Niedrige Zinsen und Förderprogramme – Die richtige Kombination für energieeffizientes Bauen und Sanieren
Es klingt nach hoher Politik, betrifft aber alle Privathaushalte: Die Zielsetzung des Pariser Abkommens, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu halten, wird nicht nur, aber auch, durch eine entsprechend klimafreundliche Bauweise erreicht. Das Ziel der Bundesregierung besteht darin, die Emission von Treibhausgasen um bis zu 95 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken (1)(2).
Dass dies nicht nur Sache der Industrie, sondern auch die Sache der privaten Immobilieneigentümer ist, belegt die Tatsache, dass bei Gebäuden gegenüber dem Jahr 1990 bereits eine Absenkung um 43 Prozent bis zum Jahr 2014 erreicht wurde. Eine aktuelle KfW-Studie zu den Fragen: Was wurde bisher erreicht und welche Förderungen gibt es für Eigenheimbesitzer?
Klimaziele keine Sache des laufenden Jahrtausends
Die aktuelle KfW Studie beschäftigt sich mit der Analyse der gesteckten und bereits erreichten Klimaziele in Deutschland. Wie sich zeigt, wurden bereits große Fortschritte beim Hausbau erzielt. Andere Bereiche wie der Verkehr haben noch einiges an Arbeit nötig (3).
Wirtschaftsbereich | 1990 (in Mio. t CO2) | 2014 (in Mio. t CO2) | Veränderung in Prozent |
---|---|---|---|
Energiewirtschaft | 466 | 358 | -23,18 |
Gebäude | 209 | 119 | -43,06 |
Verkehr | 163 | 160 | -1,84 |
Industrie | 283 | 181 | -36,04 |
Landwirtschaft | 86 | 72 | -16,28 |
Quellen: KfW, eigene Berechnungen
Natürlich steht das Thema Energiewende ganz oben auf der Agenda der Regierungen weltweit. Abgesehen von den US-Amerikanern, da Washington aktuell im Zusammenhang mit CO2-Ausstoß und Erderwärmung ganz eigene alternative Fakten heranzieht. Selbst China hat erkannt, dass es den bisher eingeschlagenen Weg verlassen muss.
Bereits im Jahr 1977 brachte die damalige sozialliberale Koalition in Deutschland die erste Wärmeschutzverordnung auf den Weg. Die Triebfeder lag damals jedoch eher in den steigenden Energiepreisen, weniger beim Umweltschutz.
Aus der Wärmeschutzverordnung entwickelte sich die Energieeinsparverordnung (EnEV), deren Kern in den Anforderungen an Gebäudehüllen besteht (4). Was bürokratisch klingt, bedeutet nichts anderes, als eine Minderung des Energieverlustes durch die Bauweise.
Staatliche Förderung als Anreiz für alle Immobilieneigentümer
Die Herangehensweise an einen Neubau ist heute vor diesem Hintergrund eine andere, als die von vor 30 Jahren. Energieeffizienzhäuser nach KfW-Standard erhalten durch besonders günstige Darlehen eine gesonderte Förderung (5). Bauherren sparen damit doppelt. Zum einen im Rahmen der Finanzierung, zum anderen durch den kontinuierlich niedrigen Energieverbrauch.
Die Überlegungen der Verantwortlichen in der Politik hören aber nicht beim Neubau auf. Die Frage, welche es zu beantworten gilt, lautet, welche Motivation zur energieeffizienten Sanierung für Eigentümer älterer Bestandsimmobilien greift.
Die „Delta“-Förderung
Angedacht war, die Förderung für diesen Personenkreis noch einmal deutlich zu erhöhen. Die Konsequenz sollte sein, die Gebäude am meisten zu fördern, welche nach der Sanierung im Vergleich zu vorher die höchsten Einsparungen aufweisen („Delta“-Förderung, Delta abgeleitet aus dem Delta der Veränderung bzw. dem Unterschied zwischen vorherigem Verbrauch und künftiger Einsparung).
