USA: Zinserhöhung heizt die Debatte neu an
Wie nicht anders zu erwarten, war es eine der ersten Amtshandlungen des neuen Fed-Chefs Jerome Powell, den US-Leitzins um weitere 0,25 Prozent anzuheben. Die kräftige Konjunktur in den USA lässt diesen Schritt zu. Zwei weitere Zinsanhebungen sind noch für 2018 geplant.
Experten sehen zunächst bis 2020 eine stabile Wirtschaftslage in den Vereinigten Staaten. Welche Folgen hat die Zinsanpassung aber für Europa?
USA einen Schritt voraus
Die USA sind mit der Zinsanpassung den Europäern in Bezug auf Handlungsspielraum einen Schritt voraus. Wer Zinsen erhöht, kann die Zinsen bei Bedarf auch wieder senken. Hier sind Mario Draghi und seinen Kollegen durch ihre zögerliche Geldpolitik seitens der EZB die Hände gebunden. Während sich die US-Notenbanker durch die Zinsanpassung jetzt schon gegen ein mögliches Nachlassen der Konjunktur wappnen, kann Europa nur hoffen und beten, dass der Aufwärtstrend anhält. Die EZB muss sich in der Zinsdebatte den Vorwurf gefallen lassen, dass sie sich selbst in die Handlungsunfähigkeit gedrängt hat.
Die Erwartung der Fed an eine Inflation im Bereich von zwei Prozent lässt dabei erahnen, dass weitere Zinsanpassungen nicht nur geplant sind, sondern auch durchgeführt werden. Problematisch wird die Zinsanpassung allerdings für die Schwellenländer, die ihre Schulden in Dollar führen. Auf sie kommen insbesondere Zinsanpassungen zu, die zu einer dünnen Luft bei den Staatshaushalten führen dürften.
Für die US-Banken sollte die aktuelle sowie die noch ausstehenden Zinserhöhungen ebenfalls eine Entlastung bringen. Während die Banken hierzulande nach wie vor über zu dünne Margen bei der Kreditvergabe stöhnen und mit den lustigsten Gebührenmodellen kompensieren wollen, dürfte es für die US-Banker wieder bergauf gehen. Allerdings zulasten der Kunden, denn die Geldschöpfung für die Banken wird teurer. Außerdem weisen Banken häufig eine unangenehme Eigenschaft auf: Die Verteuerung der Geldschöpfung bei Krediten überproportional an die Kunden weiterzugeben, bei Einlagen aber eher zu vernachlässigen.
US-Staatsanleihen für Investoren wieder interessanter
Steigt der Leitzins, steigen in der Regel auch die Zinsen bei Staatsanleihen. Für Anleger wird es damit interessanter, in den USA mit einem Investment Geld zu verdienen, anstatt bei einer deutschen Staatsanleihe eine negative Rendite zu realisieren. Wie sich die Zinssätze deutscher und US-amerikanischer Staatsanleihen in der Vergangenheit entwickelten, zeig die folgende Grafik:
Der Spread, die Differenz zwischen den Zinsen in Deutschland und den USA, wird auseinandergehen. Allerdings greifen Zinsanpassungen, das haben auch diejenigen in 2017 gezeigt, eher bei Kurzläufern und weniger bei langfristigen Anleihen.
Die Leitzinserhöhung bringt eine weitere Folge mit sich: Der US-Dollar wird sich gegenüber dem Euro weiter festigen. Ob das nun gut ist oder schlecht, kommt auf den Blickwinkel an. Ein billiger Euro beflügelt die Exporte. Sollte Donald Trump an seinen Strafzöllen festhalten wollen, würde der Exportschub jedoch verpuffen.
Für die Heizöl-Nutzer kommt auf jeden Fall ein negativer Effekt hinzu. Heizöl wird in US-Dollar gehandelt und verteuert sich somit zwangsläufig.