Die Kreditlandschaft im Dezember – Jahresrückblick und Prognosen 2020
Wie der Hessische Rundfunk kürzlich berichtete, erlangen Einzelhändler im Bereich Bücher und Spielwaren allein im Dezember bis zu 20 Prozent des Gesamtjahresumsatzes. Vor dem Hintergrund dieser Kauflaune wird auch in diesem Jahr wieder der ein oder andere auf einen Kredit für den Geschenkekauf zurückgegriffen haben. Für die Banken bedeutet Weihnachten damit ebenfalls ein gutes Geschäft. Was hat der Dezember außer potenziellen Zuwachsraten im Kreditsegment noch gebracht, wie zeigt sich der Jahresrückblick 2019 und welche Prognosen für 2020 können getroffen werden?
- Die ING verbessert die Konditionen ihrer Verbraucherkredite.
- Die SKG Bank weitet ihr Zinsangebot beim RatenKredit aus. Die Mehrheit ihrer Kunden profitiert fortan von günstigeren Zinsen.
- Deutsche Bank plant für 2020 massive Entlassungen.
- Für deutsche Wirtschaft wird bedingt positiv in die Zukunft geblickt.
- Neue EZB-Chefin Lagarde: Kein Ende der niedrigen Zinsen in Sicht.
- Das Kreditvolumen im Neugeschäft wird voraussichtlich weiter steigen.
ING verbessert Rahmenbedingungen bei Verbraucherkrediten
Die ING wurde im Dezember bei verschiedenen Verbraucherkrediten aktiv. Dazu gehören klassische Ratenkredite, Wohnkredite und Autokredite. Hier erhöhte die ING die maximalen Kreditbeträge von bsilang 65.000 Euro auf nun 75.000 Euro. Passend dazu verlängerte die ING die maximale Kreditlaufzeit von bisher 84 Monaten auf 96 Monate. Erfreulicherweise hatte dies keine Auswirkungen auf die Zinsobergrenzen, sie sind stattdessen unverändert geblieben. Als Resultat daraus haben sich die Bewertungen unserer eigenen Kredittests zu den ING-Krediten wie folgt verbessert:
- Ratenkredit: Von 4,08 Sterne auf 4,11 Sterne
- Wohnkredit: Von 4,10 Sterne auf 4,15 Sterne
- Autokredit: Von 3,82 Sterne auf 3,84 Sterne
Dies war der Stand unmittelbar nach der Konditionsanpassung. Da unsere Kreditbewertung tagesaktuell erfolgt, hat sich die Punktevergabe mittlerweile teilweise schon wieder verändert.
Konditionsanpassungen bei ING Baufinanzierungen
Zinsbindungen von bis zu 20 Jahren sind bei der ING Baufinanzierung seit einiger Zeit für den Kauf von Bestandsimmobilien möglich und gelten seit dem 12.12.2019 auch für alle Neufinanzierungen. Forwarddarlehen sind allerdings ausgeschlossen. In diesem Zusammenhang kam es allerdings zu Veränderungen im Bereich der Darlehen mit 11- bis 14-jährigen Zinsbindungen. Die Zinsanpassungen erfolgten sowohl nach oben als auch nach unten.
Im Bereich der Zinsfestschreibungen von fünf und zehn Jahren erhöhte die ING allerdings den Zinssatz durchgängig um 0,05 Prozent. Parallel dazu stieg der Zinssatz für Zwischenfinanzierungen ebenfalls auf 3,14 Prozent nominal, was einem effektiven Jahreszins von 3,21 Prozent entspricht.
