Deutsche Bank vollzog Postbank-Fusion – nun folgt Sparkurs
Die Braut war für den Hochzeitsmarkt herausgeputzt – alleine, denn es wollte sie keiner haben. Jahrelang hatte die Deutsche Bank nach einem Käufer für die Postbank gesucht, vergeblich.
So fiel die Entscheidung, den gelben Riesen im Konzern zu halten und damit direkten Zugriff auf über fünf Millionen Girokonten und 320.000 Geschäftskonten zu erlangen. Am 25. Mai 2018 wurde die Integration in den Deutsche Bank Konzern abgeschlossen und der Handelsregistereintrag der Postbank AG gelöscht.
Seit diesem Datum firmiert die ehemalige Retailtochter der Deutsche Bank AG, die Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG (PGK), nun als „Postbank – eine Niederlassung der DB Privat- und Firmenkundenbank AG“. Abgesehen von der Harmonisierung der IT-Systeme bringt die Integration aber noch mehr mit sich. Im Raum steht das Wort „Stellenabbau“. Was genau plant der Konzern?
- Postbank mit Deutsche Bank PGK verschmolzen
- Massiver Stellenabbau geplant
- Kosten für Umbau des Konzerns geschätzt bei 1,8 Mrd Euro
- Branding „Postbank“ bleibt erhalten
Sewing setzt um, was Cryan plante
Der neue starke Mann der Deutsche Bank AG, Christian Sewing, will konsequent umsetzen, was sein Vorgänger John Cryan plante. Kostensenkung durch Personalabbau lautet die Maxime. Allerdings gelten jetzt neue Zahlen. Cryan hatte 9.000 Stellen im Visier, davon die meisten im Investmentbanking, vorwiegend in den USA und Großbritannien.
Die Fusion zwischen Postbank und PGK bedeutet, dass eine Zentrale überflüssig ist. Als nächster Schritt steht die Fusion der beiden Bausparkassen an. Hinsichtlich der Stellenstreichung sollen von den 30.000 Beschäftigten in der Privatkundensparte rund 6.000 Beschäftigte das Unternehmen bis 2021 verlassen. Dabei setzt die Bank auf Ruhestandsregelungen und natürliche Fluktuation. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis zu diesem Jahr ausgeschlossen. Damit erhöht sich die von Cryan benannte Zahl signifikant. Andere Stimmen sprechen von rund 15 Prozent der Beschäftigten in diesem Segment.
Sewing will den Stellenabbau innerhalb weniger Monate durchziehen, Gespräche mit Verdi sind für das dritte Quartal 2018 angesetzt. Dieses Investment in eine profitablere Zukunft wird die Bank geschätzt 800 Millionen Euro kosten. Der Gesamtumbau der Bank soll für die Frankfurter Schätzungen zufolge 1,8 Milliarden Euro betragen.
Ursprünglich sollte die Postbank im Jahr 2016 weiter verkauft oder als eigenständige Aktiengesellschaft an die Börse gebracht werden. Es fanden sich allerdings keine Investoren, die ernsthaftes Interesse hatten. Der Plan des Börsengangs wurde aufgrund der Umsetzungsregeln von Basel III jedoch auf 2017 verlegt. Überraschend erklärte dann John Cryan im März 2017, dass die Postbank mit der Deutsche Bank PGK AG verschmolzen werden soll.
Ein Unternehmen, zwei Markenzeichen
Es ist nicht geplant, den Produktnamen „Postbank“ vom Markt zu nehmen. Theoretisch finden sich künftig unter einem Filialdach zwei Produkte. Wie die Deutsche Bank damit umgehen wird, ist nicht bekannt. Es ist allerdings nicht zu vermuten, dass einem Postbankkunden in einer blauen Filiale das Gespräch verweigert wird. Möglicherweise geschieht dies mit einer Einwilligungserklärung, wie sie auch schon die Kunden der Deutsche Bank AG unterschreiben mussten, wenn Mitarbeiter der Deutsche Bank PGK AG auf die Kontodaten zugreifen sollten.
Die Postbank verfügte im Jahr 2015 über 1.066 Geschäftsstellen und über 4.000 freie Handelsvertreter. Allerdings ist öffentlich nicht bekannt, ob dazu auch beispielsweise die Postfilialen im Getränkemarkt der kleineren Ortschaften zählen. Die Deutsche Bank strich im Jahr 2017 fast 200 Filialen. Auf den ersten Blick stellt sich nun die Frage, wie der Zuwachs an Filialen mit der Schließung auf der anderen Seite zu vereinbaren ist.
Die Antwort wurde bereits kommuniziert. Die Postbank will bis Ende 2018 rund 100 Standorte schließen. Offen bleibt allerdings die Frage, ob es sich dabei ausschließlich um die klassischen Postbank-Filialen handelt, oder auch um Agenturen des Beamtenheimstättenwerkes, kurz BHW, der Bausparkasse der Postbank.
Zumindest ein positiver Aspekt kommt auf die Deutsche Bank Altkunden der „DB Privat- und Firmenkundenbank Deutschland AG“ zu. Durch die Fusion ist das Institut auch wieder in der Fläche vertreten, Distanzen von 30 Kilometern oder mehr zur nächsten Filiale dürften der Vergangenheit angehören.
Eine Sprecherin der Deutsche Bank AG erklärte, dass die Kunden der Postbank im günstigsten Fall nichts von der Integration mitbekämen. Kontonummern und Bankleitzahlen bleiben erhalten. Allerdings kann die Deutsche Bank jetzt auf die Einlagen der Postbankkunden zugreifen.
Quellen und weiterführende Links
(1) Business Insider Deutschland – Die Postbank wird in die Deutsche Bank integriert: Was das für die Kunden bedeutet
(2) Deutsche Welle – Deutsche Bank schließt Postbank-Fusion ab
(3) Frankfurter Allgemeine – Wo die meisten Deutsche-Bank-Filialen schließen
(4) Handelsblatt – Postbank schließt mehr als 100 Filialen – keine Entlassungen geplant