Insolvenzen mit zweistelligem Rückgang
Bei den Unternehmensinsolvenzen kam es zu einem weiteren deutlichen Rückgang. Das letzte Mal war die Zahl der Insolvenzanträge von Unternehmen im Oktober 2012 angestiegen, seitdem ging es mit dem Unternehmensinsolvenzen stetig bergab.
Im Juli dieses Jahres meldeten 2.111 Unternehmen Insolvenz an, was gegenüber Juli 2013 einen Rückgang um 14,2 Prozent bedeutet. Im 1. Halbjahr 2014 stellten insgesamt 14.143 Unternehmen einen Insolvenzantrag bei deutschen Amtsgerichten. Gegenüber dem 1. Halbjahr des vergangenen Jahres bedeutet das einen Rückgang von glatten 10 Prozent.
Handel weiter mit den meisten Insolvenzen
Im Juli blieb der Wirtschaftsbereich Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen) weiter führend bei der Zahl der Insolvenzanträge. Insgesamt gab es hier in diesem Bereich 420 Insolvenzen.
Die zweitmeisten Insolvenzanträge stellten Unternehmen aus dem Bereich Baugewerbe. Hier meldeten im Juli dieses Jahres insgesamt 328 Betriebe Insolvenz an.
243 Insolvenzanträge wurden im Juli 2014 im Wirtschaftsbereich Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen gestellt. Dieser Bereich landete damit auf dem dritten Platz.
Ebenfalls über 200 insolvente Betriebe wurden aus dem Gastgewerbe gemeldet. Aus diesem Wirtschaftsbereich stellten im Juli dieses Jahres 223 Unternehmen Insolvenzanträge. Alle anderen Wirtschaftsbereiche blieben unter der Marke von 200 Insolvenzen.
Beantragte Unternehmensinsolvenzen nach Wirtschaftszweigen in Deutschland Juli 2014 | |
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Wirtschaftszweig | Anzahl Verfahren insgesamt |
Insgesamt | 2.111 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 9 |
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden | 1 |
Verarbeitendes Gewerbe | 140 |
Energieversorgung | 15 |
Wasserversorgung; Abwasser und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 6 |
Baugewerbe | 328 |
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen | 420 |
Verkehr und Lagerei | 156 |
Gastgewerbe | 223 |
Information und Kommunikation | 78 |
Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen | 60 |
Grundstücks- und Wohnungswesen | 56 |
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen | 243 |
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen | 183 |
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung | – |
Erziehung und Unterricht | 26 |
Gesundheits- und Sozialwesen | 46 |
Kunst, Unterhaltung und Erholung | 44 |
Sonstige Dienstleistungen | 77 |
Quelle: Statistisches Bundesamt
Niedrigere Forderungssumme als im vergangenen Juli
Insgesamt beliefen sich im Juli 2014 die offenen Forderungen der Gläubiger auf voraussichtlich 2,3 Milliarden Euro. Im Juli 2013 hatte die Gesamtsumme der offenen Forderungen noch auf 2,7 Milliarden Euro gelegen. Damit ging sowohl die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen zurück wie auch die Summe der Gläubigerforderungen.
Der Rückgang der Forderungen beträgt 14,8 Prozent. Da dieser Rückgang leicht deutlicher ist, als die Gesamtzahl der Insolvenzen ergibt sich daraus, dass die einzelnen offenen Forderungen leicht geringer ausfallen, als es im Vorjahreszeitraum der Fall war.
In den vergangenen Monaten war dies teilweise gegenläufig gewesen. So ging zwar die Zahl der von Unternehmen bei deutschen Amtsgerichten gestellten Insolvenzanträge stetig zurück, mitunter lag die Höhe der Gesamtforderungen jedoch über der Marke des Vorjahres. Der Grund hierfür waren in den jeweiligen Monaten die Insolvenzen von wirtschaftlich bedeutenderen Unternehmen, die trotz der jeweils geringeren Anzahl von Insolvenzen insgesamt eine höhere Forderungssumme mit sich brachten.
Beantragte Insolvenzverfahren in Deutschland | ||||
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Gegenstand der Nachweisung | Juli 2014 | Veränderung gegenüber Juli 2013 in % | Januar bis Juli 2014 | Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in % |
Insgesamt | 12.476 | – 7,0 | 80.579 | – 4,5 |
Unternehmen | 2.111 | – 14,2 | 14.143 | – 10,0 |
Übrige Schuldner | 10.365 | – 5,4 | 66.436 | – 3,3 |
davon: | ||||
– Verbraucher | 8.007 | – 7,7 | 51.962 | – 4,5 |
– natürliche Personen als Gesellschafter | 89 | – 1,1 | 517 | – 16,9 |
– ehemals selbstständig Tätige* | 1 997 | 3,5 | 12.117 | 1,2 |
– Nachlässe und Gesamtgut | 272 | 0,7 | 1.840 | 7,2 |
* Vereinfachte Insolvenzverfahren/Verbraucherinsolvenzverfahren und Regelinsolvenzverfahren.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Weiterer Rückgang bei den Privatinsolvenzen
Bei den Insolvenzen von Verbrauchern kam es im Juli 2014 zu einem Rückgang der Insolvenzanträge um 7,7 Prozent gegenüber Juli 2013. Insgesamt meldeten im Juli dieses Jahres 8.007 Verbraucher Insolvenz an.
Im 1. Halbjahr 2014 wurden somit insgesamt 51.962 Insolvenzanträge im Rahmen des Verbraucherinsolvenzverfahrens gestellt. Gegenüber dem 1. Halbjahr 2013 bedeutete dies einen Rückgang um 4,5 Prozent.
Anstieg bei den Insolvenzen von ehemals selbstständig Tätigen
Im Juli dieses Jahres kam es zu einem weiteren Anstieg der Zahl der Insolvenzen von Personen, die ehemals selbstständig tätig waren. Die Insolvenzanträge in diesem Bereich nahmen gegenüber Juli des vergangenen Jahres um 3,5 Prozent zu und lagen insgesamt auf 1.997.
Im 1. Halbjahr 2014 stieg die Zahl der Insolvenzanträge von ehemals selbstständig Tätigen mit 1,2 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2013 etwas weniger an, als es im Vormonatsvergleich der Fall war. Insgesamt lag die Zahl der Insolvenzen in diesem Bereich bei 12.117 Anträgen. Der Anstieg dieser Insolvenzfälle ging damit laut Angaben des Statistischen Bundesamtes weiter.
Wird die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wieder ansteigen?
Seit Oktober des Jahres 2012 gab es keinen Anstieg mehr bei der Zahl der Unternehmensinsolvenzen. Doch diese Zeit könnte möglicherweise bald vorüber sein. Die deutsche Wirtschaft hat zu kämpfen, die Prognosen, die in den letzten Tagen veröffentlicht wurden, verheißen nichts Gutes.
Für die Zukunft könnte dies bedeuten, dass es wieder zu einem Anstieg der Insolvenzanträge kommen könnte. In der Folge dürfte es früher oder später auch wieder zu einem Anstieg der Verbraucherinsolvenzverfahren kommen. Bedingt durch den Abbau von Arbeitsplätzen und damit der sinkenden Möglichkeit von verschuldeten Privatpersonen, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.