Änderungen gab es somit auch im repräsentativen Berechnungsbeispiel für zehnjährige Zinsbindung, Der gebundene Sollzins stieg von 1,08 Prozent p.a. auf 1,13 Prozent. Der effektive Jahreszins verteuerte sich von 1,11 Prozent auf 1,16 Prozent im Jahr:
Finanzierungssumme (=Nettodarlehensbetrag) | 200.000 Euro |
Auszahlung | 100 Prozent |
Zinsbindung | 10 Jahre |
Tilgung | 3,00 Prozent p.a. |
Gebundener Sollzinssatz | 1,13 Prozent p.a. |
Effektiver Jahreszins | 1,16 Prozent p.a. |
Anfängliche monatliche Rate | 688,33 Euro |
Besicherung | erstrangig grundpfandrechtlich |
Neuerungen beim SKG Bank RatenKredit
Der klassische SKG Bank PrivatKredit heißt ab sofort SKG Bank RatenKredit. Damit einher geht eine Ausweitung des Zinsangebots – die Zinsunter- und -obergrenzen wurden verschoben. Der bonitätsabhängige Zins wurde mit einer Bandbreite von 1,97 Prozent bis 8,46 Prozent für den gebundenen Sollzins und einer Spanne von 1,99 Prozent bis 8,79 Prozent beim effektiven Jahreszins neu eingeführt.
Erfreulicherweise sank bei dieser Konditionsanpassung der Zweidrittelzins von 3,64 Prozent nominal p.a. auf 3,44 Prozent. Dieser Zinssatz ist im repräsentativen Beispiel zu finden und zeigt an, zu welchem Höchstzins die Mehrheit der Kunden zu den genannten Rahmenbedingungen finanzieren kann.
Der SKB Bank RatenKredit ist bis zu einer Höhe von 65.000 Euro und mit einer Laufzeit von bis zu 120 Monaten erhältlich.
Zinsentwicklung im Dezember
Es stellt sich natürlich auch im Weihnachtsmonat die Frage, welche Banken mit den günstigsten Angeboten am Markt vertreten waren und es somit eventuell auch wieder im neuen Jahr sein werden. Wir haben uns die effektiven Zweidrittelzinsen der einzelnen Kreditsparten angeschaut.
Während es im Dezember bei den klassischen Ratenkrediten und den Autokrediten keine Verschiebungen der Zins-Testsieger gab, konnten wir nennenswerte Veränderungen nur im Bereich Baufinanzierung beobachten. Die Konditionen für Baufinanzierungen zogen leicht an, was teils mit Erhöhungen der Zweidrittelzinsen einherging und somit auch zu Verschiebungen der Zins-Testsieger führte.
Nachfolgend sehen Sie die Anbieter mit den besten Zweidrittelzinsen gemäß repräsentativen Beispielen tabellarisch aufbereitet sowie die Zinsentwicklung im graphischen Überblick.
Ratenkredite
Bank | 2/3-Effektivzins p.a. |
---|---|
Skatbank | 2,48% |
1822direkt | 2,99% |
HypoVereinsbank | 3,19% |
SWK Bank | 3,29% |
Privatkredit.de | 3,36% |
Autokredite
Bank | 2/3-Effektivzins p.a. |
---|---|
Skatbank | 2,48% |
SWK Bank | 2,69% |
DSL Bank | 2,85% |
TARGOBANK | 2,95% |
ING | 2,99% |
Baufinanzierungen
Bank | 2/3-Effektivzins p.a. |
---|---|
DTW | 0,39% |
Dr. Klein | 0,46% |
CE Baufinanz | 0,51% |
creditweb | 0,53% |
comdirect | 0,54% |
Firmenkredite
Für gewerbliche Kreditnehmer scheinen die sonnigen Zeiten vorüber zu gehen. Der Barkow Consulting Corporate Credit Index zeigt seit einiger Zeit konstant nach oben (4):
Lag der Index vor drei Monaten noch bei 1,23 Punkten, stieg er zum Jahresende auf 1,44 Zähler und zeigt mittlerweile nur noch im 12-Jahrestrend einen niedrigeren Wert.
