Mehr Kredit für mehr Luxus im Auto
Die Deutschen lieben ihr Auto. Sie mögen es so sehr, dass sie für mehr Luxus im Auto auch eine höhere Verschuldung in Kauf nehmen würden. Dies ergab eine durchgeführte Umfrage im Auftrag des Spezialisten für Konsumentenkredite Creditplus.
Eine Studie von Roland Berger zeigt jedoch, dass der klassische Autokredit in Deutschland in der Zeit von 2012 bis 2014 zugunsten des Leasings rückläufig war. Eine aktuelle Studie zeigt, was den Autofahrern wichtig ist.
„Autotrends 2016“ – die Umfrageergebnisse
Die Umfrage „Autotrends 2016“ fand im April 2016 statt. Befragt wurden repräsentativ 1.020 erwachsene Bundesbürger per Internet. Durchgeführt wurde die Erhebung von dem Marktforschungsinstitut „Toluna“.
Die für Creditplus wohl interessanteste Erkenntnis lag darin, dass die Hälfte der Befragten bereit ist, für mehr Luxus, beispielsweise eine Klimaanlage, auch einen höheren Autokredit aufzunehmen. Ein weiterer Punkt der Kernergebnisse war die Affinität für elektronische Assistenten.
94 Prozent der Befragten wünschten sich Totwinkel-Assistenten, Nachtsichthilfen oder Notbremsassistenten. Für 30 Prozent wäre eine Telematiklösung vorstellbar, wenn diese zu signifikanten Einsparungen bei der Versicherungsprämie führt.
Mit der Kaufprämie für ein Elektroauto scheint die Bundesregierung auf dem richtigen Weg zu sein. Im April, vor Verabschiedung des Gesetzes, waren der hohe Kaufpreis ein Hemmnis für den Erwerb eines E-Autos, mehr als ein Drittel der Befragten wünschten sich damals eine solche Prämie.
Neben dem reinen Nutzen stellen für rund ein Siebtel der Befragten Autos auch eine Wertanlage dar. Zumindest würden sie das Auto, welches sie gerade fahren oder fahren würden, auch als Investment betrachten.
Wofür käme ein höherer Kredit infrage?
Luxus im Auto ist interpretierbar. Spitzenreiter bei der Frage, wofür sich ein Autokäufer höher verschulden würde, war die Klimaanlage. Im Vergleich zu 2015 ging die Bereitschaft dafür allerdings von 59 auf 50 Prozent zurück.
An zweiter Stelle liegt ein integriertes Navigationssystem mit 36 Prozent. Allerdings lag hier die Verschuldungsfreude auch hinter den 2015er Zahlen. Damals betrug sie noch 39 Prozent.
Auf Rang drei findet sich die Sitzheizung. Hatten im Jahr 2015 noch 40 Prozent dafür eine höhere monatliche Rate akzeptiert, waren es im April 2016 nur noch 35 Prozent. Noch drastischer fiel der Rückgang bei der Verschuldungsbereitschaft bei Sicherheitsaspekten aus. Hier fiel der Prozentsatz von 44 auf nur noch 30 Prozent im Jahr 2016.
Zuwachszahlen gab es lediglich bei einer Garantieverlängerung (24 Prozent in 2015 auf 29 Prozent in 2016) und, da erstmals abgefragt, einem integrierten WLAN-Router. Dieser wäre für 20 Prozent der Befragten ein Grund für eine erhöhte Kreditaufnahme. In allen anderen Bereichen war die Verschuldungsbereitschaft rückläufig oder konstant.
Luxus versus Sicherheit
Auch wenn die Bereitschaft, für eine Klimaanlage eher Geld auszugeben höher liegt, als für Sicherheitsassistenten, sehen doch 94 Prozent der Umfrageteilnehmer solche Sicherheitssysteme als relevant an. An der Spitze der Assistenten stehen
- Totwinkelüberwachung (54%)
- Notbremsassistenten (53%)
- Nachtsichtassistenten (42%)
Selbstfahrende Autos bilden mit 14 Prozent fast das Schlusslicht. Immerhin noch sechs Prozent der Befragten würden für Sicherheitsassistenten keinen höheren Kredit aufnehmen.
