Kommt das Ende des Dispos?
Verbraucher, die mit Überziehungszinsen auf dem Girokonto in Höhe von 10, 12 oder mehr Prozent konfrontiert sind, ärgern sich kontinuierlich. Die Banken geraten mindestens einmal im Jahr in das Kreuzfeuer der Kritik von Verbraucherschützern und Politik.
Der Gesetzgeber plant, im Sinne des Verbraucherschutzes die Banken in Bezug auf Dispokredite an die kürzere Leine zu legen. So soll es eine gesonderte Beratung für diejenigen Kunden geben, welche ihr Konto über einen längeren Zeitraum überziehen.
Dispozinsen – schnelles Geld für die Kreditinstitute?
Auf den ersten Blick erscheinen Dispozinsen als das lukrativste Geschäft der deutschen Geldhäuser. Hohe Zinsen und ein marginaler Verwaltungsaufwand scheinen verlockend. Es ist für einen Dispo kein personalintensiver Kreditprozess notwendig, die Prüfung von Sicherheiten entfällt, da keine gestellt werden. Die Vergabe erfolgt rein aufgrund der Bonität des Kontoinhabers.
Aus Sicht der Banken haben Dispokredite aber auch eine Schattenseite. Die Banken müssen immer eine Reserve halten, um die nicht vorhersehbare, unkalkulierbare Aufnahme eines Dispokredites auch abdecken zu können. Dies bindet Kapital, welches an anderer Stelle geplant eingesetzt werden könnte und schmälert die Margen.
Ratenkredite mit den besseren Margen
Lange waren Ratenkredite nicht so günstig wie aktuell. Während Dispozinsen leicht miteinander vergleichbar sind und wenig Anhaltspunkte für eine von Kunde zu Kunde subjektive Ausgestaltung bieten, verhält sich dies bei Ratenkrediten ein klein wenig anders.
Die meisten Geldhäuser benennen bei Ratenkrediten einen bonitätsabhängigen Zinssatz. Der Kreditnehmer wird aber nie erfahren, warum er welchen Zins zu entrichten hat. Und genau an diesem Punkt liegt der Schalthebel der Banken, ihre Gewinnmargen zu steigern.
Laut Aussage der Deutschen Bundesbank vergaben die Banken hierzulande alleine im April 2015 rund 148 Milliarden Euro an Privatkrediten. Seit dem Jahr 2003 werden die Gewinnmargen der Kreditinstitute bei Ratenkrediten statistisch erfasst. Laut Aussage des Consulting Unternehmens Barkow Consult lagen die Bruttomargen zwischen 550 und 560 Basispunkten über dem Durchschnitt seit 2003.
Dies ist umso verblüffender, als sich die Zinsen selbst auf einem historisch niedrigen Niveau bewegen. Privatkrediten sind neben Baufinanzierungen und der Wertpapierberatung das lukrativste Geschäft für die deutschen Geldhäuser. Fünf bis sechs Prozent Bruttorendite auf ausgeliehene Gelder bei billigsten Refinanzierungsmöglichkeiten sind nicht zu verachten. Kein Wunder also, dass der Markt so heiß umkämpft ist.
Nachfrage wird steigen
Die Nachfrage nach Privatkrediten wird gemäß Einschätzung der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) n och weiter steigen. Das Konsumklima hatte im Mai mit 10,2 Punkten den höchsten Stand seit 2001 (11,0 Zähler) erreicht.
Eine der Hauptursachen für die Konsumfreude der Deutschen sind sicherlich die niedrigen Energiepreise. Eine stabile Arbeitsmarktlage spielt ebenfalls eine Rolle. Wer keine Angst um seinen Job haben muss, leistet sich auch schon einmal eine neue Küche oder eine Urlaubsreise auf Pump.
Die Zahlen der größten Anbieter sprechen eine eigene Sprache. So konnte beispielsweise die Teambank, Mitglied der Volksbanken- und Raiffeisenbanken und besser unter der Marke „easyCredit“ bekannt, ihre Zahlen im Jahr 2014 erheblich ausbauen.
- Kreditbestand +3,6 % auf 6,5 Milliarden Euro
- Kundenbestand + 1 Prozent auf rund 626.000 Kunden
Das Vertriebsergebnis vor Steuern zeigte jedoch ein deutliches Minus. Ein Verlust von rund 30 Prozent auf ca 87,7 Millionen Euro hatte seine Gründe. Durch das Urteil des BGH (u.a. XI ZR 17/14) zur Unwirksamkeit von Kreditabschlussgebühren muss das Unternehmen 40 Millionen Euro an seine Kunden zurückerstatten.
Spezialisierung als Erfolgsgarant
Die erfolgreichsten Anbieter für Ratekredite finden sich nicht in der Gruppe der Sparkassen oder Filialbanken (von „easyCredit“ einmal abgesehen), sondern bei den Direktanbietern. Die Santander Consumer Bank oder der deutsche Ableger der Credit Agricole, die Creditplus Bank, seien hier als nur zwei Beispiele genannt. Dabei nutzt die Creditplus Bank ein zweigleisiges Vertriebsmodell.
Neben den verstreuten Filialen und den reinen Online Krediten, werden Verbraucherkrediten auch direkt an der Konsumquelle vertrieben: Möbelhäuser oder Elektrofachmärkte bieten heute ihren Kunden den Kredit direkt in den Verkaufsräumen. Geldgeber ist in diesem Fall häufig die Creditplus Bank, die auch Händlerfinanzierungen betreibt.
Das Geschäft mit Ratenkrediten boomt und wird weiter boomen. So böse es klingt, gegenüber dem Dispo gibt es zwei Gewinner. Der Kunde zahlt einen geringeren Zinssatz, wenn gleich er dessen Höhe nicht selbst abschätzen kann, sondern individuell angeboten bekommt. Die Banken verdienen die, im Vergleich zum Dispozins, unter dem Strich besseren Margen.