle Immobilienerwerber an?
Die aktuelle Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) deutet nicht darauf hin, dass es kurzfristig zu einem Zinsanstieg kommt. Aussagen der EZB in Bezug auf die Zukunft legen nahe, dass es bis 2020 keine Veränderungen geben wird. Baufinanzierungszinsen werden indirekt auch durch die Umlaufrendite von Staatsanleihen beeinflusst. Selbst Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren verzeichneten im Juli eine negative Rendite.
Für potenzielle Käufer bedeutet die aktuelle Marktlage, dass sie nicht in unüberlegte Hektik verfallen müssen. Selbst eine leichte Veränderung am Markt würde nicht zu einer drastischen Verteuerung der Darlehen führen. Nach wie vor können sich Interessenten in aller Ruhe nach einer geeigneten Immobilie umschauen. Es empfiehlt sich allerdings, den Markt mittels Zinsvergleichsrechnern im Auge zu behalten. Empfehlenswert ist auch, bereits im Vorfeld eine vollständige Analyse für die künftige Finanzierung durchzuführen. Zahlreiche Rechner bieten sich dafür an, unter anderem:
Wie ist die Bauzins-Situation für bestehende Darlehen?
Etwas anders verhält es sich bei bestehenden Darlehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten fünf Jahren zu einem Zinsanstieg kommt, lässt sich nicht ausschließen. Wer in diesem Zeitraum auf eine Darlehensprolongation angewiesen ist, sollte sich den aktuell historisch niedrigen Zinssatz mittels eines Forwarddarlehens sichern. Der Zinsaufschlag für die Zinsgarantie fällt im Hinblick auf mögliche Steigerungen vermutlich marginal aus.