Rückblick 2019 auf die Bankenwelt
Negativzinsen
Was brachte im Rückblick das Jahr 2019 abseits vom Zinsgeschehen in unserem Kreditvergleich? Den Banken zunächst einmal Zinsen. Bei Deutscher Bank und Commerzbank stiegen die Zinsüberschüsse in den ersten neun Monaten, bei anderen Unternehmen zumindest in den ersten sechs Monaten. Andere Banken, inzwischen mehr als 150, erhöhten zunehmend ihre Zinseinnahmen durch Minuszinsen auf Einlagen.
Allenthalben äußern sich die Banker auch positiv darüber, dass der Wettbewerbsdruck und die sinkenden Margen nachließen.
Interessanterweise lassen ausländische Banken mit Sitz in Deutschland die einheimischen Konkurrenten weit hinter sich zurück. Die BNP Paribas blickt ebenso auf ein erfolgreiches Jahr zurück wie die deutsche ING. Beide Banken wachsen in erster Linie im Firmenkundengeschäft.
Deutsche Bank und Commerzbank kämen bei Eintreten aller positiver Erwartungen noch nicht einmal bis 2023 an eine Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent heran.
Filialschließungen ohne Ende
Sowohl die Commerzbank als auch Deutsche Bank hielten an ihren Plänen zu Filialschließungen fest. Aber auch andere Institute wurden aktiv. Die Sparda West schließt derzeit 50 Prozent ihrer Filialen, die Sparkasse KölnBonn 20 Prozent. Dabei ergab eine Studie der UBS im Jahr 2019, dass aufgrund bereits optimierter Filialstrukturen kaum noch Einsparungen durch Filialschließungen möglich sind (1).
Privatkundengeschäft immer unrentabler
Für die Privatbanken mit hohem Privatkundenanteil wird die Luft dünn. Die steigenden Kosten, gerade im IT-Bereich, klettern schneller als die Erträge. Grund sind die großen liquiden Vermögen, die im Zinstief nichts bringen.
2019 voller IT-Pannen
Die IT der Deutsche Bank ist überaltert – das war schon unter dem ehemaligen Vorstandschef John Cryan bekannt. Im Geschäft mit der Massenkundschaft gehörten dann Computerpannen im Jahr 2019 fast schon zum guten Ton. Nicht nur der Branchenprimus, auch Commerzbank, Postbank und einige Sparkassen hatten Probleme. Dass sich das FinTech N26 hier einreihte, verwundert ein wenig.
Banken-Fusionen sind vom Tisch
Fusionen, gerade die von Commerzbank und Deutsche Bank, flossen in manche Gedankenspiele mit hinein, sind aber mittlerweile kein Thema mehr. Selbst Finanzinvestoren ziehen sich aus Deutschland zurück. Die Commerzbank gilt zwar buchhalterisch nach wie vor als Schnäppchen – aber nur auf den ersten Blick. Einem Eigenkapital von 29 Milliarden Euro steht ein Börsenwert von nur sieben Milliarden Euro gegenüber. Es ist nur die Frage, ob sie auf Jahre gesehen die Kosten für den Kauf erwirtschaftet. Grenzüberschreitende Fusionen stellen eine regulatorische Herausforderung dar, der sich aktuell auch die Deutsche Bank nicht stellen mag. Mit den hausgemachten Problemen hat sie auch nach dem Wechsel an der Führungsspitze genug zu tun.
Grundsteuerreform mit vielen Unbekannten
Die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Grundsteuerreform wurde umgesetzt. Aus den unterschiedlichen Vorschlägen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) auf der einen Seite und den Vorschlägen der Länder auf der anderen wurde ein Kompromiss gefunden, der sogar noch einen weiteren Kompromiss beinhaltet.
Die Berechnung könnte nun nach Bodenwert und Miete erfolgen. Damit dürften die Finanzbehörden auf Jahre beschäftigt sein, denn es müssten rund 36 Millionen Grundstücke und Häuser neu bewertet werden. Aber es gibt ja noch den Kompromiss. Die Bundesländer können eigene Berechnungswege wählen. Diese Öffnungsklausel zu dem neuen Gesetz erinnert an Shakespeares „much ado about nothing“.