Die Gefahr, die auf der anderen Seite gesehen wurde, war das Abwarten der Eigentümer darauf, dass die Förderung noch weiter steigt, respektive die baulichen Maßnahmen günstiger werden. Zum anderen ließe sich zum Zeitpunkt der Sanierung nur schätzen, wie hoch die Einsparung ausfällt. Die tatsächliche Ersparnis wäre erst Jahre danach tatsächlich ermittelbar. Durch das Abwarten käme die Energiewende aber ins Stocken, da der CO2-Ausstoß langsamer abgebaut würde.
Einsparungen haben auch mit dem Nutzerverhalten der Eigentümer zu tun. Wird ein Objekt nach Fertigstellung der Sanierung verkauft, ändert sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Energieverbrauch. Sei es durch mehr oder weniger Bewohner, sei es aufgrund eines anderen Heizverhaltens.
Niedrige Zinsen der beste Anreiz
Bereits heute stehen Eigentümern von Bestandsimmobilien zahlreiche Fördermaßnahmen, neben kostengünstigen Darlehen auch direkte Zuschüsse, zur Verfügung (6). Dazu zählen
- Zinsgünstige Darlehen für energieeffiziente Umbaumaßnahmen, beispielsweise neue Fenster.
- Ergänzungskredit für die Umstellung der Heizungsanlage
- Zinsgünstige Darlehen für die Nutzung erneuerbarer Energien und Photovoltaik
- Investitionszuschuss für die energieeffiziente Sanierung
- Zuschuss für die Baubegleitung der Maßnahme durch einen Experten für Energieeffizienz
- Zuschuss für den Einbau von Brennstoffzellen in das Eigenheim
Zinsgünstige Darlehen in Kombination mit der Einsparung an Energiekosten haben sich als sinnvollster Weg bei der Umsetzung der Energiewende bei privaten Haushalten herauskristallisiert. Das Programm 151 der KfW für energieeffizientes Sanieren wartet derzeit (Stand April 2017) mit einem effektiven Jahreszins von 0,75 Prozent auf.
Dieser Zinssatz gilt für ein Volumen von 100.000 Euro für ein Energieeffizienzhaus oder für 50.000 Euro bei Einzelmaßnahmen und Maßnahmepaketen. Darüber hinaus benötigte Gelder sind im Rahmen einer Baufinanzierung zu ebenfalls aktuell extrem günstigen Konditionen erhältlich.
Abwarten ist für Eigentümer von Bestandsimmobilien sicher die falsche Strategie. Den Energieverbrauch senken und sofort von niedrigeren Kosten profitieren zeigt sich als zielführender.
Umstellung auf erneuerbare Energien nicht der alleinige Schlüssel
Bei der Diskussion um die Absenkung der CO2-Werte wurde deutlich, dass es mit einer reinen Umstellung auf erneuerbare Energien bei Immobilien nicht getan ist. Diese kann nur erfolgreich sein, wenn sie von energieeffizienten Maßnahmen begleitet wird, da auch die Verwendung erneuerbarer Energien zu einem Entweichen von Energie aus dem Haus führt.
Das reine Abstellen auf CO2-Anforderungen berücksichtigt diesen Sachverhalt allerdings nicht. Dieser muss aber ebenfalls bei einer Analyse hinzugezogen werden, da auch die Erzeugung regenerativer Energie mit Kosten verbunden ist, die wiederum nur durch eine bauweisenbedingte Einsparung gesenkt werden können.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Die Bundesregierung – Abschnitt zur CO2 Emission der Energiewende
(2) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit – Der Klimaschutzplan 2050 (PDF)
(3) Kreditanstalt für Wideraufbau KfW – Vom Wärmeschutz zum Klimaschutz – wo sind die Stolpersteine? (PDF)
(4) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit – Die Energieeinsparverordnung (EnEV)
(5) Kreditanstalt für Wideraufbau KfW – Förderung für energieeffizientes Bauen, Programm 153
(6) Kreditanstalt für Wideraufbau KfW – Die KfW-Förderprogramme in der Übersicht