Solarenergie auf dem Vormarsch
Erneuerbare Energien spielen auf dem deutschen Strommarkt eine immer größere Rolle – so auch die Solarenergie. Im Mai wurde nun ein neuer Rekord für die durch Photovoltaik-Anlagen produzierte Strommenge aufgestellt.
Nach Berechnungen des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) wurden im Mai 5,57 Terawattstunden Strom produziert. Das entspricht 12,3 Prozent der gesamten Nettostromerzeugung in Deutschland.
Die Photovoltaikanlagen stehen damit nahezu auf einer Stufe mit den deutschen Kernkraftwerken, die im gleichen Zeitraum 5,65 Terawattstunden Strom produzierten und sich für 12,5 Prozent der Stromerzeugung verantwortlich zeichneten.
Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen zieht an
Das hohe Rekordhoch in der Solarstrom-Produktion ist vor allem auf die erhöhte Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen zurückzuführen. Dennoch liege ein Großteil des Solarstrom-Potenzials noch brach.
So könnte nach Einschätzung von Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) die in Deutschland installierte Solarstromleistung von derzeit 42 Gigawatt auf über 300 Gigawatt im Jahr 2030 gesteigert werden. Dies sei auch wichtig, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
Doch auch das aktuelle Wachstum kann sich sehen lassen. Der Zubau von Photovoltaik-Anlagen lag in den ersten vier Monaten dieses Jahres über 60 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Beständig sinkende Systemkosten geben der Nachfrage ordentlich Rückenwind.
Trend geht zur Eigennutzung
Solarstrom kann mittlerweile für sechs Cent pro Kilowattstunde erzeugt werden und damit etwa halb so teuer wie die Preise regionaler Versorgertarife. Daher geht der Trend dazu, selbst erzeugten Solarstrom auch selbst zu verbrauchen. Etwa 50 Prozent der Eigenheimbesitzer mit Photovoltaik-Anlage kombinieren diese mit einem Heimspeicher.
Die Preise für diese Heimspeicher sind in den vergangenen vier Jahren um 40 bis 50 Prozent zurückgegangen. Mit dem überschüssigen Strom können Eigenheimbesitzer bares Geld verdienen, indem sie diesen ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Wie hoch die Vergütung pro Kilowattstunde ausfällt, regelt der Paragraf 48 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2017 (1).
Die Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage kann zudem über die Förderprogramme der KfW günstig finanziert werden, was die Nutzung von Solarenergie noch attraktiver macht. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Immobilien-Ratgeber.
Zahlen zur Energieentwicklung in Deutschland
Die Energiewende in Deutschland ist seit einigen Jahren beschlossene Sache, bis zum Jahr 2050 soll der Anteil der Erneuerbaren Energie am Stromverbrauch auf 80 Prozent steigen. Des weiteren wurden u. a. der Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahr 2022 beschlossen und im EEG Zwischenziele definiert. So sollen im Jahr 2025 bereits 40 bis 45 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien gewonnen werden.
Die ersten Schritte auf diesem Wege sind gemacht. Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung stieg laut des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zwischen 2010 und 2016 von 17,0 Prozent auf 31,7 Prozent. Solarkraft sorgt etwa für ein Fünftel des Stroms aus regenerativen Energien. 2010 lag der Anteil von Solarenergie am erneuerbaren Strommix noch bei gut 11 Prozent.
Wie bereits angedeutet, ist der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossene Sache. Zudem konnte im Mai erstmal fast die gleiche Menge Strom aus Solarenergie gewonnen werden wie aus Kernenergie. Gemessen auf ein ganzes Kalenderjahr wird jedoch noch deutlich mehr Atomstrom produziert (84,6 Mrd. Kilowattstunden zu 38,2 Kilowattstunden).
Braunkohle hält sich wacker
Dass diese Zahlen sich umkehren, ist jedoch nur noch eine Frage der Zeit. Die produzierte Menge an Kernenergie wurde in den vergangenen Jahren bereits halbiert, während im vergangenen Jahr 17mal mehr Solarstrom erzeugt als noch zehn Jahre zuvor.
Eine ähnlich steile Entwicklung kann kein anderer regenerativer Energieträger vorweisen. Zwar verzeichnen Windkraft und Biomasse ebenfalls starke Anstiege (Wasserkraft stagniert hingegen), mit dem Vormarsch der Solarenergie können sie nicht mithalten.
Ein weiteres Detail in den Zahlen des DIW: Noch immer ist Braunkohle der Energieträger, durch den am meisten Strom erzeugt wird. Und während alle anderen fossilen Energieträger immer weniger genutzt werden, wurde 2016 die selbe Menge Kilowattstunden durch Braunkohle erzeugt wie noch 2006. Die Energiewende ist also bei weitem noch nicht am Ende ihrer Entwicklung.
Weiterführende Informationen und Links
(1) Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz – Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz – EEG 2017), § 48 Solare Strahlungsenergie