LSI-Stresstest deutscher Banken 2019 – Ergebnisse und Konsequenzen
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat die Ergebnisse des LSI-Stresstests 2019 veröffentlicht. LSI steht für „less significant institutions“, also weniger bedeutende Institute. Für Deutschland gilt diese Einstufung für die kleineren und mittleren Banken und Sparkassen. Um es vorweg zu nehmen: Die Einschätzung der BaFin fiel tendenziell verhalten aus. Hier lesen Sie, weshalb.
- Der LSI-Stresstest ist eine Umfrage an sogenannte weniger bedeutende Kreditinstitute in Deutschland. Befragt wurden im Jahr 2019 1.412 kleinere und mittlere Banken und Sparkassen. Der Test dient zur Bestimmung der zukünftigen Eigenmittelzielkennziffer.
- Der Bankentest bescheinigt den Instituten für 2019 im Allgemeinen Stabilität, die Rentabilität ist aber schwach.
- Die Niedrigzinsphase stellt eine enorme Herausforderung für die Banken dar. Möglicherweise erfolgt daher zukünftig eine erhöhte Weitergabe von Minuszinsen an Kunden.
- Die Banken rechnen mit einem Anstieg der Gewinne vor Steuern und der Gesamtrentabilität in den nächsten fünf Jahren.
- Die Risikobereitschaft bei Kapitalanlagen zur Verbesserung der Ertragssituation steigt allerdings.
Die wichtigsten Ergebnisse des LSI-Stresstests
Im Rahmen des Bankentests simulierte die BaFin mehrere Szenarien der Entwicklung am Bankenmarkt. Diese unterteilen sich in ein Basisszenario und ein Stressszenario. Rund 1.400 Banken und Sparkassen nahmen an dem Test teil. Immerhin decken diese 89 Prozent des deutschen Marktes ab. Das Stressszenario geht von einer massiven Eintrübung in der Wirtschaft aus. Es implizierte außerdem Zinsänderungs- und Marktpreisrisiken.
Die folgende Abbildung der BaFin zeigt Infos zum Vorgehen sowie die wichtigsten Ergebnisse (1):
Trotz eines erhöhten Stressrisikos sieht der Exekutivdirektor für Bankenaufsicht der BaFin, Raimund Rösler, die Institute im Allgemeinen gut aufgestellt. Eine solide Kapitalisierung würde die Risiken abfedern (2). Allerdings hat sich auch gezeigt, dass die harte Kernkapitalquote gegenüber der letzten Erhebung um 3,5 Prozentpunkte nachgegeben hat.
Immerhin rechnen die Institute damit, dass sich der Jahresüberschuss vor Steuern in fünf Jahren um 223 Prozent erhöht. Die Gesamtrentabilität würde damit um zehn Prozent steigen gegenüber einem Minus von 16 Prozent im Jahr 2017.
Käme es wider Erwarten zu einem Zinsanstieg auf dem Markt, würde dies die Erträge aufgrund der Kursverluste bei den gehaltenen festverzinslichen Wertpapieren mindern.
Konsequenzen für die Verbraucher
Die Konsequenzen deuten sich schon länger an. Immer häufiger finden sich in den Medien Hinweise darauf, dass die Institute, wenn nicht schon geschehen, die negativen Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) gegebenenfalls bald an ihre Kunden weitergeben. Dies zielte bislang nur auf Einlagen im höhervolumigen Bereich ab. Eine künftige Ausdehnung auf Konten mit mittleren Einlagenvolumina ist jedoch nicht auszuschließen.
Parallel dazu finden sich immer wieder Nachrichten, dass die eine oder andere Sparkasse vor dem Hintergrund der belastenden Zinssituation an der Gebührenschraube dreht und auch durchschnittliche Kunden mit zusätzlichen Kosten belastet.
Erhöhte Risikobereitschaft der Banken
Professor Dr. Wuermeling, für die Bankenaufsicht zuständiger Vorstand der Deutschen Bundesbank, sieht eine erhöhte Risikobereitschaft bei den Instituten, um schwächere Erträge auszugleichen. Allerdings dürfen die Risiken nur in Relation zu dem stehen, was letztendlich auch gedeckt ist (3).
Quellen und weiterführende Links
(1) BaFin – Ergebnisse des LSI-Stresstests 2019
(2) BaFin – Pressemitteilung | 23. September 2019
(3) Deutsche Bundesbank – Ergebnisse des LSI-Stresstests 2019