Steigende Nachfrage nach Unternehmenskrediten ungebrochen
Die Quartalsauswertung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für das dritte Quartal 2017 zeigt zwar etwas weniger ansteigende Werte. Dennoch bewegt sich die Kreditnachfrage der Unternehmen immer noch auf einem Rekordhoch.
Bereits seit einiger Zeit steigt die Kreditnachfrage der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahresquartal an. Das unterstreicht die positive wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Was sind die Ursachen?
Konjunkturdaten auf bestem Niveau
Nach wie vor „brummt“ die Wirtschaft in Deutschland. Die Nachfrage nach Krediten durch Unternehmen und Selbstständige hat mit einem Plus von 3,9 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode etwas weniger stark zugenommen, als im zweiten Quartal 2017 (+4,8% gegenüber Q2 2016). Dennoch sind die Experten der KfW optimistisch, dass die steigende Nachfrage anhält. Als Gründe dafür benennen sie
- Die Arbeitslosenquote hat mit 5,6 Prozent den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung.
- Die Kapazitätsauslastung liegt weit über ihrem historischen Mittel.
- Die jüngsten Ifo-Umfragen bei den Unternehmen sehen nach wie vor eine hervorragende Konjunktur.
Trotz des leichten Rückgangs deuten alle Anzeichen darauf hin, dass die Kreditvergabe an gewerbliche Kreditnehmer ihre aktuelle Dynamik beibehält. Den Dämpfer führt die KfW auf die ausgezeichnete Eigenmittelausstattung der Unternehmen zurück.
Das ausgezeichnete Umfeld für eine Kreditnachfrage wird lediglich dadurch beeinträchtigt, dass die Firmen aktuell relativ kreditunabhängig agieren können. Für ein Anhalten der positiven Entwicklung bei gewerblichen Krediten sprechen neben der Wirtschaftslage noch weitere Faktoren.
- Die anhaltende Güternachfrage macht Neuinvestitionen notwendig. Stehen keine Eigenmittel zur Verfügung, greift eine Finanzierung.
- Die Europäische Zentralbank hat ihren Ausstieg aus den Anleiheaufkäufen angedeutet.
- Die Kosten für Kredite bewegen sich nach wie vor auf einem Niedrigrekordniveau.
- Eine erste, sehr zarte Trendwende bei den Zinsen wird vom Markt als wahrscheinlich angenommen.
Der Dämpfer im dritten Quartal hat einen durchaus positiven Aspekt. Die deutsche Wirtschaft ist weit von einer Kreditblase entfernt, das Wachstum im Kreditsektor fällt gesund aus. Bis auf die Jahre von 2007 bis 2009 war die Vergabe von Unternehmenskrediten seit 1999 rückläufig.
Eine signifikante Trendwende setzte ab Mitte 2015 ein. Sämtliche Einflussfaktoren auf die Kreditvergabe seien, so die KfW, auf einem Niveau, welches auch weitere Zuwächse erwarten lässt. Die deutsche Konjunktur ist voll „im grünen Bereich“.
Die Berechnungsmethodik für den Kreditausblick
Es stellt sich für den Laien natürlich die Frage, welche Methodik dazu führt, dass die KfW diese Aussagen treffen kann, da hier mehr dazu gehört, als die Interpretation einer Ifo-Umfrage.
Auf der Grundlage der Angaben der Deutschen Bundesbank wird das Kreditneugeschäft im Rhythmus von drei Monaten analysiert. Nicht berücksichtigt werden Wohnungsbaukredite und Darlehen an die Akteure auf dem Finanzmarkt. Bei der Betrachtung der Kreditvolumina wird ein regelmäßiges Tilgungsverhalten alle drei Monate unterstellt. Die Differenz zum vorigen Quartal zeigt, ob es einen Anstieg oder ein Abflachen bei der Neukreditvergabe gab.
Die Prognose wiederum basiert auf den Zinsen für den Zwölfmonatsgeldmarkt, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) und den Unternehmensinvestitionen. Nicht berücksichtigt werden Investitionen der öffentlichen Hand. Diese Daten werden um wirtschaftliche Frühindikatoren ergänzt. So entstehen Prognosen, die in der Vergangenheit unter „Normalbedingungen“ durchaus belastbar waren.