Konjunkturdaten zu Insolvenzen und Konsum positiv
Das Statistische Bundesamt wartete heute mit interessanten Daten zur Konjunkturentwicklung auf. Die Statistiker verzeichneten so wenig Insolvenzen bei Unternehmen wie seit 1999 nicht mehr. Gleichzeitig zeigen die Deutschen weiterhin viel Spaß am Einkaufen.
Auf den ersten Blick haben Firmeninsolvenzen und Konsumanstieg wenig miteinander zu tun, auf den zweiten Blick schon. Was ist das Bemerkenswerte an den Daten?
Firmeninsolvenzen mit fast historischen Tiefststand
Bei den deutschen Amtsgerichten wurden im Jahr 2017 lediglich 20.097 Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Laut statistischem Bundesamt waren dies 6,6 Prozent weniger als in 2016 und erreichten damit den niedrigsten Stand seit der Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999. Damit setzte sich der erfreuliche Abwärtstrend fort. Den letzten Anstieg verzeichneten die Statistiker im Jahr 2009 mit einem Plus von 11,6 Prozent gegenüber 2008.
Obwohl die Zahl der Insolvenzen selbst rückläufig war, stieg jedoch das Volumen der offenen Forderungen. Betrug es im Jahr 2016 noch 27,4 Milliarden Euro, stieg es im Jahr 2017 auf 29,7 Milliarden Euro. Als Ursache dafür gaben die Amtsgerichte an, dass im Jahr 2017 die Zahl der wirtschaftlich bedeutenderen Unternehmen, die Insolvenz anmeldeten, überwog.
Aber nicht nur bei den Firmeninsolvenzen gab es eine positive Entwicklung. Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen wies einen Rückgang auf. Mit einem Minus von 6,9 Prozent auf 71.896 Fälle zeigte sich 2017 gegenüber 2016 auch sehr erfreulich. Der letzte Anstieg bei Verbraucherinsolvenzen wurde im Jahr 2010 mit einem Plus von 7,6 Prozent gegenüber 2009 verzeichnet.
Bei diesen Zahlen rechnen die Statistiker auch die Insolvenzen von Personen ein, die im Vorfeld als Selbstständige arbeiteten. Der Anteil von 19.881 Fällen unterschritt das Niveau von 2016 um 1,2 Prozent. In den meisten Fällen ging der Privatinsolvenz eine Unternehmensinsolvenz voraus.
Jahr 2017 | Dezember 2017 | |||
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Anzahl | Veränderung gegenüber Jahr 2016 in % | Anzahl | Veränderung gegenüber Dezember 2016 in % | |
1 Verbraucher- und Regelinsolvenzverfahren. | ||||
Insgesamt | 115.632 | – 5,6 | 8.900 | – 12,6 |
Unternehmen | 20.093 | – 6,6 | 1.521 | – 12,6 |
Übrige Schuldner | 95.539 | – 5,4 | 7.379 | – 12,6 |
davon: | ||||
– Verbraucher | 71 896 | – 6,9 | 5.583 | – 12,7 |
– natürliche Personen als Gesellschafter | 514 | – 10,8 | 33 | – 10,8 |
– ehemals selbstständig Tätige | 19.881 | – 1,2 | 1.482 | – 15,3 |
– Nachlässe und Gesamtgut | 3.248 | 6,3 | 281 | 7,3 |
Wie sieht es mit den Konsumdaten aus?
Eigentlich liegt der Sachverhalt auf der Hand. Konsumieren die Verbraucher, erwirtschaften Firmen Gewinne und müssen nicht in die Insolvenz. Allerdings dürfen wir bei dieser Betrachtung nicht außer Acht lassen, dass sich das Konsumverhalten fast schon dramatisch geändert hat. Der Einzelhandel vor Ort schließt, DHL liefert mit kontinuierlich steigenden Zahlen die Päckchen von Amazon aus.
Seit 1994 gab es mit einem Plus von 3,6 Prozent von 2016 auf 2017 den größten Zuwachs seit 1994 bei den Konsumausgaben der privaten Haushalte. Preisbereinigt lag der Anstieg immer noch bei 1,6 Prozent. Die absoluten Zahlen sprechen für sich. Die Deutschen konsumierten im Jahr 2017 für 1.735 Milliarden Euro. Der Löwenanteil entfiel dabei auf Fahrzeuge (8,6%) und Treibstoff (7,8%). Diese Zahlen stecken in der Entwicklung von Gütern zur Nachrichtenübermittlung und Verkehr, einem Plus von 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bereits drin.
Der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln von drei Prozent führte in diesem Produktbereich zu einem Anstieg von 4,8 Prozent. Die Gastronomie dürfte sich über ein Plus von 4,9 Prozent ebenfalls freuen.
Interessant sind die Zahlen zum Segment „Wohnen“. Während überall von Mietpreis- und Kaufpreisexplosionen zur Hören und zu Lesen ist, sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Hier stiegen die Ausgaben mit 2,7 Prozent gegenüber dem Gesamtkonsum unterdurchschnittlich.
Veränderung zum Vorjahr in jeweiligen Preisen | Anteil an den Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland | |
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in % | ||
Verbrauchsgüter | 4,2 | 27,0 |
Kurzlebige Güter | 5,0 | 9,0 |
Langlebige Güter | 5,3 | 12,0 |
Dienstleistungen | 2,9 | 52,0 |