Banken streng wie nie bei Unternehmensfinanzierung – gibt es Alternativen?
Die jüngsten Ergebnisse einer regelmäßigen Ifo-Studie zur Kreditvergabe bestätigten die Vermutungen, dass der Bedarf nach Unternehmenskrediten im zweiten Quartal dieses Jahres aufgrund der Coronakrise deutlich steigen wird. Gleichzeitig sahen sich die Banken gezwungen, auf strengere Bedingungen bei der Kreditvergabe zu setzen – und zwar so streng wie seit Beginn der Datenerhebung noch nicht. Vielen Unternehmen verschiedenster Branchen bleiben daher neue Kredite verwehrt. Eine Alternative bilden KfW-Kredite, von denen coronabedingt so viele wie noch nie vergeben wurden. Mehr Infos dazu sowie weitere Alternativen und Tipps zur Unternehmensfinanzierung finden Sie hier!
- Laut Ifo-Institut führten im zweiten Quartal 2020 34,4 Prozent der befragten Unternehmen verschiedenster Branchen Kreditverhandlungen mit Banken. In Q1 waren es noch 29,3 Prozent. (1)
- Davon wiederrum berichteten 19,4 Prozent von einem zurückhaltenden Verhalten der Banken bei der Kreditvergabe (Q1 2020: 15,1 Prozent). (1)
- Zur Unterstützung der Wirtschaft vergab die KfW so viele Kredite wie noch nie. Im ersten Halbjahr 2020 verdreifachte sich allein die inländische Fördermenge auf 63 Milliarden Euro. (2)
- Neben der Kreditaufnahme empfiehlt sich Unternehmen in Krisenzeiten vor allem die Liquiditätssicherung. Wer dennoch Kredite benötigt und keine Chance bei der Hausbank und den staatlichen Fördereinrichtungen hat, sollte sich an Experten in der Unternehmensfinanzierung wenden, zum Beispiel COMPEON.
Gestiegene Nachfrage nach Unternehmenskrediten in Coronakrise
Dass die Nachfrage nach Unternehmenskrediten in der Coronakrise steigt, ist keine große Neuigkeit. Für das zweite Quartal 2020 konnte eine deutliche Zunahme beim Interesse an Unternehmensfinanzierungen registriert werden, wenngleich kein neuer historischer Höchststand erreicht wurde.
Das Ifo-Institut, ein Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut, befragt regelmäßig Unternehmen verschiedenster Branchen zur Finanzierung in ihren Unternehmen. Für Q2 2020 gaben 34,4 Prozent der befragten Unternehmen an, Kreditverhandlungen mit Banken geführt zu haben (1). Der bisherige Höchstwert wurde allerdings Anfang 2017 vom Ifo-Institut ermittelt. Anfang 2020 lag der Wert hingegen unter dem aktuellsten, nämlich bei 29,3 Prozent (1). Konkret verteilten sich die Anteile derer, die in Q2 nach neuen Krediten fragten und Kreditverhandlungen führten, folgendermaßen auf die verschiedenen Branchen auf (1):
- Gastronomie: 68,7 Prozent
- Hotels: 60,7 Prozent
- Reise: 50,7 Prozent
- Einzelhandel: 37,6 Prozent
- Industrie: 34,6 Prozent
- Großhandel: 31,1 Prozent
- Bau: 23,8 Prozent
Im Großhandel und Bau wurden somit zuletzt unterdurchschnittlich viele Kreditgespräche geführt. Laut dem Ifo-Institut sei der Bau aber auch geringer von der Coronakrise betroffen.
Strengere Kreditbedingungen für viele Branchen
Einen neuen Höchststand gab es seit Ausbruch der Corona-Pandemie allerdings an anderer Stelle zu verzeichnen: “Von denen, die verhandelten, berichteten 19,4 Prozent von einem eher zurückhaltenden Verhalten der Banken”, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Befragungen beim Ifo-Institut. “Dies ist der Höchststand seit 2017.” (1) Die Kreditinstitute sind also vorsichtiger und strenger bei der Kreditvergabe geworden.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut schaute auch bei dieser Datenerhebung auf die unterschiedlichsten Branchen, stellte hier aber weniger gravierende Unterschiede fest. Der Durchschnittswert aller untersuchten Branchen lag bei 19,4 Prozent (Q1 2020: 15,1 Prozent). Mit 22,1 Prozent beklagte die Industrie häufiger strengere Vorgehen bei der Kreditvergabe, als der Durchschnitt. Knapp unter dem Durchschnitt lag die Dienstleistungsbranche mit 19 Prozent. Im Großhandel war sogar ein Rückgang zu verzeichnen, von 14,6 auf 13,0 Prozent.
Den stärksten Anstieg erlebte das Bauhauptgewerbe. Während das Niveau im ersten Quartal 2020 noch bei 6,6 Prozent lag, stieg es im zweiten Quartal auf 17,4 Prozent an (1).
