Niedrige Zinsen können ein Risiko sein – Interview mit Thomas Hammer

Wie lässt sich der Traum von den eigenen vier Wänden am besten finanzieren? Warum die niedrigen Zinsen auch ein Risiko bedeuten, weshalb die Eigenleistung richtig eingeschätzt werden sollte und warum sich das Baukindergeld in Ballungszentren nur bedingt lohnt, darüber sprach Kreditvergleich.net jetzt mit dem Sachbuchautor Thomas Hammer. Sein aktueller Ratgeber „Meine Immobilie finanzieren“ erschien bei der Verbraucherzentrale NRW.

Kaufen oder bauen? Was empfehlen Sie?

Thomas Hammer: Das hängt vom Typ und von den finanziellen Möglichkeiten ab. Beim Bauen lassen sich eigene Vorstellungen verwirklichen, aber der organisatorische Aufwand ist groß und die Gesamtkosten vergleichsweise hoch. Deutlich günstiger ist der Kauf einer gebrauchten Immobilie, doch hier sind naturgemäß die Gestaltungsmöglichkeiten begrenzt.

Ab wann lohnt es sich, über eine eigene Immobilie nachzudenken?

Thomas Hammer: Maßgebend ist neben der finanziellen Belastbarkeit und dem sicheren Einkommen auch die Frage, ob er oder sie mindestens auf Sicht der nächsten zehn Jahre am gleichen Ort wohnen will. Wer häufig umzieht, sollte lieber erst mal Mieter bleiben, da bei jedem Verkauf und Neuerwerb hohe Aufwendungen vor allem in Form der Kaufnebenkosten, wie Grunderwerbsteuer und Notargebühren, anfallen.

Was sind derzeit die größten finanziellen Fallstricke für Häuslebauer bzw. Wohnungskäufer?

Thomas Hammer: Die extrem niedrigen Zinsen verleiten so manchen dazu, seine finanziellen Möglichkeiten zu überschätzen und ein zu hohes Darlehen aufzunehmen. Sollten nach dem Auslaufen der Zinsbindung die Finanzierungszinsen wieder bei sechs oder sieben Prozent liegen, darf dies das Finanzierungskonzept nicht ins Wanken bringen. Ein weiteres Risiko birgt die Kalkulation von Eigenleistungen, wo häufig eine unrealistische Ersparnis erhofft wird und Kosten für die Materialbeschaffung in Eigenregie nicht immer ausreichend berücksichtigt werden.

Was halten Sie von 100%-Finanzierungen ohne Eigenkapital?

Thomas Hammer: Ich rate generell von Finanzierungen ohne Eigenkapital ab. Zumindest die Kaufnebenkosten und ein kleiner Teil des Kaufpreises sollten aus eigenen Mitteln finanziert werden. Die Ansparphase ist überdies eine gute Übung, um diszipliniert Geld auf die Seite zu legen und sich damit auf die künftigen Verpflichtungen aus der Darlehensrückzahlung vorzubereiten.

Was halten Sie vom Baukindergeld?

Thomas Hammer: Grundsätzlich sehe ich es positiv, dass der Staat Familien auf dem Weg in die eigenen vier Wände unterstützt. Wenn man jedoch den Anteil der Förderung am gesamten Kaufpreis betrachtet, ist der Fördereffekt jedoch dort am höchsten, wo Eigenheime vergleichsweise günstig und damit auch ohne Förderung gut finanzierbar sind. In den Ballungsregionen, wo die Kaufpreise hoch sind, dürfte die Auswirkung des Baukindergeldes eher begrenzt sein.

Immobilie als Geldanlage – sinnvoll oder nicht?

Thomas Hammer: Gute Lage, gute Mieter, gute Bausubstanz: Unter diesen Voraussetzungen ist die Immobilienanlage sinnvoll. Kapitalanleger sollten sich im klaren sein, dass die Auswahl der Immobilie und das Vermietungsmanagement einen gewissen Aufwand verursacht um im Lauf der Zeit immer wieder Renovierungsarbeiten notwendig sind. Wer dies als Belastung sieht, sollte von der vermieteten Immobilie als Kapitalanlage lieber absehen.

Haben Sie selber gebaut oder gekauft?

Thomas Hammer: Ich wohne mit meiner Familie im selbstgenutzten Eigenheim. Wichtigste Motivation ist für mich das mietfreie Wohnen im Rentenalter, ich betrachte also die eigenen vier Wände als Bestandteil der privaten Altersvorsorge.

Aktuelles Buch

Titel: Meine Immobilie finanzieren Autor: Thomas Hammer Verlag: Verbraucher-Zentrale NRW Veröffentlicht: 04/2018 ISBN/EAN: 978-3863360924 Preis: 16,90 Euro Jetzt bestellen