Kreditbanken legten in 2016 massiv zu
Obwohl das Volumen der Konsumkredite seit zehn Jahren stabil bei rund 230 Milliarden Euro Neugeschäft pro Jahr liegt, konnten sich die Kreditbanken steigern. Der Marktanteil wuchs um 9,2 Prozent auf 141,3 Milliarden Euro.
Im Umkehrschluss bedeutet dieser Sachverhalt, dass die klassischen Geschäftsbanken und Sparkassen fast zehn Prozent Marktanteil verloren haben. Wie lässt sich das erklären?
Digitalisierung als Ursache
Die Philosophie der auf die Kreditvergabe spezialisierten Spezialbanken lautet „Kreditaufnahme, wann und wo der Kunde möchte.“ Der Kreditantrag über das Internet mit Videoidentifikation kann an Bequemlichkeit kaum noch übertroffen werden. Apps ermöglichen es, von jedem Ort mittels Mobiltelefon ein Darlehen aufzunehmen.
Dazu kommt, dass die Konditionen dieser Institute durch den hohen Anteil an Onlinekrediten deutlich günstiger ausfallen, als bei den Instituten mit teurem Filialnetz. Der Anteil der Kredite, die über das Internet angebahnt wurden, stieg in der Folge um 22,9 Prozent.
Die Digitalisierung bietet aber nicht nur Wachstumschancen für diese Spezialbanken. Für die Mitarbeiter bedeutet sie die Kehrseite der Medaille. Im Jahr 2016 reduzierten die Kreditbanken ihr Filialnetz um fünf Prozent auf 1.900 Außenstellen reduziert. Auf der anderen Seite wuchs der Personalbestand mit 11 Prozent auf über 45.000 Mitarbeiter.
Was wird finanziert?
Das Wachstum der Kreditbanken ist ein eindeutiger Hinweis darauf, wie sich die Marktanteile verschieben. Lag deren Anteil vor zehn Jahren noch bei 25 Prozent, stieg er inzwischen auf 50 Prozent der Darlehen an private Haushalte.
Diese Institutsgruppe verzeichnete aber nicht nur bei den privaten Haushalten einen Zuwachs. Die Vergabe von Unternehmenskrediten stieg ebenfalls um sieben Prozent. Wichtigste Finanzierungsgüter in beiden Zielgruppen sind dabei Kraftfahrzeuge.
Eine Befragung unter 3.000 Darlehensnehmern durch das Finanzportal FinanceScout 24 ergab folgende Verteilung für die Kreditaufnahme:
Legende | |
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1 – Urlaub | 5 – Neuwagen |
2 – Immobilienkauf | 6 – Kreditablösung |
3 – Modernisierung | 7 – Konsumgüter |
4 – Gebrauchtwagen | 8 – Ausgleich Girokonto |
Es zeigt sich, dass die Fahrzeugfinanzierung in der Summe mit 42Prozent mehr als doppelt so hoch ausfällt, wie der zweithäufigste Finanzierungsgrund „Modernisierung“. Interessant ist, dass die Konsumgüterfinanzierung mit nur drei Prozent relativ niedrig ausfällt, gewinnt der Kredit am „point of sale“ doch zunehmend an Bedeutung.
Auf der anderen Seite ist dies auch durchaus erklärlich, da für eine KFZ-Finanzierung eine andere Summe im Raum steht, als für einen Fernseher, Laptop oder eine Waschmaschine.
Die regionale Verteilung der durchschnittlichen Höhe bei einer Kreditaufnahme bringt ebenfalls spannende Fakten zutage:
Legende | |||
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1 – Hessen | 5 – Baden-Württemberg | 9 – Schleswig-Holstein | 13 – Brandenburg |
2 – Rheinland-Pfalz | 6 – Nordrhein-Westfalen | 10 – Hamburg | 14 – Berlin |
3 – Bayern | 7 – Niedersachsen | 11 – Sachsen | 15 – Mecklenburg-Vorpommern |
4 – Saarland | 8 – Sachsen-Anhalt | 12 – Thüringen | 16 – Bremen |
Es zeigt sich ein deutliches Süd-Nord-Gefälle, angeführt von Hessen. Auffällig ist, dass das Saarland, als strukturschwache Region eher mit niedrigen Durchschnittseinkommen bedacht, noch vor Baden-Württemberg auf Rang vier steht.
Hohe Rückführungsquote
Die historisch niedrigen Zinsen belasten die Margen der Banken. Für die Verbraucher bedeuten sie im Umkehrschluss, dass Darlehen leichter zu bedienen sind. Für die Banken bedeutet dies wiederum, dass zum einen durch die Masse der ausgereichten Darlehen Umsatz generiert wird.
Dazu kommt, dass leichter tragbare Raten auch das Kreditausfallrisiko minimieren. Immerhin 98 Prozent der vergebenen Kredite wurden laut Jan W. Wagner, Vorstandsvorsitzender des Bankenfachverbandes, ordnungsgemäß zurückgeführt (1). Das gewerbliche Kreditgeschäft und das Segment KFZ-Finanzierung verzeichnen sogar nur Ausfälle von weniger als ein Prozent.
Neuer Steuergesetzgebung erschwert die Kreditvergabe
Es stellt sich natürlich die Frage, was Steuern mit Kreditvergabe zu tun haben. Hintergrund ist das „Steuerumgehungsbekämpfungsgesetz“. Dieses sieht vor, dass Banken bei jeder Kontoeröffnung die Steuer-ID des Antragstellers erfassen müssen.
Da ein Kreditkonto als Konto gilt, muss diese ID auch bei einer Darlehensaufnahme abgefragt werden. Für die Antragstellung zu Hause am PC mag dies lästig aber kein Hinderungsgrund sein.
Anders sieht es jedoch aus, wenn im Elektrofachmarkt der neue Flachbildschirm finanziert werden soll. Gerade für Kredite am „point of sale“ kann dieses Ende April zu verabschiedende Gesetz zu einem Rückgang bei der Kreditaufnahme führen. Zumindest Spontanfinanzierungen werden wohl rückläufig sein.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Bankenfachverband e.V. – Kreditbanken bauen ihr Geschäft in 2016 weiter aus