Nach Ansicht verschiedener Ökonomen soll es mindestens bis Ende 2021 dauern, bis die Wirtschaft wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht hat. Möglicherweise gilt das auch für die Bankenregularien bei der Kreditvergabe.
Deutschen Bundesbank prüft Kreditstandards
Nicht nur das Ifo-Institut, sondern insbesondere auch die Deutsche Bundesbank prüft regelmäßig die Kreditstandards für Unternehmen. Mit der Bank Lending Survey erfolgt eine quartalsweise Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken.
Die erste Frage dieser Umfrage bezieht sich auf die Entwicklung der Kreditrichtlinien der Banken für die Gewährung von Krediten an Unternehmen. Der Wert im Diagramm beschreibt jeweils die Veränderung zum vorherigen Quartal. Liegt der Wert über 0 Prozent, haben sich die Kreditstandards verschärft. Liegt der Wert unter 0 Prozent, wurden die Standards gelockert.
Wie dem folgenden Diagramm entnommen werden kann, haben sich die Kreditstandards für die Unternehmen im ersten und zweiten Quartal dieses Jahres deutlich verschärft:
KfW vergibt so viele Kredite wie noch nie
Abseits der klassischen Kreditinstitute können betroffene Unternehmen auch Gelder vom Bund und den Ländern erhalten oder von der staatlichen Förderbank KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau. In der Coronakrise hat sie so viele Förderhilfen vergeben wie noch nie. Vorstandschef der KfW, Günther Bräuning, sagte dazu während der Präsentation der Halbjahresbilanz: „Die KfW hat im ersten Halbjahr 2020 die höchste Förderleistung ihrer Geschichte abgeliefert, in einer Zeit, in der durch die Corona-Krise die deutsche Wirtschaftsleistung so stark eingebrochen ist wie nie zuvor“ (2).
Konkret verdreifachte sich die inländische Fördermenge wegen der Corona-Hilfen auf 63 Milliarden Euro. Insgesamt wuchs das Fördervolumen sogar auf 76,2 Milliarden Euro. Einen bitteren Beigeschmack hat die Coronakrise aber auch für die KfW: Wegen der wachsende Vorsorge für Kreditausfälle musste die Förderbank im ersten Halbjahr einen Verlust von 576 Millionen Euro verzeichnen. „Die KfW bleibt aber mit einer Kernkapitalquote von 23,5 Prozent gut aufgestellt“, so der Vorstandschef (2).
Bislang seien Corona-Hilfskredite über 44,2 Milliarden Euro zugesagt worden. Der Großteil der Anträge dafür ging seit März bis Ende Juni ein, seitdem habe sich die Nachfrage deutlich verringert (3). Die KfW betonte, dass insbesondere der deutsche Mittelstand von den Hilfen profitiere (4).
Zusammen mit anderen staatlichen Corona-Hilfen für Unternehmen liegt die bereits bewilligte Gesamtsumme bei 68,2 Milliarden Euro:
Tipps für Unternehmen in der Coronakrise
Nicht jedes Unternehmen und jeder Selbstständiger hat jedoch Chance auf einen Förderkredit der KfW, der im Übrigen über die Hausbank zu beantragen ist. Die Mittel aus dem Hilfspaket des Bundes sind darüber mit Ende Mai ausgelaufen, die Mittel der meisten Bundesländer ebenfalls. Was bleibt also den Unternehmen, die dennoch Finanzierungsbedarf haben?
Eine Option bietet unser Vergleich für Firmenkredite. Hier finden Selbstständige, Freiberufler und Unternehmen nicht nur Kredite klassischer Banken, sondern auch von Vermittlern oder Kreditplattformen, über die etwa sogenannte P2P-Kredite vergeben werden können. Kostenlose und unverbindliche Kreditanfragen steigern die Chance auf einen Kredit. Dabei ist es sinnvoll, sich an Spezialisten in der Unternehmensfinanzierung zu wenden. Eine Empfehlung der Redaktion ist der breit aufgestellte Vermittler COMPEON.
Neben der Aufnahme neuer Liquidität ist es aber auch wichtig, die eigene Liquidität im Unternehmen so gut wie möglich zu sichern. Dafür bieten sich verschiedene Optionen an, zum Beispiel die Nutzung eines Mietkautionskontos sowie von Factoring oder die Aufnahme von Kreditalternativen, wie einem Kontokorrentkredit oder einem Policendarlehen.
Quellen und weiterführende Links
(1) Ifo-Institut – ifo: Firmen fragen in der Coronakrise mehr Kredite nach, Banken aber sind zurückhaltender
(2) Börse Online – KfW macht 576 Mio Euro Verlust – Höchstes Fördervolumen der Geschichte
(3) BMWi – Corona-Hilfen für Unternehmen
(4) SZ – Hohe Nachfrage nach KfW-Förderkrediten