Die deutsche Bauwirtschaft – solide Aussichten für die Branche
Nach wie vor steht die Zahl von 400.000 fehlenden Wohneinheiten in Deutschland im Raum. Die deutschen Bauunternehmer konnten im Jahr 2015 immerhin 248.000 Einheiten fertigstellen.
Für den Zeitraum 2016 / 2017 rechnen Experten mit einer Fertigstellung von bis zu 300.000 Einheiten. Damit zeigt sich die Baubranche als stabiles Fundament der deutschen Wirtschaft.
Die Impulse gehen aber nicht nur vom privaten Wohnungsbau aus. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt – und Raumforschung (BBSR) erwartet auch massive Investitionen seitens der öffentlichen Hand. Lediglich im gewerblichen Segment rechnen die Bonner mit einer leichten Stagnation.
Auf der anderen Seite stieg die Zahl der Genehmigungen für Fabrikneubauten. Wachstumstreiber ist aber nicht nur der Neubau. Maßnahmen an Bestandsimmobilien, die aus einer regen Handelstätigkeit herrühren, sorgen ebenfalls für Wachstum. Außerdem: der Erwerb einer Immobilie geht häufig mit Sanierung oder Renovierung einher.
Die Rede hinsichtlich der Prognosen für das Baugewerbe kann aber nicht nur vom Wohnungsbausektor sein. Die Gemeinden verfügen durchaus über die Mittel, um Gelder in die Verkehrsinfrastruktur zu stecken. Darüber hinaus werden von der Deutschen Bahn ebenfalls Investitionen erwartet.
Die Verteilung des Bauvolumens
Im Jahr 2015 verteilte sich das Gesamtvolumen von 335,5 Milliarden Euro für die Aufträge der Bauwirtschaft wie folgt:
- Wohnungsbau: 189,2 Milliarden Euro
- Wirtschaftsbau: 100,9 Milliarden Euro
- Öffentliche Bauvorhaben: 45,4 Milliarden Euro
Im Wohnungsbau entfielen 58,3 Milliarden Euro auf Neubauten, 180,3 Milliarden Euro auf Sanierung und Renovierung von Bestandsimmobilien.
Nach wie vor nimmt der Wohnungsbau über die Hälfte des gesamten Bauvolumens ein. Mehrfamilienhäuser dominieren dieses Teilsegment seit Jahren mit zweistelligen Zuwächsen. Treibende Kraft sind hier die neuen Bundesländer, allerdings auch das Land Berlin mit seiner katastrophalen Wohnraumsituation.
Die hohen Transaktionszahlen bei Bestandsimmobilien erklären den Anteil von 70 Prozent der Ausgaben im Wohnungsbau für Sanierungen. Die Teilmodernisierungen bei Bestandsimmobilien nehmen wiederum 85 Prozent der Leistungen für Sanierungen für sich ein.
Einen besonderen Stellenwert nehmen hier die Ausgaben für energieeffiziente Baumaßnahmen ein. Über 53 Milliarden Euro flossen im Jahr 2015 in Bestandsimmobilien zu energetischen Modernisierungen. Dennoch sind die Volumina für diese Investitionen im Ganzen rückläufig.
Die Kluft zwischen Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe
Das Bauhauptgewerbe profitierte überdurchschnittlich von der positiven Konjunktur der letzten Jahre. Durch die Nachfrage im Neubau verzeichnete das Hauptgewerbe deutlich höhere Zuwachszahlen als das Ausbaugewerbe.
Dennoch kommt dem Ausbaugewerbe eine größere und gewichtigere Rolle zu. Rund 60 Prozent aller Beschäftigten der Bauwirtschaft arbeiten im Ausbau. Das Bauhauptgewerbe verzeichnet noch eine andere Entwicklung: Trotz rückläufiger Arbeitnehmerzahlen stieg die Zahl der Arbeitsstunden, so das BBSR. Offensichtlich müssen die Unternehmen den Mangel an Fachkräften aktuell durch Überstunden kompensieren.
Das Ausbaugewerbe ist nach wie vor in der Hand kleinerer Unternehmen. Die Zahl der Firmen steigt kontinuierlich an, 90 Prozent beschäftigen jedoch nur zehn Mitarbeiter oder weniger.
Für die Beteiligten im Baugeschäft gilt, dass die Auftragslage nach wie vor positiv eingeschätzt wird. Die solide Auftragslage wird vermutlich auch durch die geringe Preissteigerung von nur zwei Prozent jährlich unterstützt.
Quellen und weiterführende Informationen
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) – Bericht zur Lage und Perspektive der Baubranche 2017 (PDF)