EZB: Neuer Kopf – alte Politik
Die wegen Verletzung ihrer Amtspflicht rechtskräftig schuldig gesprochene ehemalige IWF-Chefin Christine Lagarde trat 2019 die Nachfolge von Mario Draghi an. Sie werde am Kurs ihres Vorgängers festhalten, so ihr erstes Statement. Für die Sparer war dies kein hoffnungsvolles Signal.
Diese europäische Personalie war aufgrund der umstrittenen Persönlichkeit von Frau Lagarde wohl genauso befremdlich, wie die Nicht-Wahl von Ursula von der Leyen zur neuen EU-Kommissionspräsidentin.
Prognosen: Was erwartet uns in 2020?
Deutschlands Wirtschaft in 2020
Kein Rückblick ohne Ausblick. Glaubt man einer Umfrage des IFO-Instituts, blickt die deutsche Wirtschaft, zumindest teilweise, trotz aller Unkenrufe optimistisch in die Zukunft. Der Geschäftsklimaindex stieg wieder erstmals seit sechs Monaten und kletterte um 1,2 auf 96,3 Punkte. Während Baugewerbe und Handel allerdings skeptisch sind, sehen Industrie und Dienstleister ein gutes Jahr kommen (2).
Immobilienmärkte bleiben gefragt
Nachdem Christine Lagarde als neue Notenbankchefin erklärt hat, die Politik ihres Vorgängers Mario Draghi fortzuführen, geht die Finanzwirtschaft weiter von einem historisch niedrigen Zinsniveau aus. Wer nicht in Aktien einsteigt, dem bleibt noch eine weitere sinnvolle Alternative: Immobilien.
Die Konsequenzen sind weiterhin steigende Preise und niedrige Einstiegsrenditen. Gerade Regionen wie Frankfurt am Main werden nach dem nun feststehenden Brexit noch einmal mächtigen Druck spüren.
Deutsche Bank forciert Onlinekredite – bei der Konkurrenz
Natürlich bietet die Deutsche Bank schon lange Onlinekredite an. Sie wird dies auch weiter tun und hoffen, dass es „irgendwie“ läuft. Allerdings spielt sie mit ihrer Personalpolitik den Direktanbietern weiter in die Hände.
Geplant ist die Schließung von 200 bis 300 der bisherigen rund 1.300 Filialen. Dies soll in Kombination mit einem Abbau von rund 6.000 Stellen im Privatkundensegment geschehen. Neben den Mitarbeitern im Vertrieb, also in den Filialen, wird es aber auch im Haus selbst zu Streichungen kommen. Bis zum Jahr 2022 soll die Zahl der Mitarbeiter von 90.000 im September 2019 auf 74.000 Personen schrumpfen.
Wer daraus resultierend noch stärker das Internet für seine Bankgeschäfte nutzt, wird sich fragen, warum er dann nicht gleich zu einem Direktanbieter wechselt.
Kreditvergabe 2020
Wie wird sich die Kreditvergabe entwickeln? Solange sich geliehenes Geld nicht verteuert, dürfte die Nachfrage weiter anhalten. Warum sollte man die eigenen Aktien, die noch Dividenden auszahlen, für ein neues Auto verkaufen, wenn die Kreditzinsen doch so günstig sind? Der steigende Trend bei der Kreditvergabe hält seit Jahren ungebrochen an, sodass wir fast gefahrlos prognostizieren können, dass das Neugeschäftsvolumen bei Krediten wie bisher weiter steigen wird:
Autoren: Uwe Rabolt, Tina Reisewitz
Quellen und weiterführende Links
(1) Finanz-Szene.de – Was unsere Banken und Sparkassen aus 2019 für 2020 lernen
(2) FAZ – Bessere Stimmung in der deutschen Wirtschaft
(3) Handelsblatt – Deutsche Bank will im Privatkundengeschäft 6000 Jobs streichen
(4) Barkow Consulting – Barkow Consulting Corporate Credit Index bei 1,44%