Schweiz stimmt über Vollgeld ab
Am 10. Juni 2018 praktizierte die Schweiz einmal mehr ihre direkte Demokratie. In einem Volksentscheid stimmten die Eidgenossen über eine mögliche Revolution im Bankensystem ab. Zur Wahl stand die Frage, ob Buchgeld durch Vollgeld ersetzt werden soll.
Wie hat sich die Schweiz entschieden und was steckt dahinter?
- Die Abstimmung zur Monopolisierung der Geldschöpfung durch die Zentralbank entschied für das das bisherige System.
- Banken schaffen durch Kreditvergabe selbst Geld ohne physischen Gegenwert.
- Bargeldschaffung durch unbare Kreditvergabe sollte in die Aufgaben der Zentralbank integriert werden, wurde aber abgelehnt.
Das Wahlergebnis
Es kam in der Schweiz zu keiner Revolution im Banksektor. Die schweizerische Bevölkerung sprach sich mit der überwältigenden Mehrheit von 75 Prozent dafür aus, am bisherigen System festzuhalten. Das bedeutet, dass weiterhin Buchgeld eingesetzt wird.
Banken schaffen Geld
Verbraucher gehen im Allgemeinen davon aus, dass es Sache der Notenbanken ist, Geld zu schaffen, also Scheine zu drucken und Münzen zu prägen. Das ist im Ansatz auch durchaus richtig. Immer häufiger steckt hinter „Geld“ aber kein physisches Produkt mehr, sondern nur noch eine Buchung. Den Befürwortern der schweizerischen Initiative ging es um Folgendes:
Beantragt ein Kunde einen Kredit über 10.000 Schweizer Franken, überweist ihm die Bank den gewünschten Betrag. Da es sich nur um eine elektronisch durchgeführte Buchung handelt, steigt das Geldvolumen in der Schweiz um 10.000 CHF, ohne dass der Betrag an anderer Stelle „abgezweigt“ wurde. Der Kreditnehmer überweist mit dem Betrag eine Rechnung. Wiederum findet die Buchung nur elektronisch statt, es beeinflusst nicht die wirkliche Menge des physisch vorhandenen Geldes. Dass eine Bank die Einlagen der Sparer nutzt, um diese als Kredite zu vergeben, entspricht schon lange nicht mehr der Realität.
Die Kritiker dieses Systems unterstellen, dass damit die Geldmengen der Banken aufgebläht werden, ohne, dass ein Wert gegenübersteht. Ihre Forderung zielte darauf ab, die Geldschöpfung bei der Zentralbank zusammenzufassen und die Geldkreisläufe für Buchgeld und Kreditgeld dort zusammenzufassen. Bislang müssen die schweizerischen Banken nur 2,5 Prozent der Kreditsumme als Mindestreserve hinterlegen.
Gerät eine Bank in Zahlungsschwierigkeiten und bricht gar zusammen, beläuft sich der Verlust auf ein Vielfaches dessen, was an tatsächlichen Werten vorhanden ist. Die Befürworter des Vollgeldes argumentieren weiter, dass das Geld bei den Banken tatsächlich den Kunden gehört und nicht in die mögliche Konkursmasse fällt.
Wie das Wahlergebnis zeigt, gibt es allerdings mehr Kritiker einer Monopolisierung der Geldschaffung durch die Zentralbanken. Der Princeton-Ökonom Markus Brunnermeier sieht die Gefahr darin, dass bei einer kompletten Regulierung des Geldsystems unregulierte Lösungen, wie beispielsweise der Bitcoin, zunehmend an Attraktivität gewinnen. (1)
Was bedeutet das Wahlergebnis für die Schweizer und eventuell für die deutschen Verbraucher?
Da sich nichts ändert und das bisherige System beibehalten wird, bleibt alles beim Alten. Die Banken werden weiterhin Geld schaffen, ohne dass sie deswegen auf die Einlagen ihrer Kunden zurückgreifen müssen. Für deutsche und europäische Verbraucher generell gibt es auch keine Veränderung. Möglicherweise hätte ein Erfolg des Referendums eine Diskussion in der Europäischen Union angestoßen, da das Prinzip der Geldschöpfung durch Buchkredite hierzulande faktisch genauso praktiziert wird.
Quellen und weiterführende Links
(1) Stern online: Eine Schweizer Initiative will die Macht der Banken brechen – mit dieser revolutionären Idee