Kein Ende bei Mietsteigerungen in Sicht
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Diese Aussage trifft auch auf die Mietpreisbremse zu, betrachtet man die neuesten Zahlen des Bundesinstitutes für Bau- Stadt- und Raumforschung (BBSR) zur Entwicklung der Mieten in Deutschland (1).
Um durchschnittlich 4,4 Prozent stiegen die Mieten im ersten Halbjahr 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wie sieht die Entwicklung der Mieten aber auf die einzelnen Regionen heruntergebrochen aus?
Großstädte weiter vorne
Den größten Anstieg verzeichnen Großstädte mit mehr als 500.000 Einwohnern. Hier gab es einen Anstieg um plus 5,6 Prozent auf durchschnittlich 10,39 Euro pro Quadratmeter, eine Zahl, die für einige Mieter geradezu himmlisch klingt. De facto gibt es hier aber natürlich auch wieder Ausreißer. Folgende Städte liegen über dem Bundesdurchschnitt:
- München 16,40 Euro
- Frankfurt 12,95 Euro
- Stuttgart 12,44 Euro
- Freiburg 11,82 Euro
- Ingolstadt 11,21 Euro
- Hamburg 11,02 Euro
Etwas weniger dramatisch fällt die Entwicklung der Mieten bei Neuvermietungen in Großstädten unter 500.000 Einwohner aus. Hier betrug der Anstieg vier Prozent auf durchschnittlich 7,55 Euro Kaltmiete je Quadratmeter.
Die Umlandkreise der Großstädte verzeichneten eine moderate Entwicklung um 3,7 Prozent auf 7,41 Euro. Am geringsten fiel der Anstieg bei Neuvermietung in ländlichen Regionen aus. Hier betrug er nur noch 3,4 Prozent, was einer Kaltmiete von 6,03 Euro entspricht.
So, wie München oder Frankfurt die Ausreißer nach oben darstellen, finden sich natürlich auch Ausreißer nach unten. Im niedersächsischen Kreis Lüchow-Dannenberg beträgt die Kaltmiete im Mittel 4,40 Euro. Gleiches gilt auch für den fränkischen Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge.
Kein echtes Nord-Süd Gefälle
Die Liste der sechs teuersten Städte legt im ersten Moment den Verdacht nahe, dass es in Bezug auf die Entwicklung der Kaltmieten ein Nord-Süd Gefälle gibt. Die nachfolgende Grafik zeigt jedoch, dass dies nicht so ist.
Quelle: BBSR
Es handelt sich vielmehr um eine Problematik, welche ballungsgebietsbedingt auftritt. Es verwundert auch nicht, dass sich die Bundeshauptstadt in die Gruppe der Städte mit der prozentual höchsten Mietsteigerung einreiht. Berlin benötigt jährlich 20.000 neue Wohnungen.
Der Koalitionsvertrag sieht den Bau von 6.000 Einheiten pro Jahr durch die öffentlich-rechtlichen Wohnungsunternehmen vor. Im Jahr 2017 werden gerade einmal 2.852 Wohnungen fertiggestellt (2). Mietpreisbremse hin oder her, der Markt macht den Preis.
Ähnlich sieht es auch in der Entwicklung der Mieten in absoluten Zahlen aus. Allerdings fällt hier auf, dass der Süden doch ein höheres Mietniveau aufweist, als weite Teile Mittel- und Ostdeutschlands. Einzig Mecklenburg-Vorpommern sticht als größere zusammenhängende Fläche mit höheren Mieten als das Gros in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen oder Brandenburg.
Quelle: BBSR
In Dresden oder Erfurt mag es noch Sinn machen, in das nähere Umfeld der Stadt zu ziehen und nicht urban zu leben, um Mietkosten zu senken. Im Rhein-Main Gebiet oder Großraum München zeigt sich dies als eher fruchtloses Unterfangen.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) – Wohnungsmieten steigen weiter
(2) Berliner Zeitung – Wohnungsbau in Berlin: 2017 werden nicht halb so viele Häuser wie versprochen fertig