Telematik – nach wie vor nicht bei den Autofahrern angekommen
Für die Versicherungswirtschaft dürfte dieser Punkt der Umfrage besonders interessant sein. Obwohl 29 Prozent der Interviewten bei niedrigeren Versicherungsprämien der Telematik aufgeschlossen gegenüberstehen, lehnen 47 Prozent diese Technik ab. Begründet wird dies mit der Ablehnung gegenüber der Herausgabe von Daten.
Immerhin 14 Prozent sehen darin eine Chance, zu einer Fahrweise gezwungen zu werden, welche Treibstoff einspart.
Das E-Auto bleibt umstritten
Rund 56 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen, ein E-Auto zu fahren. Dabei müssten allerdings einige Hürden beseitigt werden.
- Nur 13 Prozent sehen keinerlei Hindernis, ein E-Auto zu erwerben.
- Für 19 Prozent dürfte es keine Mehrkosten verursachen.
- Eine staatliche Förderung wäre für 14 Prozent Voraussetzung für ein E-Auto.
- Die Höhe der Mehrkosten ist für 11 Prozent ausschlaggebend.
Diesen Befürwortern stehen jedoch 38 Prozent gegenüber, für die ein E-Auto aktuell nicht infrage kommt. Als Gründe führten sie an
- Zu geringe Reichweite (28%)
- Aufladung zu kompliziert (6%)
- Fahren kein Auto (6%)
- E-Autos sind keine „richtigen“ Autos (4%)
Für den letzten Punkt gilt allerdings, dass die konsequenten Befürworter von Verbrennungsmotoren langsam bröckeln. Im Jahr 2015 vertraten noch sieben Prozent der Befragten diese Auffassung.
Für 35 Prozent stellt eine Kaufprämie einen Anreiz dar, für 38 Prozent wäre eine solche Prämie kein Argument. Für 13 Prozent ist die Frage nach einer Prämie irrelevant, da sie ohnehin vorhatten, ein E-Auto zu erwerben.
Das Auto als Kapitalanlage
Auch in diesem Punkt gingen die Meinungen auseinander. In der Summe könnten sich 27 Prozent der Umfrageteilnehmer vorstellen, ein Auto als Kapitalanlage zu betrachten.
- Für 13 Prozent muss es jedoch ein Auto sein, welches sie selbst gerne fahren möchten.
- Für zehn Prozent käme eine Investition in einen Oldtimer-Fonds infrage.
- Immerhin neun Prozent könnten sich den Erwerb eines oder mehrerer Oldtimer als Geldanlage vorstellen.
- Vier Prozent sind bereits in Oldtimer investiert.
Diesen repräsentativen Zahlen stehen allerdings 69 Prozent gegenüber, für die ein Auto als Wertanlage absolut nicht zur Diskussion steht. Die Gründe dafür sind
- Dass Autos ein Fortbewegungsmittel und keine Geldanlage sind (34 %).
- Mangelnde Fachkenntnis zur Beurteilung des tatsächlichen Wertes (35%).
Fazit
Aus den Kernaussagen lassen sich zwei Haupttrends ableiten. Autobesitzer neigen nach wie vor dazu, einen höheren Kredit eher für Luxusausstattung aufzunehmen als für Sicherheitsassistenten. Hier vertrauen die Fahrer wohl eher auf das eigene fahrerische Können.
Für die Bundesregierung bleibt es trotz Prämie schwierig, den Autofahrern E-Autos schmackhaft zu machen. Nach wie vor sind die Anschaffungskosten, trotz Prämie, zu hoch, die Reichweiten zu gering und die Aufladestationen zu dünn gesät.