Konsumfinanzierung weiter im Aufwärtstrend
Wie die auf die Vergabe von Krediten spezialisierten Kreditbanken im August 2017 mitteilten, steigt die Vergabe von Konsumkrediten kontinuierlich an. Der Bankenverband sammelt für diese Auswertung die entsprechenden Daten der Branche und publiziert diese.
Der Gesamtbestand stieg gegenüber dem Vorjahr um 10,1 Prozent auf insgesamt 180,9 Milliarden Euro. Private Investitionen überwiegen damit die betrieblichen Investitionen. Was sind die Gründe?
Alles spricht für die Kreditaufnahme
Nach wie vor sind die Rahmenbedingungen für die Kreditaufnahme extrem günstig. Nach wie vor gelten historisch niedrige Zinsen. Der Beschäftigungsstand sorgt für ausreichend Einkommen bei den Verbrauchern.
Der hohe Beschäftigungsgrad führt auch dazu, dass die Finanzierungsaffinität bei den Verbrauchern steigt. Das Volumen der in 2016 ausgereichten Konsumentenkredite betrug 30,5 Milliarden Euro. Das Kreditausfallrisiko bewegt sich laut des Geschäftsführers des Bankenfachverbandes Peter Wacket ebenfalls auf historisch niedrigem Niveau (1).
Investitionen ebenfalls im Plus
Im gewerblichen Bereich verzeichnen die Kreditbanken ebenfalls ein Plus von 6,5 Prozent. Das Volumen stieg auf 8,9 Milliarden Euro. Im Fokus der gewerblichen Finanzierungen stehen EDV-Anlagen, Medizintechnik, Produktionsanlagen und Fahrzeuge.
Kreditfinanzierung attraktiver als Vorsparen
Die Zahlen des Bankenfachverbandes zeigen, dass die Verbraucher hierzulande mit der Tradition „erst sparen, dann kaufen“ endgültig gebrochen haben. Es zeigt sich allerdings auch, dass das Vorsparen, wie es noch die früheren Generationen praktizierten, ein völlig sinnloses Unterfangen geworden ist.
Guthabenzinsen, die unter der Inflationsrate liegen, sorgen dafür, dass die Schere zwischen Kaufpreis und Sparguthaben immer weiter auseinanderdriftet. Dazu kommt die bereits erwähnte stabile Arbeitsmarktlage. Verbraucher, die einen sicheren Job haben, neigen eher dazu, eine Finanzierung einzugehen, als Arbeitnehmer mit unsicherer Arbeitsplatzaussicht.
Was wird finanziert?
An erster Stelle fließen die geliehenen Gelder in Autos und Motorräder. Rund 40 Prozent der Fremdmittel rollen über Deutschlands Straßen. Mit zwölf Milliarden Euro flossen rund zwei Fünftel der ausgereichten Kredite in Kraftfahrzeuge.
Gemäß DAT-Report kostete ein Neuwagen im Jahr 2017 im Schnitt 29.650 Euro (2). Einen Gebrauchtwagen ließen sich Autokäufer im Schnitt 11.430 Euro kosten, im Vorjahr waren es noch 10.620 Euro.
Fast eine Million Autos, genau 934.000, wurden im Jahr 2016 angeschafft. Dabei lagen die Gebrauchtwagen mit 558.000 Zulassungen deutlich vor den Neuwagen mit 376.000 Fahrzeugen, wie Check24 berichtet (3).
Einer Prognose des Bankenfachverbandes zufolge werden künftig Haushaltsgroßgeräte und Möbel einen Nachfrageschub erfahren. Ein Großteil dieser Geräte dürfte finanziert werden. Die offensive Finanzierungspolitik des Einzelhandels am Point of Sale macht es für Verbraucher noch einfacher, nicht auf eigene Gelder zurückgreifen zu müssen.
Verbraucher bevorzugen gleichbleibende Raten
Klassische Ratenkredite mit festen Laufzeiten und gleichbleibenden Raten machen mit einem Volumen von 27,1 Milliarden den Löwenanteil unter den ausgereichten Krediten aus. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Darlehen zweckgebunden für den Kauf eines Autos oder als Wohnkredit oder zur freien Verwendung zur Verfügung stehen.
Rahmenkredite, wie beispielsweise über Kreditkarten, die flexibel zurückgezahlt werden können, fallen im Vergleich kaum ins Gewicht. Einer der Gründe ist sicherlich der Umstand, dass das Zinsniveau eines Ratenkredits deutlich unter dem der Kreditkarten liegt. Gleiches gilt auch für die Rahmenkredite der Banken.
Wer steckt hinter dem Bankenfachverband?
Beim Bankenfachverband handelt es sich um eine Interessenvertretung der kreditvergebenden Banken gegenüber Politik, Bankenaufsicht und Verbraucherschutz. Die dem Verband angeschlossene Bankengruppe ist auf die Vergabe von Krediten zur Konsumgüter-, Investitionsgüter- und KFZ-Finanzierung spezialisiert. Mitglieder sind beispielsweise die Santander Consumer Bank, die BMW Bank oder die Postbank.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Bankenfachverband – Halbjahreszahlen der Kreditbanken 2017
(2) Deutsche Automobil Treuhand GmbH – Der DAT-Report 2017
(3) Check24 – Kaufen auf Pump liegt im Trend