Baukredite im Juni – was sagt der Trend?
Deutschland baut und Deutschland kauft. Die Bauwirtschaft zeigt sich nach wie vor als einer der Motoren der Konjunktur. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass nicht nur die Nachfrage nach Immobilien besteht, sondern auch der Wille der Verbraucher da ist, zu kaufen und zu bauen.
Die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt, einhergehend mit den täglichen Horrormeldungen über die Mietsteigerungen, wirft natürlich die Frage auf, wie steht es mit der Kreditnachfrage? Wir haben die aktuellen Zahlen der Dr. Klein AG analysiert.
Darlehensvergabe zeigt, der Ausverkauf auf dem Immobilienmarkt hält an
Die anhaltend niedrigen Zinsen führen dazu, dass sich Verbraucher offensichtlich trauen, sich mehr Immobilie als in der Vergangenheit zu leisten. Die durchschnittliche Darlehenshöhe stieg im Juni erstmals über die Marke von 200.000 Euro.
Ein leichter Anstieg, wie auch bereits im Mai, von 2.000 Euro im Mittel führte dazu, dass erstmals die Marke von 201.000 Euro geknackt wurde. Nach einem Tief im Januar 2017 dürfte der langsame Anstieg seit dem auch auf die steigenden Immobilienpreise zurückzuführen sein.
Mit dem Anstieg der Darlehenshöhe stieg auch eine andere Messgröße: der Beleihungsauslauf. Diese Kennziffer spiegelt wider, wie hoch das Darlehen in Relation zum Beleihungswert ausfällt. Mit 80,32 Prozent lag der Beleihungsauslauf erstmalig über der Marke von 80 Prozent, die im traditionellen Baufinanzierungsgeschäft als maximaler Beleihungsauslauf gesehen wird.
Die Zeiten und die Kreditvergabe-Standards haben sich im Gegensatz zu früher allerdings geändert. Einige Institute finanzieren Immobilienvorhaben bis zu 115 Prozent. Das bedeutet, dass auch die Baunebenkosten mittels Kredit finanziert werden können.
Tilgung und monatliche Rate
Steigende Kreditvolumina und höhere Beleihungsausläufe führten aber nicht dazu, dass Erwerber oder Bauherren unvorsichtig wurden. Die gemittelte Tilgung lag immerhin noch bei 2,86 Prozent. Dennoch war hier gegenüber Juni 2016 ein leichter Rückgang von 0,16 Prozent zu verzeichnen.
Ebenfalls stabil blieb die monatliche Rate. Für ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung, zwei Prozent anfänglicher Tilgung und einem Volumen von 150.000 Euro fiel im Juni bei einem Annuitätendarlehen ein Aufwand von 458 Euro an. Trotz einer kaum wahrnehmbaren Abwärtstendenz beim Baugeld ein Plus von zwei Euro im Monat gegenüber Mai 2017 (456 Euro).
Darlehensarten und staatliche Förderungen
Annuitätendarlehen sind der Klassiker in der Baufinanzierung. Endfällige Darlehen haben seit dem Wegfall des Steuerprivilegs für Lebensversicherungen in der Immobilienfinanzierung fast völlig an Bedeutung verloren. Annuitätendarlehen konnten in der Beliebtheitsskala jedoch noch einmal zulegen. Immerhin 77,6 Prozent der neu ausgereichten Baukredite im Juni waren annuitätischer Natur.
Immobilienerwerber scheinen sich der aktuellen Zinslage auch mittelfristig sicher zu sein. Anders ist der Rückgang bei Forward-Darlehen nicht zu erklären. Im Februar verzeichneten diese Kredite auf der Beliebtheitsskala noch ein Allzeithoch, wurden im Juni 2017 aber nur noch mit 11,39 Prozent vom Gesamtkreditvolumen nachgefragt.
Ähnliches gilt auch für KfW Kredite. Hier sank der Anteil am Gesamtvolumen auf 6,63 Prozent. Dies ist dahingehend nachvollziehbar, da es aktuell kaum einen Unterschied zwischen klassischen Annuitätendarlehen und den eigentlich zinsgünstigen KfW-Krediten gibt. Darlehen mit variablen Zinsen, in Hochzinsphasen häufig nachgefragt, haben mit 0,9 Prozent völlig an Bedeutung verloren.